TANSANIA
SANSIBAR

A TRAVELOGUE * GERALD BENESCH

Ankunft 4 a.m.
Sicht vom AirBnB im 17. Stock
Am Tor „Uhuru“, das Swahili-Wort für Freiheit

Fremder ist man überall,
auch im All

Die Ferengi sind eine fiktive außerirdische Spezies in der amerikanischen Science-Fiction-Serie Star Trek. Sie wurden 1987 für die Serie „The Next Generation“ erdacht und spielten eine wichtige Rolle in der darauffolgenden Serie „Deep Space Nine“. Die Kultur der Ferengi, wird als hyper-kapitalistisch dargestellt, mit dem Erwerb von Profit als höchstem Ziel. Die Autoren von Deep Space Nine haben beschrieben, wie sie die Ferengi als eine satirische Darstellung der Menschen des 20. erfanden.

Die Ferengi wurden wiederholt mit Stereotypen von Juden verglichen. Die für “Der letzte Außenposten” entworfenen Ferengi-Kostüme waren mit Pelzmänteln ausgestattet. Als Waffen erhielten sie blaue Peitschen, die Energieblitze abfeuerten, wenn sie zerbrachen. Man entwarf das Ferengi-Logo, um die Idee von “Hund frisst Hund” zu präsentieren. Es wurde grün gefärbt, weil diese Farbe mit Gier, Neid und Geld assoziiert wird. Am Punkt auch das Ferengi-Äquivalent eines Händedrucks: Sie halten ihre Handgelenke zusammen, die Hände auseinander, die Finger nach innen gebogen, in einer zugreifenden Geste.

Das in Tansania benutzte Wort Ferenghi stammt vom persischen „Farang“ ab, das sich ursprünglich auf das Volk der Franken bezog, „Durchreisende“ aus Zeiten der Kreuzzüge. Der Begriff „Firangi“ ist eine Variante von Ferenghi, die über Hindustani in asiatische Sprachen eingegangen ist. Derselbe Begriff wird in Indien und Pakistan als Bezeichnung für Ausländer oder Dinge aus dem Westen verwendet, unter anderem früher für Schwerter aus Portugal.

Bagamoyo

Im 13. Jahrhundert wurde Bagamoyo von arabischen Händlern aus Persien besiedelt, die erste Ansiedlung von Arabern an dieser Küste, 70 Kilometer nördlich von Daressalaam – und legte damit die Wurzeln der heutigen Suaheli-Mischkultur. Der Hafen wurde jedoch nach und nach von Mangroven überwachsen, und das Gebiet wieder aufgegeben. Die Kaole-Ruinen, Überreste einer Moschee und eines Friedhofs die um 1270 aus Meereskorallen erbaut, wurden 1958 aus den Mangroven wieder ausgegraben. Viele Historiker behaupten, die Kaole-Ruinen seien die erste Moschee in Ostafrika.

Im 18. Jahrhundert wurde Bagamoyo wieder aufgebaut, als Muslime, die ursprünglich aus Oman stammten, das Gebiet für den Handel mit Salz, Elfenbein und im 19. Jahrhundert auch Sklaven wieder besiedelten. Die Händler kauften aus dem Inneren Afrikas und machten auf ihrem Weg zur Insel Sansibar in Bagamoyo Halt, von wo aus sie nach Europa und Asien weitersegelten. Im Jahr 1868 gründeten die katholischen “Väter des Heiligen Geistes” eine Mission in Bagamoyo und bauten die erste Kirche in Ostafrika – und brachten übergriffige Missionare und damit die christliche Religion mit sich. Die geschäftsorientierten Moslems vorher hatten offensive Missionierung nicht im Sinn.

Das Städtchen wurde später der Hauptort für die Handelsaktivi-täten Deutsch-Ostafrikas. Bagamoyo wurde zu dieser Zeit auch zu einem beliebten Ort für europäische Entdecker, die von hier aus ihre Reisen in das Herz Afrikas begannen. Zu ihnen gehörten Henry Stanley, Richard Burton und David Livingstone. 

