Neugieriger Entdecker, Sammler und Jäger.

Willkommen in meiner ganz persönlichen Wunderkammer!
Wer reist, weiß: Die wahren Schätze sind selten aus Gold, sondern aus Staub,
Gebrauch und Erinnerung gemacht. Oft vielleicht unscheinbar, aber voller Geschichten.

Dieses Buch versammelt 100 solcher Fundstücke: Alltagsgegenstände,
spirituelle Objekte, kleine Kostbarkeiten. Jedes Teil ist aber Fenster in eine Kultur.
Die Sammlung eines neugierigen Flaneurs: halb Entdecker, halb Jäger.

Bruce Chatwin hat angemerkt, dass der Mensch im Kern ein Nomade sei –
getrieben von der Sehnsucht, unterwegs zu sein, Spuren zu lesen,
und in Dingen das Echo vergangener Wege zu erkennen.
In diesem Sinn sind auch diese Objekte nicht bloß Dinge,
sondern Wegmarken des Versuches die Welt im Gehen zu begreifen.

Eine Einladung. Zum Staunen, zum Schmunzeln, vielleicht auch zum
Nachdenken: wo fand man selbst ein besonderes Objekt das
eine ganze Reise zusammenfasst?
Eintreten, durchblättern, überraschen lassen
wie viel Welt in 100 Dingen steckt.

Meine Wunderkammer
100 Funde, Erinnerungen, Erlebnisse

 

Gerald Benesch

Koffer aus Rajasthan

Im Keller stapeln sich 5 Koffer dieser Art, voll mit meinen A3-formatigen Reisedokumentationen, meist nur angefangenen Tagebüchern, den meisten der Objekte die hier nachzulesen sind. Die Idee zu diesem Büchlein ergab sich durch die Frage wie sehr ich an diesen Objekten hänge obwohl sie im Keller auch gerne bleiben können, eine Sturzflut diesen und anderen Besitz dort gerne fortschwemmen könnte…

Was ist Besitz wert, der nur Staub ansetzt, in Zeiten wo meine gehörte Musik von Spotify kommt, Bücher einmalig aus der Bücherei entliehen werden? Dieses Büchlein begibt mich in Räume und Zeiten, die ich hier genussvoll digital festhalte. Ohne Staub drauf…

Köpfchen mit Glasperlen

Die kunstvollen Glasperlenarbeiten der Bamileke aus Kamerun sind tief in den kulturellen und königlichen Traditionen dieser Ethnie verwurzelt. Die Technik des Perlenbesatzes, insbesondere auf Holzskulpturen, ist ein charakteristisches Merkmal der Bamileke-Kunst und hebt sie von anderen afrikanischen Kunstformen ab. Diese Praxis dient nicht nur der ästhetischen Verschönerung, sondern auch der Darstellung von Macht und Status innerhalb der Gesellschaft.

Historisch gesehen wurden Glasperlen durch Handelsbeziehungen mit Europa und dem Nahen Osten eingeführt. Die Bamileke integrierten diese importierten Perlen in ihre Kunstwerke, wobei die Verwendung bestimmter Perlenarten den sozialen Rang des Trägers widerspiegelte. Beispielsweise waren bestimmte Perlenarten dem König (Fon) und hochrangigen Würdenträgern vorbehalten. Irgendwo in Afrika wurde jedenfalls auch dieses Köpfchen gemacht, im Bazar von Marakesch sind sie gelandet.

Kanistermaske von der Ile de Ngor bei Dakar

Diese winzige Insel, die in 5 Minuten mit Booten vom Stadtstrand aus erreichbar, ist komplett touristisch überlaufen – mit einigen noblen Villen reicher Europäer oder Senegalesen darauf. Zwischen all diesen neu– und altreichen Bauten die von hohen Mauern umzäunt sind, findet sich eine bucklige kleine Hütte deren Grundstückswert sicherlich immens ist.

Ich blieb dort kurz begeistert stehen als mir von dort der ältere Herr in abgetragener Kleidung, mit wirren Dreadlocks im Kopf zurief ich möchte doch zum Haus kommen. Dort hingen an der Wand zur Villa nebenan eine Serie von diesen aus Kanistern gefertigten Köpfen, vermutlich eher unwissend Trends wie UpCycling und Recycling nutzend. Auch wenn seine Dreadlocks irritierend scheinen, Ibra ist Anhänger der Glaubensgemeinschaft der islamisch-sufistischen Sekte Baye-Fall.

Währenddessen brachte die Nichte des Künstlers einen Topf mit nach heißem Thieboudienne: Die senegalesische Variante des tomatigen „Jollof Rice and Fish“ zu dem mich der Hausherr einlud „wenn ich schon gerade hier bin“. Und so kam dieses clevere Objekt, gefertigt aus Schwemmgut an die Wand meines Badezimmers.

Figur aus Schwemmgut

Eigentlich ist diese vom selben Strandgut upcyclenden Künstler von der Ile de Ngor an der nördlichen Küste des Stadtgebietes von Dakar. Am Südspitz dieser Küstenstadt befindet sich eine weitere kleine Insel die man ebenfalls in weniger als einer Stunde durchschreiten kann: Gore. Bei Erster ist die Überfahrt mit einem Holzboot 20 Menschen in 5 Minuten möglich, für diese als Sklaveninsel stilisierte Ansammlung von meist historischen Bauten des 19. Jahrhunderts muss man schon eine Stunde auf einer Fähre verbringen. Sklaverei ist natürlich eine grausame Sache, die Beschaffung von Menschen für die knochenharte Arbeit auf dem nord- und südamerikanischen Kontinent, der Karibik, hatte einen seiner Hauptumschlagplätze in Senegal. Allerdings nicht auf dieser idyllischen Insel. Die Sklaven die hier landeten blieben im Schnitt auch, oft mit den Haushalten der Signares, lokaler Frauen aus Senegal.

Diese waren durch eheartige Beziehungen mit europäischen kolonialen Geschäftsleuten mittels ihren eigenen Geschäften und Beziehungen mit umgebenden Ländern – die Sklaven bereitstellen wollten – reich geworden. Sie imitierten europäischen Lebensstil bis zur Kleidung, überzeichnet bei privaten Festivitäten präsentierend, inklusive dem Halten von Sklaven ihrerseits. Der gross angelegte Handel mit Menschen fand zum Beispiel im nördlicher gelegenen Saint Louis statt…

Spiegelverziertes Stoffherz aus Jaipur

Wenn es Frühling wird in Jaipur, in Rajasthan, ist es auch Zeit für Aufführungen der Mabharatha mit ihren Göttergeschichten – und fürs Anbahnen von Hochzeiten. Entlang der alten Hauptstraße in Jaipur gehend sehe ich so ein Geschäft das diese Theateraufführungen bestückt, aber auch Hochzeiten, mit inzwischen synthetischen, befleckten silbernen Brokatmänteln Ein Teil der Dekorationen für eine Hochzeit dürfte auch dieses Herz sein.

Ähnlich auch ein glänzendes Geschirr für den Kopf eines Pferdes – der Bräutigam reitet hier gerne auf dem Schimmel im weißen Mantel um die Braut bei ihren Eltern abzuholen. Details dazu waren nicht zu erfragen, es ging hier darum langwierig und verspielt den Preis zu verhandeln…

Buddha auf Sperrholz/Sri Lanka

In den ersten Jahrhunderten nach dem Tod von Siddhartha Gautama, dem historischen Buddha, vermieden es die Anhänger, ihn in menschlicher Form darzustellen. Stattdessen nutzten sie symbolische Darstellungen wie den leeren Thron, Fußabdrücke oder das Rad des Dharma, um seine Präsenz und Lehren zu vermitteln. Dies basierte auf der Vorstellung, dass der erleuchtete Zustand des Buddha über die physische Erscheinung hinausgeht.

Erst im 1. bis 2. Jahrhundert begannen Künstler in Regionen wie Gandhara (im heutigen Pakistan) und Mathura (Nordindien), den Buddha in menschlicher Gestalt darzustellen. Diese Entwicklung wurde durch kulturelle Interaktionen mit griechisch-römischen Traditionen beeinflusst, insbesondere durch die realistische Darstellung menschlicher Figuren in der griechischen Kunst. Daher diese Darstellung des Buddha in fließenden Gewändern, an griechische Togen erinnernd.

Gaelischer Teller aus Irland

Bartholomew Roberts/Black Bart (walisisch: Barti Ddu) war ein berüchtigter Pirat, der zwischen 1719 und 1722 die Handelsschifffahrt zwischen Amerika und Westafrika bedrohte. Gemessen an der Zahl der von ihm erbeuteten Schiffe und Prisen war er der erfolgreichste Pirat des goldenen Zeitalters der Piraterie. Er hatte während seiner kreuz und quer über den Atlantik verlaufenden Fahrten über 400 Schiffe gekarpert und eine frühe Variante der Totenkopfflagge am Masten. Nach der Plünderung von elf Sklavenschiffen, die in Ouidah vor Anker lagen, erblickte er am 5. Februar 1722 ein, wie er glaubte, großes Handelsschiff und gab den Befehl zur Verfolgung. Die vermeintliche Beute jedoch war die HMS Swallow, ein Kriegsschiff mit 60 Kanonen an Bord.

Er entwickelte seinen Piratenkodex: I. Jeder Mann hat in wichtigen Angelegenheiten ein Stimmrecht; er hat das gleiche Recht auf die beschlagnahmten frischen Lebensmittel oder hochprozentigen Getränke – es sei denn, ein Mangel macht es zum Wohle aller notwendig, eine Einschränkung zu beschließen. VIII. Streitigkeiten werden an Land mit Schwert und Pistole beigelegt. XI. Die Musiker haben am Sabbat zu ruhen

Schutzamulet aus Mali

Bei Sonnenaufgang höre ich Stimmen hinter dem Haus im Dogon-Dorf am Fuss der Falaise, einer Felsfaltung in Mali. Heute ist anscheinend Markttag, am Rand sehe ich einen alten Mann für einen Buben etwas vorbereiten. Nein, nicht zu Essen – etwas für die Seele: Er hat Koranzitate auf Papierstückchen vorbereitet, arbeitet sie in ein Lederamulet ein. Der Marabout ist die verbindende Person zwischen dem Islam und lokalen Glaubensbildern. Mein „Gris-Gris“, für das ich ihm auf ein Zettelchen ‚meine‘ 3 Symbole zeichne gab mir seither Schutz, Heilung, und Erfolg.

Marakeschs tolles Fake Parfum

Der Duft „Oud“ kommt vom Adlerholzbaum. Das Besondere ist nicht das Holz an sich, sondern das Harz, das der Baum bildet, wenn er von einem Pilz oder Bakterium befallen wird. Dadurch entsteht der typische schwere, süß-rauchige Duft. Nur ca. 2–10 % aller Aquilaria-Bäume enthalten natürliches Harz. Darum ist echtes Oud extrem teuer – heute werden Bäume gezielt „infiziert“ (mit Pilzen oder Injektionen), um das Harz zu erzeugen.

Falls Tom Ford oder Fucci tatsächlich echtes Oud benutzen – diese Fälschung aus den Gassen Marakeschs war mir nach dem Vergleich mit den Originalen den kleinen Betrug wert.

Pakistanischer Zufall…

An der etwas stressigen Vaporetto-Haltestelle bei der Rialtobrücke versucht eine Dame ihre Hermeskoffer an Bord zu hiefen, Ich helfe, und nach kurzem Smalltalk mit der poshen Lady namens Yasmin Khan, meint sie ich möge doch mal vorbeikommen, in Karachi. Als ich im nächsten Jahr Kashmir wegen lokaler Unruhen streiche fällt mit ihre Visitenkarte wieder in die Hände. Die Villa tausche ich bald für den Sufischrein im Hinterland, drei Besuche bei Sikander, dem Nachfahren des lokalen Heiligen…

Marakesh Fake pt.2

Im Gewirr des Bazars von Marakesch – nach fünf Aufenthalten verirre ich mich immer noch – finde ich diese Lampe in einem der 1001 Shops. Alles gut, der Preis verhandelt, er packt den Glasstern im Hinterzimmer ein. In der Pension sie aus dem Zeitungspapier wickelnd, entdecke ich: er hat mir die rostige Version davon eingepackt…!

Hatschepsuts Köpfchen

Wenn man den Shortcut zwischen dem gloriosen Hatschepsut-Tempel ins Tal der Könige macht – die Landkarte und das Auge zeigen ihn – dann findet sich am steilen, felsigen Weg eine Öffnung im Felsen die eher einem Bergwerk gleicht. Ein Tunnel, an dessem Ende noch Mumienreste liegen. Mumien waren ja mit viel Harz und Öl einbalsamiert, das machte Tausende brauchbar fürs beheizen der kolonialen Eisenbahn. Einige fanden den Weg in europäische Apotheken, sogar in eine homöophatische Aufbereitung.„Mumia vera“ traditionell bei Wundheilung, Knochenbrüchen, Blutungen oder als Stärkungsmittel.

Dieser Kopf lag einfach am Wegesrand, die jungen Männer die diese „Originale“ dort verkaufen dürften ihn verloren haben…

Mala aus Benares

Menschen nutzen weltweit Gebetsketten, ähnlich die Nutzung bestimmter Zahlen dafür: Islamische Misbaha/Tasbih: Meist 99 Perlen (für die 99 Namen Allahs) oder 33er-Varianten. Katholischer Rosenkranz: Klassisch in „Fünfergruppen“ von 10 Perlen (ein Gesätzchen = 10 Ave Maria + Vaterunser), insgesamt also 50 Perlen.

Hinduistisch/Buddhistische Mala: 108 Perlen (heilige Zahl im Hinduismus und Buddhismus). Orthodoxes Christentum, die Komboskini/Chotki: Meist 33, 50, 100 oder 300 Knoten, wobei 33 an die Lebensjahre Jesu erinnert.

Allzuh weltlich sie als Statussymbol zu benutzen, aus Gold oder Elfenbein gefertigt – oder einzelne Teile wertvoll hervorhebend. Die Rudraksha-Samen mit besonderer Furchung für die Mala können Tausende Euro kosten.

Das Behältnis aus Kamelleder

Als ich nach Tunesien fliege habe ich noch keinen Plan, die Touristeninsel Djerba sicher nicht als Ziel. Im Flugzeug lese ich das Air Maroc Bordmagazin, die Landkarte macht alles klar: irgendwie nach Gabes, mit dem Minibus oder Taxi nach Douz, dem „Tor zur Wüste“. In Karl May’s “Durch die Wüste” erleben dort Kara Ben Nemsi und Hadschi Halef Omar Abenteuer im nahegelegenen Chott el Djerid. May selbst war nie dort, war auch nie im „Wilden Westen“. Und so war Douz, das wie „süß“ auf Französisch klingt – eine Datteloase – der perfekte ort zum Auslüften. Das tägliche Ritual des morgendlichen Hinausgehens auf Sichtweite in die Wüste bringt mich zu dem Tuareg der diese wunderbaren Objekte am Wegesrand verkauft.

Hanuman aus Jaipur

Wenn im Frühjahr kleine lokale Hinterhofheater in Rajasthan die Mahabharata aufführen, die wunderbaren Geschichten von Krishna und Ghanesh und dem Kriegsherren Arjuna, dann brauchen sie Aussatttung. Dafür gibt es Geschäfte an der Main Road, ums Eck vom Palast der Winde. Dort hängen Masken und dazugehörige Kostüme zum Verleih. Mit dem Shopkeeper ins Gespräch kommend, meint er im Keller die ausrangierten Objekte zu haben, die hier oben sind nur zur Vermietung.

Hanuman, Ganesh, Kali, diverse Dämonenmasken darben hier vor sich hin. Einige erlöse ich von ihrem Schicksal, der Shop nebenan bietet Blechkoffer für den Transport in ihr neues Leben an.

Rattanball für Sepak Takraw

Sepak = „treten“, Takraw = „Ball“ – Und trotzdem nicht Fussball: Hier am Dorfplatz in den Torajabergen von Sulawesi also Action pur: Der junge Mann springt oft hoch, dreht sich in der Luft und hämmert den Ball mit dem Fuß oder Kopf übers Netz nach unte. Auf einemwinzigen 13x6m kleinen Spielfeld mit mannshohem Netz in der Mitte.

Erlaubt: Füße, Knie, Brust, Kopf. Nicht erlaubt: Arme oder Hände. Das ergibt Abfolgen die eher Akrobatik als Sport ähneln!

Pakistans Allround-Tuch

Als bei der zweiten Pakistanreise sämtliches Gepäck am Flughafen nicht auffindbar war, halfen geschickte Schneider bei meinen Brüdern in Bhitshah aus.Shalwar/Salwar, die weite Hose, meist mit Kordel oder Gummibund, unten enger zulaufend und Kameez, das lange Hemd/Tunika, das bis zu den Knien oder darunter reichend waren schnell fertig. Dazu gehört Ajrak, das handbedruckte 5m lange schmale Baumwolltuch, hergestellt mit alter Blockdrucktechnik, in Indigo-Blau, Rot, Schwarz und Weiß. Männer tragen Ajrak als Schal, Turban oder Umhang, ich hab mich damit auch nächtens zugedeckt.

Er gilt als kulturelles Symbol der Bewohner des Sindh im Süden Pakistans.

Soomer Khan, „Herr Montag“

in Pakistan haben Männer oft blumige Namen, wortwörtlich: Rose oder Tulpe sind nicht unüblich. Meine Freunde sind Gulzar/Blumengarten, Gulshan/Rosengarten, Gulab/Rose, Yasir Gul/reich an Rosen, Nargis/Narzisse, Lala/Tulpe, Chaman/Garten, Shabnam/Morgentau, Bahār/Frühling. Persische Dichtung hatte enormen Einfluss auf Namen in Zentral- und Südasien. In der klassischen Poesie sind Blumen, Gärten, Nachtigallen, Düfte zentrale Symbole für Schönheit, Liebe und Spiritualität. Im Sufismus steht die Blume oft für die göttliche Schönheit, der Garten für das Paradies.

Deshalb wirken solche Namen vor Ort nicht kitschig, sondern ehrenvoll, poetisch und spirituell. Der Tag der Geburt ist auch ein Namensgeber. So wurde ich Soomer Khan, ein Kaligraph zu Besuch bei Yasmin, der Hermeskoffer-Frau schrieb ihn auf, heute ein Stempel in meiner Sammlung.

Adlerfeder aus der Mongolei

Auf halbem Weg im Bus von Darkhan nach Ulan Bator spürte ich den starken Drang auszusteigen, beim nächste Truckstop war es möglich. Ich hatte einen Bogenbauer besucht, der wegen eines Trinkgelages erst bei meiner Abfahrt auftauchte. Seine Frau hatte mich beherbergt, gefüttert, vor den Myriaden an Moskitos in Sicherheit gebracht.

Also aussteigen, meinen alten Bergsteigerrucksack schultern und rauf auf den Berg vor mir, einen Schlafsack hatte ich ja. Hochland, eine Jurte, ein improvisierter Basketballplatz als Erinnerung an missionierende Mormonen. Dann, ein plötzliches, heftiges Gewitter, rasch talwärts – und ich finde diese Feder zwischen Felsen eingeklemmt. Ein Truck nimmt mich nach Ulan Bator mit…

Reliquiar aus Ljubliana

Am Samstagsflohmarkt an der Ljubljanica war natürlich die Frage an den Verkäufer, was er für eine Besonderheit hier um saloppe 20 Euro verkauft. Er meinte, das wäre anfang des 20. Jhdts. in Laibach das gewesen, was heute die Uhr oder die Fiakaerfahrt für Konfirmanden in Wien ist: das passende Geschenk.

Ein Massenprodukt, wenn auch handgefertigt. Knochenmehl dreier lokaler Heilige wurde verwendet, der Hl. Modestus, einer der irischen Missionare die im 8. Jhdt. sogar Kärnten erreichte ist im Internet auffindbar. Falls echt – eigentlich ist er in einem Altar in Maria Saal begraben Der Aufkleber darauf subsumiert das, was mich bei Goodwill-Kirchenbesuchen immer bei der Tür raustreibt…

Volkers Energiebündel

Anthroposophen sind oft ihrem Guru Steiner aufs Wort folgend. Aufs 100 Jahre alte Wort, z.B. dass Buddha auf den Saturnringen weiterlebt, nach seiner „Mission“ auf Erden eine besondere Aufgabe im Kosmos übernommen habe, eine harmonisierende, friedensstiftende Kraft in das Sonnensystem sendet.

Volker, mein Kollege und Freund im KarlSchubertHaus in Mariensee am Wechsel war auch so einer. Steiner empfahl Landwirten, Kuhhörner mit frischem Kuhmist oder später auch gemahlenen Quarz zu füllen. Diese „Präparate“ sollten über Winter (Mist) oder Sommer (Quarz) im Erdboden vergraben werden. Danach wird der Inhalt stark verdünnt, verrührt („dynamisiert“) und auf die Felder gespritzt. Gut gemeint, aber knapp daneben: nur Hornspäne sind tatsächlich Stickstoffdünger. Volker hatte immer einen Sack voller Kuhhörner im Stall, diese 15 schenkte er mir.

Glücksbringer aus Essouira

Am Rand des Marktes sitzt eine Frau am Gehsteig, vor ihr in Messing getriebene Kopien von Gewehrkugeln. Gegen Bares füllt sie denHerumstehenden die Öffnung mit Schwarzpulver, Quecksilber und ein paar Kräutern. Marabou-Vodoo? „Solche Kulturtechniken entstammen eher mechanisch-technologischen Fantasien oder Filmen – nicht der marokkanischen Volkskultur oder magischen Tradition“ lese ich jetzt.

Letztens am Flughafen rief der Mann am Körperscan: „Kollegen, ich hab eine Kugel!“!

Kedarnath

Die drei Heiligen Flüsse Nordindiens, Ganges, Yamuna und Mandakini haben ihren Ursprung, fast parallel zueinander – in den Vorhimalajas. Trotz lächerlicher 3500m Seehöhe verläßt mich Atmung und Energie bald nach der Ankunft im Sammeljeep am Beginn de Aufstieges. Was ich vorher noch en passant bemerkte: es gibt Träger, vor allem für alte, gebrechliche Inder die diesen heiligen Ort besuchen wollen. Meinen an sich schon leichten Rucksack schultert ein Student aus Delhi gegen Bezahlung, ich atme halbwegs auf.

Und oben dann diese unglaubliche Bergwelt mit 6000ern im Hintergrund, der Tempel mit kaputtem gespendetem Bodyscan am Eingang, Sadhus im Halbrund davor. Eine frierende Nacht unter 10 Decken und dann ein euphorischer Abstieg, weiter nach Yamnotri, dem Ursprung des verehrten Yamuna – den ich als schwarze Brühe 500km südlich beim Kultort Vrindaban kenne…

Worldbox

Einige der Objekte die hier versammelt sind, waren 30 Jahre in dieser Holzschachtel schlummernd. Damals inspiriert von Bruca Chatwin, einem inzwischen fast vergessenen Reiseautor der 80er. Chatwin betrachtete Kunst und Objekte als Talismane, Lebenszeichen und Spiegel, betonte ihre Bedeutung über die bloße Ästhetik hinaus.

Ein Lederkofferchen, beinhaltete unter anderem eine tibetische Pferdedecke, ein altes persischesStück Stoff und einem Teil des Fells eines Ur-Faultieres. Letzteres, aus dem Bücherscharank seine Grossvaters, war der Grund den Job bei Sothebys zu kündigen, Er äußerte die Notwendigkeit eines „langen Horizonts“, nachdem ein Arzt ihm vorgeworfen hatte, er würde „Bilder zu genau betrachten“. Zitat: Life is a bridge. Cross over it, but build no house on it.

Siebenschläferpfoten

Hund oder Katze? Hund und Katze! Ereinnerungen an Axel und Mimi in meiner Kindheit und Jugend, an Isqu und Shah in den Jahren in Mönichkirchen am Wechsel. Im Holzhaus am Waldrand, Herr Mohr hatte es in den 40er-Jahren gebaut, für seine Frau und zwei Töchter. Er kam unversehrt aus dem Krieg zurück, sein Bruder einarmig, sich bald vor den Zug werfend. Unter dem Wohnzimmer eine komplette Handwerker-Tischlerwerkstatt, ein perfektes Bienenhaus hinter dem Holzlager.