Diese Entdecker sorgten nicht nur dafür, dass mehr Handel über Bagamoyo abgewickelt wurde, sondern spielten auch eine einflussreiche Rolle dabei, die grausamen Geschichten über den ostafrikanischen Sklavenhandel nach Europa zu bringen. Dr. Livingstone wird in Bagamoyo besonders gefeiert, da er dazu beitrug, die Stadt ab der Mitte des 19. Jahrhunderts als sicheren Zufluchtsort für entlaufene und befreite Sklaven zu etablieren. Der Name Bagamoyo ist eine Ableitung des frühen swahili-arabischen Wortes „Lege Dein Herz nieder”, das sich darauf bezieht. Dr. Livingstone, war berühmt für das, was wir heute als Reisejournalismus bezeichnen würden – seine abenteuerlichen Geschichten aus Afrika wurden zum festen Bestandteil der englischen Nachrichten.

Als Europa seine Berichte sechs Jahre lang nicht mehr erhielt und feststellte, dass er “in Afrika verschollen” war, begab sich Stanley auf eine epische Suche nach ihm. Schließlich kreuzten sich ihre Wege 1871 in Ujiji, Tansania, wo Stanley den berühmten Satz “Dr. Livingstone, nehme ich an?” geäußert haben soll. Livingstone, der an einer Reihe von Krankheiten litt, weigerte sich, seine Reise auf Stanleys Drängen hin zu beenden. Stattdessen setzte er seine Entdeckungsreise fort, bis er schließlich 1873 in Sambia der Malaria erlag. Seine zwei treuen einheimischen Träger begruben sein Herz unter einem Baum und trugen seinen Körper dann über 1000 Meilen bis nach Bagamoyo. Hier ruhten sie sich einen Tag lang aus, bevor sie den Leichnam nach London zurückschickten

Dr. Livingstone, I presume?

Livingstone kam eigentlich nach Afrika als Missionar, aber wie andere Missionare dieser Zeit hatte er eine geringe Erfolgsquote und es wird ihm eine einzige Bekehrung zugeschrieben: Sechele, damals Anführer des Kwena-Volkes in Botswana, gefiel es nicht, dass Livingstone von seinem Gott keinen Regen verlangen konnte, wie seine Regenmacher, die sagten, sie könnten es. Nach langem Zögern seitens Livingstone taufte er ihn. Sechele war nun ein Teil der Kirche, aber er handelte weiterhin gemäß seiner afrikanischen Kultur, was im Widerspruch zu Livingstones Lehren stand:; Sechele unterschied sich in seinem Glauben an die Polygamie nicht von allen anderen Männern seines Stammes. Als Livingstone ihm sagte, er solle vier seiner fünf Frauen loswerden, rüttelte er an den Grundfesten des Kwena- Stammes. Nachdem er sich schließlich von den Frauen scheiden ließ, taufte Livingstone sie alle und alles verlief gut. Doch ein Jahr später wurde eine seiner Ex-Frauen schwanger und Sechele war der Vater.

„Die seltsamste Krankheit, die ich in diesem Land gesehen habe, scheint tatsächlich gebrochene Herzen zu sein, und sie befällt freie Männer, die gefangen genommen und versklavt wurden. Flucht, Hunger und Tod sind die Folge; und wir müssen die Überzeugung zum Ausdruck bringen, dass die Sterblichkeit nach diesen Sklavenkriegen zusätzlich zu den Verlusten auf der Reise zur Küste und während der Mittelpassage über den Atlantik dafür sorgt, dass nicht mehr als jeder Fünfte jemals die „freundlichen Herren“ in Kuba und anderswo erreicht, die die Vorsehung gemäß der Interpretation der Heiligen Schrift durch Sklavenhalter für sie vorgesehen hat“.

Livingstones Briefe, Bücher und Tagebücher riefen zwar zu öffentlichen Maßnahmen für die Abschaffung der Sklaverei auf, er war jedoch auf die Unterstützung der Sklavenhändler angewiesen, die er eigentlich aus dem Geschäft verdrängen wollte.