Isqu und Shah, Urdu für Liebe und ein Wortspiel mit Französisch für „Katze“ waren Schwestern und erfolgreiche Jägerinnen. Die Siebenschläfer, die ich nächtens im Gebälk hörte wurden von ihnen dezimiert – hier die Vorderpfoten eines davon. Auch ein halbes Eichhörnchen landete auf der Matte vor meinem Bett. Als ich wegzog fanden die Katzendamen einen neuen Platz mit mir in Perchtoldsdorf, dann verabschiedete ich sie ins Waldviertel zu einer Bekannten.

Malen pt.1

..und dann sagte Kurt zu mir: „Ich hab ein Atelier für Dich und andere: eine abgerockte Werkstatt im Hinterhof, an der Sechshauserstrasse, gleich umd Eck. Jahrelang leerstehend, öliger Boden, leer, ein aussen weinverhangener, hoher Raum mit 5x6m“.

Am selben Tag noch holte ich vom Carla-Trödel ein löchriges Lederfauteuil, ein Blechregal und einen grossen Pseudo-Persianerteppich. Acrylfarben, Leinwand auch gleich und, ein niedriger Architektentisch mit 2x2m von Kurt. Der Wunsch nach langen Tagen im Filmschnitt und in der Recherche den Kopf auszulüften – Farbe beim Trocknen zuzusehen. Und dann wurde mehr daraus: alte Stahlstiche wurden im Photoshop zu Neuem, Tiefseemonster, keulenschwingende Nashornanbeter, der Overheadprojektor als Assistent. Wunderbare Nächte, dröhennde Musik, einige Male auf dem Tisch einschlafend…

Sulawesi, Horn

Auf Zwischenstopp in den Bergen Sulawesis, ein Gespräch mit dem Herbergswirt: ja, er versuche lokale Handwerkskunst wieder zu etablieren, auch für Touristen. Rinderhötner sind hier das Ausgangsmaterial für Gravuren. Ich hatte noch vor Tagen rituelle Schlachtungen von massiven Wasserbüffeln bei einer Begräbniszeremonie mitangesehen. ein halbferiges Teil kaufte ich ihm ab. Andere Trecking-Teilnehmer befremdete mein Sammeln von Hollunderblüten und das Herausbacken in Teig in der kleinen Küche. Misstrauned dass es Hollunder weltweit gibt. Mit Zucker bestreut ein internationaler Genuss!

Mehandipur-Balaji-Tempel, Devotionalie

Dieser Tempel in Rajasthan ist bekannt für seine Verbindung zu Exorzismus und ritueller Heilung für Menschen, die von bösen Geistern oder schwarzer Magie befallen sind. Obwohl es sich um einen Tempel und nicht um eine psychiatrische Anstalt im herkömmlichen Sinne handelt, zieht er zahlreiche Gläubige an, die Linderung von ihrer vermeintlichen spirituellen oder seelischen Not suchen. Dieser dem Gott Hanuman geweihte Tempel ist daher leider auch Anlaufstelle für klassifizierbare psychische Krankheiten..

Drei Busstunden von Jaipur entfernt findet man dann vornehmlich Frauen die stundenlang in mit Wasser gefüllten Betonbottischen hocken – das wurde auch in Steinhof bei Wien in den 30ern nocht praktiziert! Während Frauen sich im Eingangsbereich gegen die Wände werfen, kaum abzuhalten von begleitenden Familienmitgliedern…

Die perfekte Kugel pt.1

Was wäre meine Welt ohne diesen Impulsgeber: eine Fahrt ind die Umgebung Hamburgs, eine Wunderkammer als Shop getarnt, ein Besitzer der als „Typ Expeditionsleiter“ jedes Casting gewinnen würde.

Und dort diese Holzkugel mit den perfekt eingeschlagenen Nägeln, aus Indien, die Neugier war geweckt! Und erst heute aufgelöst: frühe Bocciakugeln waren aus Holz, mit wenigen Nägeln als Verstärkung. Boccia-ähnliche Spiele wurden bereits in der Antike, sowohl im alten Griechenland und Ägypten, als auch von den Etruskern und Römern gespielt – wenn auch oft mit Steinen. Als die Nägel in der Mitte des 19.Jhdts leistbarer wurden, kam diese Version auf. Indien hat hier kopiert – und mir eine schöne späte Anekdote geliefert!

Kachel vom Grab von Shah Abdul Latif Bhittai

Misthaufen haben etwas Weltliches. Religiöse auch. Hinter dem Schrein des lokalen Sufiheiligen ist eien Reihe von Gräbern anderer Sufimeister, am übergrossen, fast abstrakten Stoffturban am Kopfende erkennbar. Und wenn dann mal eine heilige Fliese runterfällt wird sie nicht unbedingt wieder angeklebt. Weltlich also.

Seine Dichtung wurde im „Shah jo Risalo“ gesammelt, einer Anthologie, die wie ein spirituelles Lehrbuch verstanden wird. Er verwendete volkstümliche Geschichten, Lieder und Legenden, um spirituelle Wahrheiten zu vermitteln. Bhittai predigte eine Botschaft der Einheit jenseits von Religion, Kaste und Stand. Er sprach sowohl Muslime als auch Hindus an, betonte Toleranz und universelle Spiritualität. Seine Poesie ist für den Gesang bestimmt: Mein Bruder Jumman Shah Latif, ein Nachfahre, singt bald 300 Jahre später immer noch nächtens am Grab seines Vorfahren mit seiner Gruppe an dem Schrein dienenden Musikern diese Lieder.

Öldose als Sparbüchse

In Asmara, in Eritrea, ist ein wesentlicher wirtschaftlicher Ort der Metallhof. Hier wird Metall in diversen Seinszuständen verkauft, oft upcycled was das Material hergibt. In diesem Fall ein Aluminiumkanister für Pflanzenöl aus den USA – „not to be sold’ – völlig neu interpretiert als Sparbüchse!

In Zeiten als man noch Münzen in den Jeans hatte – der Versuch meiner Mutter mich zu Geldbörsen zu bekehren läuft bis heute schief – war dies mein abendlicher Zwischenstopp: Belege in die Buchhaltung, Münzen in die Box. Und, was nie wirlich fehlte summierte sich in 3-4 Monaten zu Geld für besondere Wünsche.

Das indonesische Flugzeug

Kinder sind Kinder, weltweit. Ausser da wo ihre Bedürfnisse beschnitten werden. Und die sind nun mal Spielen und Lernen. Und wenn man dieses Holzstäbchen gräftig zwischen den Handflächen dreht, fann fliegt der Probeller himmelwärts.

Fun Fact, 3000km von Indonesien entfernt: Während des 2. Weltkriegs landeten in Melanesien US-Soldaten mit Flugzeugen und Schiffen, die „Cargo“ (Lebensmittel, Werkzeuge, Kleidung, Konserven) brachten. Für die Inselbewohner schien es so, als kämen diese Reichtümer wie von Geistern oder Göttern vom Himmel. Der Krieg beendete die Lieferungen.

Einheimische begannen dann, die Rituale der Soldaten nachzuahmen indem sie Landebahnen nachbauen, Holz-Flugzeuge schnitzen, in Uniformen marschierten – in der Hoffnung, dass die Götter oder Ahnen wieder Cargo schicken würden.

Fix!

Fix und Foxi waren die bekanntesten deutschen Comic-Figuren von Rolf Kauka. Ihr Erfinder wurde oft „der deutsche Walt Disney“ genannt: Die Zwillingsfüchse Fix und Foxi, die mit Freunden wie Lupo (dem faulen Wolf, den ich auch besaß, wie Fotos beweisen), Oma Eusebia oder Professor Knox allerlei Abenteuer erleben. 1953, in meinem Geburtsjahr, erschien die erste Fix-und-Foxi-Ausgabe.

Noch in den70er Jahren war „Fix und Foxi“ das auf lagenstärkste Comic-Heft in Deutschland mit bis zu 400.000 Exemplare pro Woche. Siggi und Babarras, Kaukas Version von „Asterix“ bot ein satirisch gemeintes Zerrbild der politischen Situation Deutschlands in den 1960er Jahren, in dem die Römer zu US-amerikanischen Besatzern umgedeutet wurden – in nationalkonservativer Tonlage. Kauka publizierte unverhohlene antisemitische Klischees, die auch in den Folgejahren immer wieder auftauchten. Seine Jahre im Nationalsozialismus sind in der Hitlerjugend, als Zeichner und Texter in NSDAP-Publikationen, an der Front nachweisbar.

Die 4 Stimmungen – in Metall und Holz

In Ulan Bator gelandet und bald erkennend, dass Mobilität hier nicht mit geregeltem Verkehr kombiniert wird, ging ich zum Grossmarkt am Stadtrand Wie gehofft gab es Händler aus allen Landesteilen, auch aus Kharakorim, der kleinen Stadt westlich, die mit Dshinghis Khans Zeltlages verbunden wird. Eine nächtliche Fahrt auf schlammigen Pisten und über improvisierte Brücken folgt, 350km westlicher.

Aus Messing und Holz sind diese jeweils vier Gesichter Buddhas. In Tibet und daher auch in der buddhistisch missionierten Mongolei zeigt dieser Buddha-Kopf die vier wichtigen Lebensphasen, die wir alle erleben sollen: Freude, Trauer, Wut und Gelassenheit. Es dient dazu, uns daran zu erinnern, dass alles vergänglich ist und wir den Wandel annehmen sollten.

Ringe aus Pakistan

Diese Ringe, an Schreinen des südpakistanischen Sufismus erworben, sind Zeichen für eben diese Welt, oft mit eingeritzten Worten. Und, sicher auch eine Wertanlage die mich andiese Story erinnert:

Matrosen die früher einen Goldring im Ohr trugen taten dies für allfällige Begräbniskosten: Der Ring (echt aus Gold) sollte im Fall eines Todes an Land verkauft werden können, um ein christliches Begräbnis zu bezahlen. Im Fall einer Seebestattung: Wenn der Körper an Land gespült würde, sollten die Finder die Beerdigung finanzieren können.

Und, man glaubte, Gold schütze die Augen vor Skorbut oder diene als Talisman gegen Unglück. Er war auch ein Erkennungszeichen: Ein Goldohrring konnte auch zeigen, dass ein Seemann bereits das Kap Hoorn oder den Äquator übersegelt hatte – eine Art Auszeichnung.

Schlösser aus Indien

Wenn mich Papiermachée-Masken von Göttern, schöne Stoffe oder gar der in Benares geschneiderte Anzug wieder einal einen blechernen Koffer kaufen liessen, dann sollte er auch versperrt zum Flughafen. Er kam zwar immer verbeult an, die Zollkontrolle offenbarte einmal die zerborstene Flasche mit Farbe aus einem Tempel – und entsprechend gesättigte Inhalte des Koffers… Die Blechkoffer in diversen Formaten sah ich oft sogar in der Grösse 2x1x1m in indischen Strassen als Behälter für die Aussteuer, die meisten Schlösser bekam der kleine davon begeisterte Sohn eines Freundes.

Pakistanische Maultrommel

Die Maultrommel, auch „Jaw Harp“ oder „Jew’s Harp“, ist tatsächlich ein weltweit verbreitetes Musikinstrument, wahrscheinlich eines der ältesten der Menschheit. In Europa weit verbreitet seit dem Mittelalter – traditionell in Österreich, Bayern, Skandinavien, Frankreich, Italien. Varianten z. B. in Äthiopien oder Ägypten.

Die Mundhöhle dient als Resonanzraum, verschiedene Obertöne entstehen. In vielen Kulturen ein rituelles Instrument, oft mit magischer Bedeutung (z. B. zur Begleitung von Schamanengesängen in Sibirien).

Als Prinzip auch existent als mongolische Khomus, japanische Koukin, vietnamesische Dan moi – ein simples flaches Bambusstäbchen mit frei schwingendem Mittelteil.

Die Frischkäse-Umrandung

Ums Eck vom AirBnB in der Altstadt von Tanger gab es einen großartigen Fischmarkt, Hammerhai, Thunfisch und Tonnen von Schrimp auf Betontischen. In den gewundenen Gassen des Souks daneben war ich fasziniert von der noblen Präsentattion von selbst gemachtem Frischkäse in Form flacher Torten durch eine Bäuerin. Da satte Weiss war vom leuchtenden Grün des geflochtener Palmblatt-Streifen umrundet.

Nach dem Genuss mit Baguette und Oliven war ich nicht fähig dieses verbleibende Kunstwerk wegzuwerfen. Noch Wochen wurde ich wegen meinem hübschen, inzwischen strohig gewordenen Armband angesprochen.

Raksha Bandhan

Jährlich im August stecken sich Brüder, Schwestern und Cousins diesen Glücksbringer ans Revers, ans Handgelenk, als Zeichen der Verbundenheit, die Swastika in beide Richtungen zeigend immer noch für diesen positiven Inhalt nutzend. Ich war in Jaipur weil ein Tourismuslüge heiratsfähige Frauen auf Schaukeln versprach. Es blieb beim unerfüllten Mythos.

Aktuell gibt es umweltbewußte Bewegungen diese netten runden Symbole nicht mehr aus China zu importieren, was bei 1 Milliarde Indern – die miteinender ja verwandt sind – nicht wenig Dreck ausmacht. Also die aktuelle Ansage: buy local oder gar „bastel yourself!“

Der Lego-Gott

Als 2023 in Wien Arbeiten von Ai Wei Wei ausgestellt wirden, waren darunter auch viele grossformatige Arbeiten mit Lego. Beeindruckend, wenn am Computer in Legofarben umgerechnete Fotos, z.B. von Flüchtlingen oder seiner Verhaftung 2010 farbkräftig darstellten.

Trotzdem ein immenser Aufwand: Für die Arbeit „Trace“ – Porträts von 176 politischen Gefangenen – nutzte er über 1 Million LEGO-Steine, die von Helfern nach Plan zusammengesetzt wurden. Auch lesend, dass erste Versuche mit Lego zu kollaborieren verneint wurden und er per Internetaufruf gebrauchte sammelte, schaute ich gleich auf willhaben.at! „6kg buntes Mix“ holte ich am nächsten Tag ab. Entsprechend der Mischung entstanden ein roter und ein blauer Clown, das Palindrom DOG vs. GOD fiel mir nebenbei auf…

Die fast echte Rado aus Pakistan

Statussymbole sind nur allzu menschlich, überall! Was bei uns die Rolex ist in Pakistan die Rado. Die fast echte, aus China kommend, in diversen verspielten Designs, vermutlich seit Jahrzehnten. Denn das Original ist aus den 60ern, das futuristische Design der Diastar wird aktuell wieder von Rado selbst als „Vintage’ neu interpretiert.

Auf jeden Fall hatte jeder wichtige Mann in Pakistan Anfang des Jahrtausends eine Uhr dieser Art am Handgelenk, vom Dorfbürgermeister aufwärts. Mit unter 20$ war man dabei, bei den Playern! Übrigends immer noch brav funktionierend nach Batteriewechsel. So wie meine fast echte Rolex die ich spätabends vor dem Rolex-Store in Manhatten in den 90ern kaufte.

Mein Schwimmer

Es gibt immer und u berall ein Scherzkeks das einen u ber den Tisch ziehen möchte. Diesmalabends am Fischmarkt in Saint Louis, Senegal der sich in einer unglaublichen Abendstimmung zum Meer hin und den sich hart brechenden Wellen öffnet. Ich hebe hinter den teils verrottenden Transportkisten einen Schwimmer für Fischernetze im Sand auf. Einer der dort Fische in Kisten voller Eis sortierenden Männer sieht mich dabei, sagt es einem anderen der mich sofort laut zu sich ruft. Streng blickt er mich an und sagt: „Das ist meiner!“.

Als ich behauptete es in keiner Vermisstenanzeige gelesen zu haben, muss er sofort grinsen, besteht aber weiterhin auf der Behauptung. Und hier kommt mein Joker: „Ja, ich habe einen Schwimmer, aber ich weiß nicht ob es wirklich der Ihre ist – welche Farbe hatte ihrer, rot oder blau?“. Nochmals lacht er und sagt letztendlich: „rot“.

Als ich ihm mein eindeutig gelbes Fundstu ck zeige, krümmen sich er und alle Umstehenden inklusive mir vor Lachen.

Das nackte Taxi

…die eigentliche Geschichte aus Segou ist die von dem Taxi: als Mali unter französischer Herrschaft stand, war Segou ein Verwaltungsort, coole 50er-Jahre-Bauten erinnern daran. So auch das Hotel mit dem leeren Springbrunnen. Ein bestelltes Taxi fährt vor, es glänzt im Abendlicht wie ein UFO: sämtlicher Lack war mit der Flex entfernt worden, der Corpus blanker, blinkender Stahl, wie eine neue Münze. Auch hatte man sich die Mühe gemacht die Federung so weich einzustellen (durch Matratzenfedern zu ersetzen?), dass sogar das Fahren auf ebener Strasse ein weiches Auf&Ab wurde.

Immer auf Reisen: Friedhöfe und Märkte. Von dem in Segou stammt diese aus einer Kalebasse gefrtigte Schüssel.

Götterchaos

In der religiösen Praxis verehren Hindus meist nur eine kleine Auswahl an Gottheiten, etwa Brahma, den Schöpfer, Vishnu, den Erhalter, oder Shiva, den Zerstörer und Erneuerer. Dazu kommen verschiedene Göttinnen wie Durga, Kali, Lakshmi (hier als Devotionalie) oder Saraswati. Welche Gottheit im Mittelpunkt steht, hängt stark von Region, Tradition und Familienkult ab. Hier die schräge Story vom Elefantengott Ganesh. Den Elefantenkopf hat er als Notlösung: sein Vater kam nach Jahren aus einem Götterkrieg zurück, sah in dem jungen Mann dem Lover seiner Frau, hieb dem Sohn den Kopf ab – und mußte einsichtig schnell einen Ersatz finden…

Mollardgasse 86

..ist ein Werkstättenhof aus der Jahrhundertwende, der Versuch einerseits das Kleingewerbe mit Werkstätten und die Bevölkerung mit Wohnungen besser zu versorgen. Der Wandel in den Gewerben öffnete ihn auch für andere Nutzungen. Als ich mit 30 genug hatte von der Selbstausbeutung in der Werbung, satt von Agenturen, schenkte ich mir freie Zeit und einen Platz dort in einer Ateliergemeinschaft. Ein wunderbar großer luftiger Raum, geteilt mit einer Illustratorin, einem Künstler und Margit die kreative, feine Keramik wie diesen Kopf fertigte.

Auch der Wunsch lange nicht gesehene Freunde einzuladen auf eine Session mit Kaffee und Kuchen in der ich sie zeichnete. Gute Gespräche, ein paar okaye Portraits und der Wunsch nach beruflicher Selbständigkeit waren das Ergebnis. Dort begann alles andere…

Die Baobab-Rassel

Der Baobab ist in den Savannen südlich der Sahara zu finden, ist mächtig im Eindruck und hat eine amüsante Geschichte: In Mali sagt man, der Baobab war ursprünglich ein sehr schöner aber sehr eitler Baum. Die Götter fanden das nicht so toll und zur Strafe drehten sie ihn um. Die wirren Wurzeln wurden zum weithin sichtbaren Haupt. Das auch für den Menschen essbare Fruchtfleisch ist weiß und trocken-mehlig, schmeckt durch den Vitamin-C-Gehalt säuerlich. Die Samen der Früchte, die man herausbrechen und gleichfalls essen kann sind glatt, haselnussgroß und sehr fettreich. Oder man macht eine Rassel aus der Frucht und den darin vebleibenden Samen.

Burning Man

Das Festival in der Black-Rock-Wüste in Nevada ist nicht nur eine große Kunstausstellung, sondern auch ein Treffen der weltweiten aktiven Community, neben radikaler Einbeziehung der Besucher auch Ort kreativer Selbstdarstellung – und Location einer einzigen großen Party. „Participate, don’t consumate“, das Motto.

Auf dem Fest sind nur Fußgänger, Fahrradfahrer und Art Cars zugelassen, die bei Burning Man als „Mutant Vehicles“ bezeichnet werden. Alles an Wasser, Lebensmitteln und Unterkunft muss man selbst dabei haben. Getauscht werden kann alles, auch gegen Drogen.

Es begann 1986 mit 20 Teilnehmern am Baker Beach, einem Strand in San Francisco. 1990 wurde das Verbrennen der Statue am Strand verboten – daraufhin zog das Burning Man Festival in dieses Stammesgebiet, das nach aktuell 100.000 Besuchern so jungfräulich wie vorher auszusehen hat. Wir fuhren über Las Vegas und San Francisco in die Wüste, der Wagen bis obenhin voll mit vor allem Wasser. Und diesem ausdehnbaren Sternenball als Spielzeug.

Babouches aus Marakesch

Vor 20 Jahren wieder mal in Marokko, in einem Ort der damals ein Geheimtipp war: Essouira. Eine Stadt die von einem Gefangenen französischen Architekten im 18. Jahrhundert auf Befehl des Sultans entworfen wurde, ausgehend von einem Fischerdorf.

Also kühle Arkadengäinge ein Schachbrett-Grundriss, ein heute noch funktionierender großer Hafen. Wenn man in Wien die Kaffeehauskette Mokador besucht oder sich den gleichnamigen Film mit Marlene Dietrich ansieht, so ist dies der alte Namen vom Essouira. Dort gibt es also ein Jazz Festival mit starken Bezügen zu lokalen Traditionen. In einer der ersten coolen Bars hing an der Wand eine Fotomontage von lila Babouches mit dem Logo von Yves Saint Laurent – eine Mischung aus Scherz und Stolz. 20 Jahre später gab es diese Kombination tatsächlich, ich musste aber sämtliche Schuhshops in Marakesch abklappern bis ich welche in meiner Größe bekam.

Khadag aus der Mongolei

Diese Tücher werden an besonderen Plätzen wie Steinhaufen (Ovoo), Bergen, Quellen oder Wegkreuzungen befestigt – als Ausdruck von Respekt, Opfergabe, spiritueller Verbundenheit.

Die Farbe Blau ist dabei die wichtigste: Sie symbolisiert den ewigen Himmel (Tenger), der in der mongolischen Weltanschauung und im Schamanismus sowie im tibetischen Buddhismus heilig ist. Neben blau gibt es auch die Farben weiß, gelb, grün, rot, die jeweils Elemente und Richtungen repräsentieren, blau ist am häufigsten.

Wenn Reisende an einem Ovoo vorbeikommen, ist es üblich, dreimal im Uhrzeigersinn darum herumzugehen, einen Stein hinzuzulegen und vielleicht einen Khadag oder ein kleines Opfer (Milch, Wodka, Süßigkeiten) zu hinterlassen. Das soll Glück auf der Reise bringen und die Geister des Ortes besänftigen.

Stempelmania

Den ersten Stempel machte ich für mich auf der Graphischen, meinen Namen abkürzend, mit der entstandenen Phonetik spielend. Eine ganze Schublade gefüllt in den Jahren beinhaltet Stempel mit meinem pakistanischen Namen, mit diversen Varianten davon, mit wechselnden Adressen. Einer druckt TOP SECRET, andere nur Symbole oder Tierchen, Geschenktes und Gefundenes mischt sich mit welchen die simpel „JA!“ drucken – oder meiner Glückszahl 5 darauf.

Letzens kam die Krönung dazu: am Strassenrand in Accra/Ghana ein junger Mann der mit Rasierklinge und Skalpell aus dünnen Gummimatten meinen Namen und Adresse schnitzte. In einer Exaktheit die jeden Beistrich perfekt darstellt, auf alte hölzerne Bürostempel aus dem Ministerium gegenüber montiert.