Er war ein schlechter Anführer seiner Trupps und endete auf seiner letzten Expedition als individualistischer Entdecker mit Dienern und Trägern, aber ohne fachkundige Unterstützung um ihn herum. Er nutzte aber nicht die brutalen Methoden eigenwilliger Entdecker wie Stanley, um sein Trägergefolge in Schach zu halten und seine Vorräte zu sichern. Aus diesen Gründen nahm er ab 1867 Hilfe und Gastfreundschaft von Mohamad Bogharib und Mohamad bin Saleh an, Händlern, die Sklaven hielten und mit ihnen handelten, wie er in seinen Tagebüchern erzählt. Livingstone war wütend, als er herausfand, dass einige der Ersatzträger, die er auf seine Bitte hin von Ujiji geschickt hatte, Sklaven waren.

Im 19. Jahrhundert führte Großbritannien eine internationale Kampagne gegen das omanische Sultanat durch und schränkte die Sklaverei und den omanischen Sklavenhandel in Sansibar ein und schaffte sie schließlich durch eine Reihe von Verträgen zwischen 1822 und 1897 ab, was zum Ende des Sklavenhandels und schließlich zum Ende der Sklaverei selbst – letztendlich erst – im Jahr 1909 führte. Sklaven waren in Sansibar erschwinglich, und es hieß, dass jeder freie Mann in Sansibar Sklaven besaß.

Schätzungen zufolge waren in den 1850er Jahren zwei Drittel der Bevölkerung Sansibars Sklaven, es galt ja dem Sultan gegenüber eine hohe, festgelegte Menge an Gewürzen zu liefern. Dieser letzte Akt 1909 bestand darin die letztmögliche Art von Sklaverei, die versklavte Prostitution und Einbringung von Frauen in Harems ebenfalls zu unterbinden.
Bekannt sind allerdings bis 1918 abgefangene Schiffe mit „Bediensteten“ an Bord mit dem Ziel sie in Mekka und Medina durch den Besitzer in die Sklaverei, vor allem die sexuelle, zu verkaufen.

Dier tansanische Olduvai-Schlucht ist Fundort diverser Stadien der Menschheitsentwicklung.
Das Nationalmuseum Daressalaam stellt aber auch die Einflussnahme Europas in dieser
„Wiege der Menschheit“ dar…

Das Gesetz zum „Verbot der Einfuhr von Sklaven“ verbot in den USA bereits im Jahr 1807 den atlantischen Sklavenhandel, nicht jedoch den inländischen Handel oder die Sklaverei selbst. Nach dem Amerikanischen Bürgerkrieg wurde die Sklaverei in den gesamten USA 1865 endgültig abgeschafft. Viele der Bürger von Africatown in Alabama stammen von der „Clotilda“ ab, dem letzten dokumentierten Schiff, das 1860 illegal versklavte Menschen in die Vereinigten Staaten brachte.

Damals war der Import solcher Menschenfracht längst illegal, das Schiff präpariert mit versteckten Ebenen zur „Lagerung“ der Sklaven aus Ouijah, in Dahomey. Den Dokumentarfilm „Descendants’ lohnt es sich zu suchen. 2014 war die lokale Black-Mardi-Gras-Königin Stefannie Lucas, ein Nachkomme der Clotilda – die weiße Mardi-Gras-Königin war Helen Meaher, eine Nachfahrin des illegalen Sklavenhändlers.

Entkommene Sklaven fanden in den Sümpfen Louisianas Verbündete in den lokalen Indianern und gründeten eigene, gemischte Siedlungen und Rituale. Heute sind die „Mardi Gras Indians“ Teil der jährlichen Umzüge in New Orleans. Werner Herzog machte mit Kinski den Film „Cobra Verde“ über Ouijah, diesen zentralen Orts des Menschenhandels. Als Ansatzpunkt gilt es auch zu sehen, dass Dahomey selbst gegenüber erfolgreichen Kriegsgegnern in der Verpflichtung war jährlich Tausende seiner Mäner abzugeben, was zur Entwicklung einer Amazonenarmee aus Männermangel führte, die vom 17. bis ins 19. Jahrhundert bestand.