Das Buch fürs Leben

Mit 17 fand ich es in einer Abverkaufsschütte in Salzburg. Die Handlung? Ein Psychiater im Brief- und Textwechsel mit seinem schizophrenen Anstaltspatienten – manchmal ist unklar wer gerade schreibt. Interssant die lange Kurve dieses Buch: Die Psychiatrische Anstalt in Salzburg sah damals keine Option für mich, nach einem Ferialjob fragend. Bald dreissig Jahre später gab es ein ’Ja“ zum Arbeiten mit meist nonverbalen Autisten in Mönichkirchen am Wechsel, eine wach machende Arbeit auf meiner Seite, fünf Jahre lang. Inzwischen weiss ich, dass die Gedichte im Buch von einem Patienten in Gugging, Herrn Herbeck „geliehen“ waren, dass ein Film aus dem 70ern existiert. In Berlin konnte ich ihn 2024 endlich sehen, im ZDF-Archiv. Das Buch bleibt!

Kapverdische Beisser

Harry meinte: fliegt auf die Kapverden im Februar, da ist Karneval in Mindelo auf der Hauptinsel São Vicente! Tatsächlich sind es 4 Tage voller bunter, großartiger vom Vorbild Rios inspirierter Kostüme. Der erste Tag ist allerdings in Form von Prozessionen mit kolonialer Vergangenheit verknüpft: Hier wird die Geschichte von Unterdrückung, Befreiung und Gemeinschaft dargestellt, der Sklaven erinnert die hier durchgeschleust wurden. Die Portugiesen betrieben im 16.–18. Jahrhundert Sklavenhandel, wenn auch auf der Nachbarinsel Ribeira Grande: Afrikaner wurden von dort weiter nach Europa, Amerika und in die Karibik verkauft. Neben menschlichen Haifischen gab und gibt es auch echte.

Spielzeug aus Rajastan

Ja, das Auto bewegt sich auch, mittels winziger Achse und Reifen darunter. Gleichzeitig ist auf der Motorhaube einer der Filmhelden großer und kleiner Inder abgebildet: Amitabh Bachchan! „Big B“ hat in seiner Karriere alles gespielt, Böse und Gute, Romantiker und Businessmen. Und wie üblich seine Lippen und Beine zu vorab von unbekannten Profis eingesungenen Liedchen bewegt. Zwei Damen dieser Branche wurden letztendlich doch sichtbar und berühmt: Lata Mangeshkar und Asha Bhosle, ihre hohen Mädchenstimmen bis ins hohe Alter einsetzend. In den 90ern übernahm Shah Rukh Khan die Heldenrollen und millionenschweren Werbeverträge. Big B ist aber mein Held!

Aschenbecher aus dem Bissau Palace, Jaipur

Ja, ich hab ihn gestohlen, dreimaliger Aufenthalt im Maharadschahotel liess mich mutig sein. Und eaxakt das was sein Stadtpalast, der Ende des 19. Jhdts für den Rawal von Bissau erbaut wurde ist seit den 60ern ein Hotel. Viele Maharadschas mußten diesen Wechsel vollziehen nachdem die englische Kolonialmacht ihnen Pfründe entzog und die Staatsbildung sie komplett in die „Selbständigkeit“ trieb. Man öffnete einfach die Privaträume im Parterre für Gästezimmer wurden inkl. ausgestopftem Jaguarkopf pber dem Bett vermietet, Zimmer umgewidmet, Anbauten erbaut. Im Spiegelzimmer kann man Tee trinken, unter Photos des Rawal aus den 20ern mit einer frisch geschossenene Strecke Antilopen zu Füssen.

Der Rocker von Abu Simbel

Man kann mit dem Flugzeug von Assuan aus Abu Simbel und die vor dem Staudamm gerettetete Tempelanlage erreichen, oder per klimatisiertem Bus, für sehr gutes Geld. Oder man nimmt den lokalen Bus für 10$ und kann loakele nubische Musik hören, bei offenen Fenstern, wunderbar! Man kann am Abend zurückfahren oder einfach bleiben, 2 heruntergekommene Hotels gibt es ja für den seltenen Wunsch!

Nach einem Abendspaziergang raus in die Wüste und dem Fund dieses Kamelschädels passierten wir das, was als Versuch zu verstehen ist einen Markt zu beherberben. Abends sowieso leer wirkend sehen wir in zwei der Steinbögen einbe Werkstatt, vor allem für Motorräder.

Exotisch sind hier wir, einladende englische Sprachfetzen lassen uns näher treten. Der Besitzer, ein typ mit Lederweste auf nackter Haut, quasi der Jim Morrison Oberägyptens wundert sich über den Schädel, ich sehe seine Aufkleber an der Werkstatttür die zum Pimpen von Fahrbarem bereitstehen. Ihn danach fragend beginnen wir ohne Aufforderung meinerseiots gemeinsam den Schädel zu bekleben, er signiert eine Hälfte, ich die andere.

Urkrebs Amerika Ostküste

Keith Haring eröffnete 1986 an der Adresse 292 Lafayette Street von Soho in Manhattan seine Version von „Kunst im öffentlichen Raum“. Er schätzte den Multiplikator seiner Arbeiten in Form von Anstecknadeln, Tshirts und Postern. er kam wie Jean-Michel Basquiat von der Strasse, den ungenutzten in Schwarz beklebten Werbeflächen der Ubahn-Stationen. “Reagan Slain by Hero Cop” oder “Pope Killed for Freed Hostage” waren seine ersten, von William Burroughs intuitiv erfundener Cut-Up-Technik inspirierter Textflyer, lange vor dem ikonischen Baby. Er ein braver Bub vom Land, Basquiat ein Sohn des Bildungsbürgertums. Haring starb 1990 an Aids, Basquiat holten 1988 Drogen in den Himmel. Alphabet City und Greenich Village auch längst totgentrifiziert.

Urkrebs Amerika Ostküste

Als ich zum ersten Mal 1997 nach Bundi kam – ich fand den Namen interessant – war es eine verschlafene Kleinstadt 5 Busstunden südlich von Jaipur. Die Unterkünfte waren an einer Hand abzählbar, ein junger Mann hatte vor kurzem ein heruntergekommenes Bordell zum Hotel umgebaut – wie ich später von ihm erfuhr. Bundi war einst ein Maharadshasitz, der Palast oberhalb der Stadt völlig verkommen, Taubenkot überall. Und so bekam ich vom Manager des alten Maharadscha wegen meines bekundeten Interesses die Glegegenheit den Landsitz in den Hügeln oberhalb der Stadt, bei einem kleinen Stausee zu besuchen. Art Deco kombiniert mit ausgestopften Panthern und Gemälde von Polopferden, wow! Heute ist der Palast im Zenrum perfekt restauriert und touristischer Köder, der Landsitz immer noch off limits, Luxushotels in den alten Havelis. Diesen Spitz eines Antilopenhorns schenkte mir damals der frischgebackene Hotelier im Tausch gegen den Entwurf eines westlertauglichen Logos für sein nächstes Projekt.

Bunte Reminder

ln den Pass kommen Stempel – ich hab stattdessen Tattoos, am Körper. Neun, kleine feine, mit Geschichte, eine omnipräsente Erinnerung an Gutes wie Schlechtes. Zum Beispiel hautfarben fast versteckt Erzulie als haitianische Gottheit in Liebesdingen, zuständig in Liebesdingen, mein Nachname, der in Israel als Ben Esch, „Sohn des Feuers“ gelesen wird. Das Symbol für Feuers aus China, „Herr Montag“ als pakistanischer Taufname.

Und mein Lebensmotto von einem Tempel im Norden Indiens: von einem kleinen Berg mit Sadhu drauf, der anfangs noch mit Tigern und Leoparden meditierte – so sagte man mir. Tatsächlich haben seine Follower den kleinen Tempel mit Gipsfiguren dieser Tiere flankiert. Er selbst lebte im der zerbröselnden ersten Hütte daneben, mit dürren Katzen die sich um Maiskolben stritten. Vor dem Tempel stand in riesigen Sanskritlettern auf dem Boden „Sateraho Abheraho“/„Sei wahrhaftig, sei furchtlos!“. Am Unterarm hab ich als einzige im sommerlichen Alltag sichbare das spirituelle „Be Here Now“ – und nach einem Tiefschlag das dazu konträre „SuckerPunch“…

Von A nach B

Und immer die Frage: womit Reisen – was ist Komfort, was Schlepperei, was ist Luxus und was Unnötiges. Nicht unbedingt die Inhalte der Koffer sondern die Koffer selbst! Da gabs die frühe Phase der alten Bergsteiger-Rucksäcke vom Flohmarkt (und seit Jahren wieder), dann gabs das was ein „Suitcase“ eigentlich war, in den 90ern dann aber „Suit Carrier“ hieß: Eine klappbare große, flache Tasche zum Transport von Anzügen und Hemden, praktischerweise vor Ort dann an einem Haken geöffnet aufzuhängen. Bei nicht für Anzüge, ich konnte die Tasche aber schultern, oder mit Tragegurt nutzen. Diese Sammlung hier an Aufklebern war auf dem Koffer für absehbar kultivierte Reisen, in den Strassen Dakars die aus Löchern oder Sand bestehen, hätte der Rollkoffer versagt. In Seoul gab dann letztendlich der Zipp auf, eine Rolle war schon Jahre vorher mit SIlikon und Superkleber durch eine von einem Bürosessel ersetzt worden.

Fischköder aus Capetown

Capetown in Südafrika, ein schöner, ein schwieriger Ort. Wir waren dort einen kulinarischen FIlm für den ORF drehen mit „Starkoch“ Winnie Brugger als Reisführer durch die lokale Küche. Die Recherche und der Drehplan führte uns zu rustikal-deftig-innovativen Restaurants, zu Algensammlern, Foraging auf der Wiese und noblen Steakrestaurants. Alles bestens und dann kickt die Realität ein: Nach dem Dreh in einem charmant improvosierten Restaurant am Rand eines der Slums werden wir erstaunt gefragt warum wir ohne bewaffneten Schutz dort waren. Im Hotel erfahre ich, dass die schwarzen Damen die hier arbeiten aus den Slums teilweise 2 Stunden hin und 2 Stunden zurück fahren. Und diese Slums gibt es großflächig, sogar entlang der Autobahn zum Flughafen. Golfspielen, Weinverkostungen und Wagyu-Beef würden mir hier schwer fallen. Zum Glück gibt es aber hohe Gartenzäune und viel Wachpersonal – Apartheid 2.0

Diese Köder sind von einem Garagesale an der Küste, unweit des Strandes an dem gerade eine rote Flagge Haigefahr kennzeichnet.

Die Touba-Kette

Scheich Ibrahima Fall (1855–1930) war ein Schüler von Scheich Aamadu Bàmba Mbàkke, dem Gründer der Mouride Brotherhood-Bewegung in Westafrika. Er wollte im 19. Jahrhundert Senegal von der Verweichlichung durch die Kolonialherren zuru ck zu einem strengeren Islam führen. Ibrahima Fall wurde einer der Propheten/Heiligen, war hochpolitisch und gründete die heute einflussreiche Baye-Fall- Bewegung. Er führte ein, Aamadu Bàmba Geld zu geben. Mouriden folgen bis heute dieser Praxis, ihre Sheicks zu „unterstu tzen“ – der Heiligenschein verbleibt bei den männlichen Nachfolgern, bis heute.

Touba ist inzwischen autonomes juristisches und verwaltungmäßiges Gebiet, in einigen Bereichen sogar steuerbefreit, besitzt Tankstellen, Immobilien etcetc. Muriden haben auch eigene Medien, um willkommene Groß-Spenden prominent zu begleiten. Nach dem Motto, tue Gutes und rede darüber auf Touba-TV.

In Dakar gibt es sehr wohl Stimmen die meinen, dass in Touba und Umgebung viel zu viel Geld in die Moschee, aber viel zu wenig in moderne Bildung investiert wird. Dass es ein Unding sei, dass es kaum Kanalisation und nur ein einziges Krankenhaus in Touba gebe, jetzt aber viele Millionen für eine islamische Universität ausgegeben werden. Hier eine Misbaha-Gebetskette aus Plastik, sicherlich aus China, das für die Mouriden auch Autobahnen nach Touba baut.

Urkrebs Amerika Ostküste

Am Südspitz Indiens hat das Gestalten des lokalen weichen Gesteins eine lange Tradition. Das an Touristen verkauften Spitzenprodukt iat ein Elefant wie obiger, aber von ca 15cm Grösse, derart ausgehölt, dass sich darin ein weiterer und darin noch einer en miniature befinden, beide frei stehend. Auch war ich dort wegen des berühmten Ashrams des guten alten aber längst toten Sri Ramana Maharishi.

Hier, aus seinen 14 Fragen und Antworten im Buch „Nan Yae’/Wer bin ich:

1. Was ist der Geist (das Denken)? Ein Bündel von Gedanken!
4. Welcher Gedanke ist der erste? Der Gedanke „Ich“!
8. Was ist die Verwirklichung des Selbst? Im Herzen zu verweilen als reines Sein, ohne dass der „Ich“-Gedanke wieder aufsteigt!
11. Wie kann das Selbst erkannt werden? Nicht durch äußere Objekte, nicht durch die Sinne oder den Verstand, sondern nur durch Einkehr nach innen!

Guanyin, gelasert in Glas

Missionare im 18./19. Jahrhundert berichteten, dass einfache Leute beim ersten Anblick von Marienbildern sagten: „Ah, das ist unsere Gwan-eum!“ AUch diese wird mit weißem Gewand, mütterlicher Haltung und sanftem Gesichtsausdruck dargestellt – beide eine barmherzige Mutter. Damit konnte man arbeiten! Die Nähe im Volksglauben zwischen der buddhistischen Bodhisattva Guanyin (auf Koreanisch: Gwan-eum) und der Jungfrau Maria (koreanisch Miriya) des Christentums ist gelungener Synkretismus – eine Überschneidung, die es Menschen leichter machte, das Christentum mittels vertrauter Muster zu akzeptieren. Hier, gelasert, hinter Glas aus dem Shop eines buddhistischen Männerklosters bei Seoul.

Die Pantherkralle

Wenns passt, dann hat der Kosmos anscheinend Grund etwas vorzuschlagen. Auf jeden Fall bei meinen Erfahrungen mit Ayahuaska und San Pedro, dem ebenfalls aus Südamerika stammenden Kaktus. Beide psychoaktive Substanzen die als Droge keinen Sinn machen weil sehr anstrengend in ihrem Wirken um Genesung bei Themen des Geistes zu bringen, um Einsichten zu geben. Im Dunklen wird das Gebräu getrunken, nach 1-2 Stunden kommen Bilder, Visionen aus dem Inneren, die in meinem Fall Antworten darstellten – oder in der drittenNacht Auflösung eines jahrelangen Konflikts brachten. Fehlercheck/Reprogrammieren/Neustart wie in der Computerwelt.

Bei diesen nicht offiziellen Ritualen waren Menschen aus dem Ursprungsland der Pflanzen die Anleitenden und Ausführenden, Gesänge in diversen Tonlagen verstärkten den Effekt wenn im Dunklen sich einer der Indios intuitiv vor einen setzte, meine „Fragestellung“ war ihm bekannt.

Die fast echte Rolex

Durch meine Freundschaft zu George, einem meiner Ersatzväter, kennengelernt auf der Sommerakademie in Salzburg als 16jähriger, eröffnete sich Amerika. Einen Ferialjob später saß ich im Flugzeug nach Philadelphia, tageweise besuchte ich den Big Apple. Das waren die frühen 80er, ich naiv wie eben ein Bursch aus Salzburg sein kann, New York war bei den folgenden Besuchen um so vieles spannender als heute. Clubs, Strassen im Village und Alphabet City waren Magneten, verpönt und sicher nicht erkundet von meiner braven Family in Philadelphia.

Immer mutiger Manhattan erkundend, es dutzende Male von der 100. Strasse bis Soho durchwandernd blieb ich dann eines Abends auf der noblen 5th Avenue vor dem Rolex-Shop stehen. Das Geschäft war geschlossen, ein sehr dunkler Mann bot Passanten die fetten Uhren um 20 Dollar an. Meine funktioniert heute noch auf die Minute genau. Ich trage sie selten und wenn jemand interessiert schaut, erzähle ich von New York, damals.

Der Sinnspruch aus der Raststätte

Ungefär zwei Stunden nach der Stadtgrenze von Karachi macht der vollbepackte Bus Teepause. Dafür muss man in das dunkle verrußte Lokal neben dem Lastwagenparkplatz gehen, als Westler sofort zahlen, Locals sind anscheinend ehrlicher, zahlen vor der Weiterfahrt. Der Besitzer ist ein ruhiger, dünner, alter Mann, der meine Frage nach dem Text in diesem speckigen Stück Holz an der Wand mit Schulterzucken beantwortet. Wahscheinlich wegen meiner auf Englisch gestellten Frage. Mich abschliessend bedankend überreicht er es mir ungefragt. Meine pakistanischen Brüder, die Sindhi, Urdu, Persisch und in Teilen auch Hindi sprechen, können das Rätsel des Textes nicht lösen. Es in diesen Tagen einem Autor wunderbarer Bücher über Pakistan mailend gabs soft die klare Antwort: „Eine Aufforderung sich das Essen schmecken zu lassen“, auf Arabisch!

Devotionalie aus Mussorie

Wenn es im Tiefland um Delhi sommerlich heiss wurde, zogen sich die kolonialen britischen Besatzer in die Foothills mit Ihren Familien zurück. Optisch und klimatisch ähnlich unserem Salzkammergut, inklusive kleiner Seen. Mussorie ist einer dieser immer noch chiclen Orte, mit wunderbarem Ausblich auf die Tiefebene und unscharfen 6000er auf der Rückseite, in weiter Ferne. Der lokale Maharadscha betreibt dort seit Langem einen früheren Jagdsitz als kleines Hotel, der Ort ist gut besucht von chiquen Leuten aus Delhi. Die Nähe zu Nepal, Bhutan und vor allem Tibet hat Flüchtlinge tibetischer Klöster hier eine neue spirituelle Heimat in Form eines Tempels und Klosters finden lassen.

Mal mal was!

Diese Aufforderung mußte ich mir nicht selbst in den Raum stellen den ich von 2015-2019 in der Sechshauser anmietete, in einer jungen Künstlergemeinschaft, durchmischt mit einer kleinen Tischlerei für Katzenmöbel von kurzem Bestand. Hmm, Zeichnen kann ich nur passabel. meine Phantasie ist eher mein Tool, das Unbewußte der Copilot, Photoshop mein Freund. Und so durchforstete ich alte Stahlstiche, teilweise auf CDs wiederveröffentlicht. Auf Folie kopiert und mit einem Overheadprojektor auf Leinwand erleuchtet. Dutzende Bilder entstanden, einige verkauft, diu meisten verschenkt oder bloss auf Widerruf „verliehen“…

Kinskis weisser Anzug

„Fitzcaraldo“ von Werner Herzog hab ich als Teenager im sehr leeren Kino von Hallein gesehen. Kinskis Paraderolle: Manisch getrieben, wirr und trotzdem klar. Ich hatte seine Lesungen von Francois Villons fordernden Texten gehört, sein Buch „Ich bin so wild nach Deinem Erdbeermund“ gelesen. Und danach so ziemlich alles von ihm im Kino gesehen, später in Wien. Aber bleibend war die Begeisterung für den weissen, labbrigen Anzug den er im Dschungel von Manaus trug, im Original von einem Wiener Kostümdesigner geschneidert.

Endlich, in Benares, am Ganges, dann ein Schneider der meine Vorgabe verstand, dass „der Stoff wie am Körper eines Mannes zu fallen hat, der die Nacht auf einer Parkbank verbracht hatte“!

Asketischer Buddha aus Pakistan

Der goße Zweifler, der Buddha am Anfang war, liess ihn Extreme versuchen um Erleuchtung zu erlangen, So auch die Phase, als er in die Wälder zog um mittels strenger Askese Antwort zu bekommen auf „Wie kann man Leiden überwinden? Gibt es einen Weg zur Befreiung (Nirvāṇa)?“. Nach der Jugend an einem adeligen Hof ein mutiger Schritt. Im Moment als sein Körper begann zu schwach zu werden, entschied er sich für den „Mittlerern Weg“. Seine Gefährten die ihn hier verliessen wurden später seine ersten Schhüler für die „Vier edlen Wahrheiten“.

Pakistan, vor alles Sewhan Sharif hat eine buddhistische, hinuistische und aktuell moslemische Phase. Dieser hungrige Buddha aus Kamelbein stammt von dort.

Fischschuppe aus Sansibar

Friedhöfe und Märkte sind auf meinen Reisen immer Fixpunkte. Zweitere natürlich öfter. Sansibar hat durch den Klimawandel einen massiven Wandel im Fischereiwesen: wärmeres Wasser treibt die Fische aus den flachen Gewässern weiter hinaus. EInfache Boote kommen mit weniger Fang in die Küstendörfer zurück. Professionelle Hochseefischerei liefert weiterhin genug Fische in die Halle hier am Rand der Hauptstadt Stone Town. Der Mann der gerade einen prallen, grossen Fischkörper mit einer Drahtbütsze schrubbt, hat neben sich eine glänzenden Haufen Schuppen bisher ungesehener Grösse. Eine davon erbitte ich für mich, weich, elastisch ist sie.

Messer vom Bauernmarkt von Java

Auf Java gibt es zwei historische monumentale Steinanlagen: Borobodur, eine pyramidenförmige buddhistische und eine aus verstreuten Tempeltürmen bestehende hinduistische, beide aus dem 9. Jhdt. Genauso interessant das große Marktgebäude im Dorf: Optisch eine Parkgarage mit vier Stockwerken, nur teilweise dafür genutzt. Darin, gerade ein Nickerchen machend eine alte Bäuerin die neben Früchten auch diese ellenlangen Messer von großer Schärfe verkauft. Ein wunderbares Küchenuntensil, das nach Gebrauch sofort gereinigt werden muß, es rostet über Nacht…

Mein Luchsus-Ort

„Wennst hier eine Wohnung suchst, ein Haus, dann fragst den Pfarrer, den Bürgermeister – oder die Wirtin“. Die Brettlbar ist ein historischer Ort: bevor die Autobahn die Fahrt über den Wechsel nach Graz, nach Jesolo ablöste, war dies der perfekte Ort für eine Jause, Erfrischungen. Da gingen an einem Sonntag schon mal drei Kessel mit Gulasch weg, heute nur mehr drei Teller. Die wunderbare Margit führt es und weiss tatsächlich alles, von jedem. „Das kleine Holzhaus, hinten am Waldrand ist frei, da hat der Mohr bis in die 80er gewohnt, dann war es ewig im Sommer vermietet, meistens an den Wiener Jugendrichter mit dem shizophrenen und dem drogenkranken Sohn. Steht schon lange Zeit leer, frag mal!“

In der ersten Nacht dort träumt mir von einer Luchsdame mit Edelsteinkette die oben an den Tannen elegant vorbeigeht und mich von dort anlächelt. Ein Wiener Sprayer hatte seine Signatur „Luchsus“ anscheinend in meinem Stammhirn verankert…

Upcycling aus Marakesch

Die erste Reise nach Marakesch in den frühen 90ern, ausgehend von meiner Liebe zu den Büchern von Paul Bowles, war der Türöffner für so Vieles: für die Neugier, für das entspannte Reisen – irgendjemand hat immer ein Bett zu vermieten wenns eng wird. Im Labyrith des Souks mich immer wieder gerne verlierend dann diese ansprechende Wiedernutzung als Kerzenhalter von medizinischen oder Parfumfläschchen, lange bevor Upcycling ein Wort wurde.