Das Sklavenbusiness veränderte Afrika und die Welt auf viele Arten. Auf Sansibar ging der Handel im 19. Jahrhundert kaum gebremst in arabische Länder, nach Persien weiter. „Gefangen, gequält, aber ungebrochen“: Die Skulpturen von fünf namenlosen Versklavten stehen stellvertretend für das Leid mehrerer Hunderttausend Afrikaner, die zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert nach Sansibar verschleppt und von dort in die Zwangsarbeit verkauft wurden.

 

Das ergreifende Mahnmal der schwedischen Künstlerin Clara Sörnäs markiert jene Stelle in Stone Town, auf Sansibars Mkunazini Road, wo sich einst Ostafrikas größter Sklavenmarkt befand. Kontrolliert wurde der Menschenhandel vom Oman aus, das 1840 seine Hauptstadt eigens dafür auf die Insel verlegte. Es ging noch um Sklaverei, aber auch um Vorherrschaft – zuviel gab es noch zu holen auf der Gewürzinsel Sansibar.

38 Minuten dauerte der Britisch-Sansibarische Krieg, der in den Morgenstunden des 27. August 1896 ausgetragen, und als kürzester Waffengang der Geschichte gilt. In den wenigen Minuten von 9 bis 9.38 Uhr schossen die auf fünf Schiffen im Hafen von Sansibar stationierten Briten die Festung des Sultans sturmreif. Das Ziel der Aktion, einen London genehmen Herrscher auf den Thron zu hieven. Auf dem Festland regierte Deutschland: Deutsch-Ostafrika war die Bezeichnung einer von 1885 bis 1918 bestehenden deutschen Kolonie, die „Schutzgebiete“ genannt wurden. Das Gebiet umfasste die heutigen Länder Tansania (ohne Sansibar), Burundi und Ruanda sowie ein kleines Gebiet im heutigen Mosambik.

Der Kilimandscharo galt im Kaiserreich als “höchster Berg Deutschlands”. Der mit 5.895 Metern höchste Berg Afrikas – auch als “Kaiser-Wilhelm-Spitz” bezeichnet – war für das Deutsche Reich geradezu das Wahrzeichen seiner Kolonialpolitik. Vor allem in Deutsch-Ostafrika hätte die endgültige Abschaffung der Sklaverei die lokale Wirtschaft kollabieren lassen, wo ein Zehntel der Bevölkerung Sklaven waren und es auch blieben.

Da die Sklaverei aber als unzivilisiert galt, führten die deutschen Behörden andere Formen der Zwangsarbeit und der personalen Unfreiheit ein. Daraufhin verkaufte Indien Menschen in zeitlich gebundene Abhängigkeit in die Kolonialgebiete Afrikas. Sklaverei 2,0!

Die guten alten Zeiten….

Richard Burton, nicht der Schauspieler,
war eine sehr coole Socke,
Ilja Trojanovs Bücher über ihn excellent!

Berichte von Besuchern Sansibars betonen oft die äußere Schönheit des Ortes. Der britische Entdecker Richard Francis Burton beschrieb Sansibar im Jahr 1856 wie folgt: “Die Erde, das Meer und der Himmel schienen in eine weiche und sinnliche Ruhe gehüllt zu sein… Das Meer aus reinem Saphir, das seine blauen Strahlen nicht an die Atmosphäre abgegeben hatte„ lag unter einem strahlenden Sonnenschein, der jeden Gegenstand mit einem matten Goldglanz überzog. Die strahlend weißen Minarette der Moscheen und Sultanspaläste in Stone Town trugen zu dieser Schönheit bei und ließen die Stadt aus der Ferne wie eine lebendig gewordene “orientalische” Fantasie erscheinen.

Diejenigen, die näher dran waren, beschrieben Stone Town als eine extrem übel riechende Stadt, in der es nach menschlichen und tierischen Exkrementen, Müll und verrottenden Leichen stank, da Müll, Abwässer und Leichen von Tieren und Sklaven allesamt zum Verrotten im Freien liegen gelassen wurden. Der britische Entdecker Dr. David Livingstone schrieb 1866, als er in Stone Town lebte, in sein Tagebuch: “Der Gestank, der von anderthalb oder zwei Quadratmeilen freiliegendem Meeresstrand ausgeht, an dem sich der gesamte Unrat der Stadt ablagert, ist ziemlich schrecklich… Man könnte es eher Stinkabar als Sansibar nennen”.

Abgesehen von dem allgegenwärtigen üblen Geruch von Stone Town beschrieben Berichte von Besuchern eine Stadt voller Sklaven am Rande des Verhungerns und einen Ort, an dem Cholera, Malaria und Geschlechtskrankheiten blühten. Von allen wirtschaftlichen Aktivitäten auf Sansibar war die Sklaverei die profitabelste, und alle auf der Insel lebenden Schwarzen waren Bantu, die vom Festland geholt wurden. Die Sklaven wurden in Dhows nach Sansibar gebracht, wo so viele wie möglich zusammengepfercht wurden, ohne Rücksicht auf Komfort oder Sicherheit. Viele überlebten die Reise nach Sansibar nicht. Auf Sansibar angekommen, wurden die Sklaven völlig nackt ausgezogen, gereinigt, ihre Körper mit Kokosnuss-öl bestrichen und gezwungen, Gold- und Silberarmbänder mit dem Namen des Sklavenhändlers zu tragen.

Religiös orientierteSchulen des Islam für Buben und Mädchen, früher mal fünf indische Tempel – jetzt nur mehr einer. Entspannte Garderobe der Fleischhauer am Markt. Bröckelndes Mauerwerk im kleinen wie im Grossen…

Dann wurden die Sklaven gezwungen, nackt in einer Reihe durch die Straßen von Stone Town zu marschieren, bewacht von treuen Sklaven der Sklavenhändler, die Schwerter oder Speere trugen, bis sich jemand für die Prozession interessierte.

Ein Kapitän eines Schiffes der East India Company, der Sansibar im Jahr 1811 besuchte und Zeuge dieser Märsche wurde, schrieb, wie ein Käufer die Sklaven untersuchte: „Mund und Zähne werden inspiziert, und danach nacheinander jeder Teil des Körpers, auch die Brüste usw. der Mädchen, von denen ich viele gesehen habe, die auf dem öffentlichen Markt von den Käufern auf die unanständigste Weise untersucht wurden… Die Sklavin wird dann dazu gebracht, ein Stück zu gehen oder zu laufen, um zu zeigen, dass sie keinen Defekt an den Füßen hat. Danach werden sie, wenn man sich auf den Preis geeinigt hat, ihres Schmucks entledigt und ihrem zukünftigen Herrn übergeben.

Ich habe oft zwanzig oder dreißig dieser Akten auf dem Markt gezählt… Frauen mit neugeborenen Kindern, die an der Brust hängen, und andere, die so alt sind, dass sie kaum noch laufen können, werden manchmal auf diese Weise herumgeschleift. Sie sahen im Allgemeinen sehr niedergeschlagen aus; einige Gruppen schienen so schlecht ernährt zu sein, dass ihre Knochen die Haut zu durchdringen schienen“.

Jedes Jahr wurden etwa 40.000-50.000 Sklaven nach Sansibar gebracht. Etwa ein Drittel arbeitete auf den Nelken- und Kokosnussplantagen von Sansibar und Pemba, während der Rest nach Arabien, nach Persien, Ägypten und bis Asien exportiert wurde. Die Bedingungen auf den Plantagen waren so hart, dass jedes Jahr etwa 30% der männlichen Sklaven starben, wodurch die Nachfrage nach weiteren Sklaven aufrechterhalten wurde.

Die omanischen Araber, die Sansibar beherrschten, hatten nach den Worten eines amerikanischen Konsuls eine “Kultur der Gewalt”, in der rohe Gewalt die bevorzugte Lösung für Probleme war und abscheuliche Grausamkeit eine Tugend darstellte.

Dann wurden die Sklaven gezwungen, nackt in einer Reihe durch die Straßen von Stone Town zu marschieren, bewacht von treuen Sklaven der Sklavenhändler, die Schwerter oder Speere trugen, bis sich jemand für die Prozession interessierte.