Teebecher mit Gesang

In Indien, vor allem am Land wurde Tee – mit Milch und viel Zucker – bevor Papiertassen überhand nahmen in kleinen Tonbechern ausgeschenkt. In ganz simplen, einfach gebrannten, die nach Gebrauch auf einem Haufen neben dem Teestand landeten. Bereit zu Pulver gestossen wieder als Becher zu reinkarnieren. In Benares, an eienm Winterabend der tatsächlich schon unter 10 Grad erreichte, trank ich in eine lokales graues Tuch gehüllt vor einem der Tempel in denen 24/7 Hare Krishna gechantet wurde Nektar aus diesem festwandigen grösseren Becher. Der Ort, die Stimmung, der Geschmack der warmen süssen Milch mit Butterinsel und Safranfaden obendrauf liessen mich ihn zuhause korrekt brennen lassen…

Das kleine Taj Mahal

Zwei mal war ich vorher schon in Vrindaban gewesen,100km südlich von Delhi, das Taj Mahal in Rufweite,m hatte aber kein Interesse an touristischen Pflichübungen. Und dann diese Offenbarung im Nebel , nach kurzer Rikschafahrt. Die Story des pompösen Grabmales seiner grossen Liebe, Mumtaz Mahal, beauftragt von einem der Herrscher des „Mughal Empire“, Teil der Ausbreitung des osmanische Reiches in Indien. Ursprünglich von einem usbekischen Getreuen erobert erlebte Indien eine Besatzung aber auch tolerante Ergänzung eigener hochstehender Kultur: Von Musik bis Miniaturmalerei, von Gartengestaltung bis Architektur entstand hier Neues. Vom 16.Jhdt bis zur Übernahme durch das British Empire.

Schneekugeln sind eine Wiener Erfindung des frühen 20. Jahrhunderts: Erwin Perzy arbeitete eigentlich an einer stärkeren Lichtquelle für Operationslampen. Dabei experimentierte er mit einer Wasserkuppel und Grieß, um das Licht im Wasser zu reflektieren. Der Effekt erinnerte ihn an Schneefall – und daraus entstand die erste Schneekugel mit einer Miniaturfigur, meist einem Kirchenmodell darin. Die Firma Perzy ist immer noch gut im Geschäft, wenn auch nicht in Indien.

Paul, Bro!

Mit 16 lief ich mit meinem Hund gerne bei jedem Wetter durch Wiesen und Wälder. An diesem Sommertag regnete es besonders stark, ich mag das immer noch. Da kam mir dieser zerrissese Verrückte mit seinem Dalmatiner entgegen, gansuso durch Wiesen stapfend. Paul war Texter bei einer Werbeagentur die in Salzburg Porsche belieferte, er wohnte zur Miete im Parterre der Villa des ehmaligen Direktors des lokalen Marmorsteinbruchs. Und feierte jedes Wochenende tolle Parties, mit Poeten und schönen Frauen, Nina Hagen laut in der Stereoanlage. Und war so manisch und vom Leben fordernd, dass Klaus Kinski sein ehrfürchtiger Schatten gewesen wäre. Er gab mir zur Matura einen der ersten „Wiener“, meinte: „das is Deins, da mußt Du hin, Wien!“. Die Freundschaft blieb über Jahrzehnte, die gesammelten Texte aus Mails von ihm hab ich in kleine Büchlein drucken lassen. Herzlich überbordende gegenseitige Besuche bis ihn dann eine geplatzte Ader im Kopf plötzlich ins Nirvana katapultierte. Danke Paul!

Urkrebs Amerika Ostküste

Der Hufeisenkrebs ist kein Krebs im eigentlichen Sinn (eher spinnen- und skorpionverwandt), sondern ein lebendes Fossil: Er existiert seit über 450 Millionen Jahren – ist also noch älter als die Dinosaurier. Zu finden ist er im flachen Wasser an der Atlantikküste von Nordamerika – von Maine bis Yucatán. Diese tote Hülle fand ich in Avalon, dem schicken Sommerhaus-Städtchen südlich von Philadelphia, auf dem Weg nach Atlantic City, dem inzwischen abgerockten Las Vegas der Ostküste.

Kamelschenkel

Oh, Kamele, ich mag sie nicht! Die erste Ägyptenfahrt liess mich in Assuan ein Kamel besteigen, für eine kleine Runde am Nilufer. Plötzlich sprintet es los, nachher erfahre ich, dass sie wiederum ein schlechtes Verhältnis zu Mäusen haben… Naja, als vom Materiellem abhängiger Europäer hab ich beim Runterfallen aus zwei Metern Höhe zuerst mal die neue Videokamera festgehalten. Der Boden der wie Sand aussah war allerdings betonhart, der Schreck in den Gliedern und im Kreuz. Dort blieb er noch monatelang, ein Chiroprakt konnte ein bißchen helfen, ein Schwachpunkt scheint es immer noch ab&an zu sein.

In Tunesien am Wüstenrand einen Tag mit einem Tuareg verbringend, Brotbacken im Wüstensand inklusive – Bedouinen haben sehr früh nur noch Zahnstumpen durch das Kauen von Sand im Mund – fand ich diesen Knochen. Leicht zu tragen für das begleitende Kamel, ich war in den Dünen schon längst zu Fuss unterwegs, das Schaukeln zu nervend!

Die Gabel mit Horngriff

Als ich 2004 die länger schon erwünschte Chance für Verändeung in meinem (Berufs-)Leben bekomme, waren Konsequenzen damit verbunden. Der Verkauf all dessen, was 100 Quadratmeter in Wien füllte, das Erkennen und Runterkochen auf das was im Waldhaus wesentlich und sinnvoll sein würde. Die CD-Sammlung mußte komplett mit, fand im Schuppen des Häuschens am Waldrand Platz – winters mußte ich für spontane Musikwünsche oft knietief in Schnee watend über den Innenhof. Der Rest waren 10 Bananenkisten mit Kleidung, Büchern etc. Als ich nach 5 Jahren wieder runter ins Tal zog, eigentlich nach Perchtoldsdorf, dann nach Wien, kam diese Gabel dazu. Josef Mohr war Tischler und auch Jäger – vielleicht hat er diese Gabel vor Jahrzehnten selbst gepimpt, mit einem Hornstück.

Usbekischer Teller

Die -istans hatten es mir immer angetan, bereist hab ich bisher nur Pakistan und Usbekistan, die Juwele Aserbeijan, Kirgistan oder gar Afghanistan sind noch offen. Alle sind sie im Schnittpunkt zwischen europäischen und arabischen EInflüssen, alle moslemisch, alle en route oder am Rand der Seidenstrasse. Wer hat nicht Samarkand als Ort einer vielleicht unerfüllbaren Reisesehnsucht, hat Fantasien von Wüstenstädten und (rülpsenden) Kamelen – ich jedenfalls schon! In der Realität ist dann der Islam in Usbekistan durch lange russische Besatzung und rüde Staatschefs verdrängt, 100 Euro umzutauschen braucht die Bereitschaft sie – für einen sinnvollen Kurs – auf dem Schwarzmarkt gegen eien Sporttasche voller So‘m zu tauschen

Der junge Mao

Vermutlich alle Despoten hatten anfangs dem Allgemeinen dienliche Eigenschaften und Interessen. Bald lief es aber auch bei Mao schief. 1949: Mao Zedong ruft die Volksrepublik China aus. Sein Ziel ist ein geeintes, unabhängiges Land ohne koloniale Einflüsse, Armut und Feudalherrschaft. 1950–1953: Mit der Bodenreform werden Großgrundbesitzer enteignet, Millionen Bauern profitieren, aber hunderttausende bis Millionen Grundbesitzer werden hingerichtet. 1958–1961: Mit dem „Großen Sprung nach vorn“ versucht Mao, China durch Zwangskollektivierung und Volkskommunen in eine Industrienation zu verwandeln. Das führt zu einer katastrophalen Hungersnot, bei der zwischen 20 und 40 Millionen Menschen sterben. 1966–1976: Mao startet die „Kulturrevolution“, um angebliche „bürgerliche“ Elemente in Partei und Gesellschaft auszuschalten. „Rote Garden“ werden aufgehetzt, um Lehrer, Intellektuelle und Künstler zu demütigen, zu misshandeln oder zu töten. Tempel, Bücher und Kunstwerke werden zerstört. Das Bildungssystem bricht weitgehend zusammen. Heute ist China der Phoenix aus der Asche!

Das indische Hochzeitsgeschenk

In einem Geschäft am Land in Rajasthan gekauft, war dieses gestanzte Blechtablett für Gewürze oder kleine Naschereien ein Hochzeitsgeschenk. 1972, wie die handgeritzte Widmung auf der Rückseite in Hindi erklärt. Wie bescheiden muss diese Hochzeit gewesen sein, wie gar arm die Verhältnisse der Schenkenden. Oder aber wie glamourös die Hochzeit, wie relativ reich der Schenkende – aus damaliger Sicht.

Alles eine Frage der Relation, der Herkunft des Betrachters, der Zeit. Möge die Hochzeit eine wunderbare gewesen sein, das Paar glücklich, die Kinder gesund!

„Nicht Rauchen“ in Madagaskar

Das Hotel Colbert in Antananarivo hat Grund solche Hinweise in die Zimmer zu stellen: es besteht zu einem guten Teil aus Holz. Eine CD aus einer Ramschkiste hatte mich auf diese Insel begracht, Geschichten über eine Kleinstaat den Piraten auf einer vorgelagerten Insel gegründet hatten, das Wissen darum, dass Madagaskar 80% der weltweiten hochwertigen Bourbon-Vanille produziert: In aufwendiger Technik wird diese Orchideenart in Bäume montiert, genauso komplex geerntet. Ihre Blüten öffnen sich nur für einen Tag, sie müssen in den meisten Anbaugebieten von Hand bestäubt werden, weil die natürlichen Bestäuber (z.B. bestimmte Bienenarten in Mexiko) vor Ort fehlen. Die Vanilleschoten sind eigentlich die Fruchtkapseln dieser Orchidee, die nach der Ernte fermentiert und getrocknet werden, um das Aroma zu entwickeln.

In den Strassen rund ums Colbert zischen Frauen „Vanilla?!“ weil sie trotz strenger Kontrollen in den Versandstellen einige Schoten nach Antananarivo geschmuggelt haben.

Hanuman hinter Glas

Hanuman, wörtlich „mit (starkem) Kiefer“ – oder Bajrang Bali/Balaji, „der Starkgepanzerte, der Kraftvolle“. Mein Favorit im hinduistischen Götterhimmel. Er war bereit für die Rettung von Sita mit seiner Affenarmee eine Brücke zwische Indien und Sri Lanka zu bauen. Er beruhigt seinen Freund Arjuna, dass er als Krieger in einer gerechten Sache sein Karma nicht beschmutzt. Hier im Glas fliegt er mit einer Bergspitze voller Kräuter zu verwundeten Kämpfern. Das wiederum christliche Prinzip der selbstlosen (Nächsten-)Liebe lebend. Auch wenn er als Kind angeblich die aufgehende Sonne für eine Frucht hielt und nach ihr sprang.

Der Suwah-Becher

Suwah ist das Nationalgetränk Eritreas und Äthiopiens, besonders bei Festen und Hochzeiten gerne getrunken. Basis sind Gerste, Mais oder andere Getreide, die gemälzt, vergoren und mit Gewürzen versetzt werden. Als besonderes Gewürz dient Gesho, ähnlich wie Hopfen, das dem Bier sein Aroma gibt und leicht bitter macht. Der Alkoholgehalt ist relativ niedrig (um die 2–3 %), es schmeckt mild und leicht säuerlich. In einem Hof hinter einem Privathaus habe ich es zum ersten Mal getrunken aus solchen übergrossen Bechern, der Löwe vor dem Brennen ins Email gemalt. Der „Löwe von Juda“ bezieht sich auf den Stamm Juda im Alten Testament – laut äthiopischer Überlieferung stammen die Könige von Äthiopien direkt von König Salomo und der Königin von Saba ab.

Die Kinderrassel

Interessant die Perspektive des Betrachers, sicher auch dessen Grüße. Dies könnte ja auch eine Hantel sein für dickbäuchige Zirkusartisten des 19. Jahrhunderts. Oder, wie ich lange glaubte, ein rituelles Objekt im religiösen Kontext. Nein, es ist eine einfache Rsssel für Kleinkinder, für Babies, aus Nordindien!

Bei allen Veränderungen in Richtung Wohlstand und Plastik auch noch beliebt in Indien: Ghungroo-Rasseln, kleine Messingglöckchen, die an Holz- oder Stoffbändern befestigt sind, letztere im Süden auch für Tanzaufführungen genutzt. Holzrasseln à la Maracas bunt lackiert und silberne Rasseln: Wohlhabendere Familien schenken Babys diese oder Armreifen aus Silber, symbolisch für Schutz und Reinheit.

Herr V. und die Stihl-Sägen

Im Betreuerjob in Mönichkirchen gab es einen irgendwie charismatischen Klienten, den Herrn V. Er war verbal ein lustiger Kerl, der ab und an ernsthaft behauptete, das Heim in dem er wohnte mit Gottfried, dem Leiter, gemeinsam gebaut zu haben. Seiner Liebe zu Stihl Motorsägen wurde Platz gegeben indem er auf Fahrten ins Lagerhaus mitdurfte oder man von dort aktuelle Motorsägenprospekte für ihn mitnahm. Bei einem der gemeinsamen Essen wurde ihm bewußt, dass er hier nicht selbständig lebte, es Gründe dafür gab. Unter der aufkommenden Spannung verbog er mit seinen blossen Fingern eine Gabel zu einem Knäuel. Später erfuhr ich, dass er Jahre zuvor seinen Ziehvater, einen Förster, mit einer Motorsäge attackiert hatte

Die Blechkoffer in meinem Keller

An gewissen Tagen sage ich: „Eine Flutwelle kann sie wegschwemmen, wäre auch ok!“ Dann wieder schaue ich alle paar Jahre einige der Fotokollagen/Photoshop-Bücher meiner Reisen die darin lagern an. Besitz ist Last, daher werden essentielle Bücher mit typischen Seiten auf meiner Website landen und dort bleiben. Viele darin auch gelagerte Objekte und dazugehörige Geschichten hiermit in diesem Büchlein. Die Sintflut kann kommen!

Die Shiv Steel Trunk Factory in Jaipur fertigt sie nach wie vor, gerne auch nach Mass!

Das Zezana-Fenster aus Rajasthan

Das Taragarh-Fort in Bundi wurde im 14. Jh. von den Hada-Chauhan-Rajputen erbaut und später erweitert. In fast allen großen Rajputen-Forts und Palästen gehörte ein Zenana, also Frauenquartier, vergleichbar mit dem Harem in islamischen Palästen zur Anlage. Diese Bereiche waren abgeschirmt und geschützt, meist nur dem weiblichen Personal zugänglich. Von dort aus konnten die Frauen das Hofleben mitverfolgen, ohne selbst gesehen zu werden.

Dort findet man feine Fresken, bemalte Decken und Jharokhas, verzierte Fensterbalkone. Bei meinem ersten Besuch war eine private Gemeinschaft dabei die knöcheltiefen Tauben- und Fledermausexkremente wegzuschaufeln. Dem alten Maharadscha war das Interesse an seiner eigenen Herkunft abhanden gekommen. Vom Misthaufen stammt dieser Fenstergitterteil eines Jharokhas.

Das Lehrstück aus Essouira

Essouira wurde früher auch Mogador genannt, im 18. Jahrhundert ließ Sultan Sidi Mohammed ben Abdallah die heutige Stadtmauer und den Hafen nach europäischem Vorbild bauen, die Stadtstruktur gar durch einen französichen Architekten: Théodore Cornut, der zuvor im Dienst Ludwigs XV. gestanden hatte war als Kriegsgefangener nach Marokko gekommen und wurde vom Sultan in den Bau involviert. Ab da wurde der Ort offiziell Essaouira genannt, was auf Arabisch „die schön Befestigte“ oder „die gut Geplante“ bedeutet. Perfektion auch bei den handwerkern, die Holzintarsien sind weltberühmt. Dieser schiefe und vergleichsweise grobe Tisch – eher ein Lehrstück – stand dort im Gerümpel eines Hinterhof-Flohmarktes.

Das Bild aus San Antonio

Als Facebook erstmals erwähnt wurde, dachte ich: meshugge! Es dann doch mal probierend gab es die Funktion „Freunde vorschlagen“ noch. Und zweimal ums Eck wurde mir Johnny aus San Antonio als Kontakt vorgeschlagen, ein Anwaltsassistent aus Texas. Ich lebte in einem Häuschen in einem winzigen Dorf am Wechsel und fand dieses Fenster zur Welt ganz interesssant. Zen, Gurdjieff, breitgestreut Musik aber vor allem Neugier waren unsere gegenseitigen Türöffner. Eine Freundschaft wuchs die soweit führte, dass ich ihn von New York aus eine Woche lang besuchte. Und an den immer noch heissen Abenden in Texas begann mein Interesse selbst vermehrt Musik zu machen, wenn auch am Computer, mit Samples, mit Garageband. Viele Colaborationen folgten, die Freundschaft gibt es bis heute. Daphids Virgen María hing in einem Fast-Food-Lokal ums Eck.

Kleine Welt

Am Flughafen in Karachi am Ende meiner dritten Reise nach Pakistan ankommend, hatte ich immer noch das Meiste der anfangs gewechselten Rupien – meine Freunde dort hatten mich immer privat untergebracht, an andere tolle Menschen weitergereicht auf meinen Reisen im Süden. Im dürftigen Duty-Free-Bereich – es gab nahezu keine Touristen, 9/11 war noch spürbar – dann diese Vase aus Aluminiemblech, Kopie eines indischen Verkaufsschlagers aus den 60ern, eine „Um“. Seit 20 Jahren gerne und oft mit Lilien bestückt sehe ich 2025 die bronzefarbenen Originale 4.500km von Karachi entfernt im Fenster eine Antiquitätenhändlers in Stone Town, Zanzibar. Der alte, gebeugte Besitzer fragt nach dem Grund meines verzückten Lächelns…

Voodoo-Parfüm

Als ich Anfang der 2000er einer Bekannten, einer Tänzerin aus Haiti, von meinem Herzschmerz erzählte, meinte sie „Du brauchst Hilfe!“. Okay, Erzulie, eine Loa des Voodoo ihrer Heimat ist dafür zuständig: eine der Mittlerinnen zwischen dem höchsten Gott (Bondye, vom Französischen „Bon Dieu“ = „Guter Gott“) und den Menschen. Während Bondye als zu entfernt gilt, um direkt angerufen zu werden, wenden sich Gläubige an die Loa: Rada ist mild, beschützend, aus Afrika stammend), Petro (heiß, kämpferisch, kreolisch-karibischer Ursprung), Gede (Ahnen- und Totengeister, oft humorvoll-derb). Und eben Erzulie in Liebesdingen. Ich soll mich eine Woche lang täglich mit Sekt, mit Rosenblättern und Agua de Florida (das immer noch in N.Y. produziert wird) einreiben… hat funktioniert!

Georges Ring…

Ich war 16, der Zeichenlehrer im Gymnasium befand meine Zeichnung eines Fusses so gut, dass er einen Studentenplatz an der renomierten Sommerakademie auf der Festung in Salzburg vermittelte. In der Klasse des Kokoschka-Schülers war auch George Bendinger aus Philadelphia. Ein Textilproduzent auf einmonatiger Auszeit. Unsere Freundschaft bestand über 40 Jahre, gemeinsam bereisten wir die Amalfiküste, trafen uns in Nizza oder bei mir am Wechsel. Oft besuchte ich ihn und seine Familie, er war einer der Ersatzmenschen für meinen Vater geworden. Viele Stories über seine harte Jugend, seine ersten Geschäfte als Teenager, meine Liebe zu Fleetwood Mac – und dieser Ring aus seinen 70ern bleiben immer präsent. Danke George!

Sikanders Decke

Bei der dritten Reise nach Pakistan hatte ich schon im Vorfeld den Plan den einwöchigen Weg von Sehwan Sharif zur Oase nach Shah Noorani zu gehen, so wie Lal Shabaz Qalandar, der „Rote Falke“, der Sufiheilige aus dem 12.Jahrhundert der in dieser Gegend besonders verehrt wird. Mein Bruder Sikander fand eine Gruppe die mich mitnehmen würde, mich beschützen und nähren. Die Nächte in der Steppe oder gar Wüste würden kalt werden, dafür gab er mir diese von seiner Frau handgemachte Patchworkdecke. Am Ende war sie kaum mehr erkennbar vor Dreck und Lagefeuerrauch, wunderbare Erinnerungen darin eingewoben.

Peking 2008

Am Rückweg aus dem Mongolei hatte ich zum Ausklang eine Woche Peking eingeplant. Eine Stadt im wortwörtlichen Umbruch: Die Olympiade war nur Wochen entfernt, die abgerissenen dürftigen Wohnviertel, die Hutongs, durch Historie fakende neue Fussgängerzonen ersetzt oder mit bunten Bauzäunen unsichtbar gemacht. Der Verkehr war nicht luftverschmutzend weil täglich abwechselnd die Autos mit geraden und ungeraden Kennzeichen fuhren. Letztendlich war ich beeindruckt, nach Mitternacht auf breiten Spuren zu Bars und Restauranzs fahrend die es in NY auch gäbe. Und neben dem Hotel diese smarte Frau im simplen Shop die anbot Mao-Jacken nach Mass zu fertigen.

Der Wecker aus Nainital

Das Städtchen liegt gewunden um einen smaragdgrünen, birnenförmigen Hochgebirgssee. Daher stammt auch der Name: Naini/Auge und Tal/See. Der Legende nach fielen beim Tod von Sati, der Gemahlin Shivas ihre Augen hier auf die Erde – deshalb gilt der Ort als heilig. Umgeben von grünen Hügeln und Schneegipfeln des Himalaya entdeckten im 19. Jahrhundert die Briten Nainital als kühlen kolonialen Rückzugsort in den heißen Sommern, die viktorianischen Villen, Kirchen und Schulen prägen heute noch das Stadtbild. Eine Mischung aus indischer Spiritualität und kolonialem Erbe.

Ich wohnte bei einem übers Internet kennengelernten Digital-Artist aus Delhi und später in einem halbverlassenen britisch-christlichen Gebäudekomplex. Um einen frühen Bus nach Delhi zu erreichen kaufte ich diesen Wecker bei einem nepalesischen Gemischtwarnhändler, nach 20 Jahren steht er immer noch hilfreich neben meinem Bett.

Die marokkanischen Polster

Nachdem ich oft mit halbleeren Bergsteigerrucksäcken reiste war dann immer Platz für Besonderes. In Essouira, an der Westküste Marokkos gab es in einer Seitengasse, nicht weit von der Pension entfernt die behauptete Jimmy Hendrix habe dort „Little Wing“ geschrieben, einen Polsterer. Die Stoffe wunderbar, die Werkstatt sehr oldschool, der perfekte Platz für diese Bestellung typischer Polster zum Anlehnen am Kopfteil meines Bettes. Fein auch seine Frage ob ich die Qualität möchte, sie mit extraweichen Baumwollkapseln zu füllen. Jahre später öffnet sich eine Naht ein wenig und ein Eckchen der neongrünen Schaumstoffschnipsel im Inneren lugt heraus.

Die zweite perfekte Kugel

In derselben holländischen Wunderkammer entdeckte ich nahe der nagelbestückten Kugel diese fragile, dicht mit Muscheln beklebte zweite. Die Welt ist zwar inzwischen erwiesenermassen rund, ihre Oberfläche für mich weiterhin voller Muscheln deren Perlen oder Perlmut ich mit Begeisterung entdecke. Und ihr Inneres ist nicht glühendes Magma sondern Styropor – erst nach Jahren konnte ich nachzuschauen als sich eine der Muscheln löste…

Meine kleine Welt:

Ägypten, Azoren, Bosnien Herzegowina, China, Dänemark, Deutschland, Eritrea, Estland, Frankreich, Georgien, Ghana, Griechenland, Großbritannien, Hongkong, Indien, Indonesien, Irland, Island, Israel, Italien, Jordanien, Kap Verde, Kroatien, Laos, Lettland, Litauen, Libanon, Macao, Madagaskar, Malaysia, Mali, Malta, Marokko, Moldau, Monaco, Mongolei, Niederlande, Norwegen, Pakistan, Polen, Portugal, Puerto Rico, Quatar, Rumänien, Russland, San Marino, Schweiz, Senegal, Serbien, Singapur, Slowakei, Slowenien, Spanien, Sri Lanka, Südafrika, Südkorea, Taiwan, Tansania, Thailand, Tschechien, Tunesien, Türkei, Ungarn, USA, Usbekistan, Vereinigtes Königreich, Vietnam, Zanzibar.

… die Reise geht weiter…