Ein Kapitän eines Schiffes der East India Company, der Sansibar im Jahr 1811 besuchte und Zeuge dieser Märsche wurde, schrieb, wie ein Käufer die Sklaven untersuchte: „Mund und Zähne werden inspiziert, und danach nacheinander jeder Teil des Körpers, auch die Brüste usw. der Mädchen, von denen ich viele gesehen habe, die auf dem öffentlichen Markt von den Käufern auf die unanständigste Weise untersucht wurden… Die Sklavin wird dann dazu gebracht, ein Stück zu gehen oder zu laufen, um zu zeigen, dass sie keinen Defekt an den Füßen hat. Danach werden sie, wenn man sich auf den Preis geeinigt hat, ihres Schmucks entledigt und ihrem zukünftigen Herrn übergeben.

Ich habe oft zwanzig oder dreißig dieser Akten auf dem Markt gezählt… Frauen mit neugeborenen Kindern, die an der Brust hängen, und andere, die so alt sind, dass sie kaum noch laufen können, werden manchmal auf diese Weise herumgeschleift. Sie sahen im Allgemeinen sehr niedergeschlagen aus; einige Gruppen schienen so schlecht ernährt zu sein, dass ihre Knochen die Haut zu durchdringen schienen“.

Jedes Jahr wurden etwa 40.000-50.000 Sklaven nach Sansibar gebracht. Etwa ein Drittel arbeitete auf den Nelken- und Kokosnussplantagen von Sansibar und Pemba, während der Rest nach Arabien, nach Persien, Ägypten und bis Asien exportiert wurde. Die Bedingungen auf den Plantagen waren so hart, dass jedes Jahr etwa 30% der männlichen Sklaven starben, wodurch die Nachfrage nach weiteren Sklaven aufrechterhalten wurde.

Die omanischen Araber, die Sansibar beherrschten, hatten nach den Worten eines amerikanischen Konsuls eine “Kultur der Gewalt”, in der rohe Gewalt die bevorzugte Lösung für Probleme war und abscheuliche Grausamkeit eine Tugend darstellte.

Tandoori

Die rote Farbe des Tandoori-Hühnchens rührt „von der Verwendung eines bestimmten Gewürzes namens rotes Kaschmir-Chili- Pulver in der Marinade her. Das ergibt eine leuchtend rote Farbe und eine milde Schärfe.“ So heißt es in alten Kochbüchern.

In Indien wurde Cochenille-Farbstoff aus einer südamerikanischen Schildlausart verwendet, so wie anfangs im Campari, um dem Hähnchen seine traditionelle feurige rote Farbe zu geben. Eindeutig hat längst rote Lebensmittelfarbe diese Funktion erfolgreich übernommen, meine Jahrzenhnte lange Feldforschung und Recherche von London bis Karachi läßt mich das Leuchten des Hühnchens mit „red dye 3“ bzw. Annato/ Lebensmittelfarbe E 160 erklären.

In den letzten Jahren bekam ich immer wieder fast schon Neonrotes serviert. Red dye 3 wurde 2024 in Amerika aus gesundheitlichen Gründen verboten. In Daressalaam hat man anscheinend noch genug Vorräte.

Indien trifft Afrika, in Genetiik und Handel

Inder in Tansania

Frühe indische Händler- und Handwerkersiedlungen sind sowohl in archäologischen als auch in literarischen Quellen bezeugt. Im 13. und 14. Jahrhundert nutzten indische Handwerker die Technik des Rohrziehens zur Herstellung von bunten Glasperlen für den afrikanischen Tauschhandel in Sansibar.

Auch der Handel zwischen keniatischen Malindi und Bengalen an Indiens Westküste ist für das Frühmittelalter belegt, erste Schifflandungen auf Zanzibar mit dem Monsunwind sogar im 1. Jhdt. Der Bau massiver Boote, den Dhaus, ist bereits vor Christi Geburt in Südindien erwiesen. Dieser Baustil ist heute noch typisch für die Boote an der afrikanischen Ostküste und den Emiraten.

Der neue Shri Swaminarayan Mandir Tempel,
Der Guru stand für die Abwendung von weltlichem Materialismus…

Auch wenn Inder nur 0,2 % der Bevölkerung ausmachen, in Tansania haben Sie inzwischen einen proportional großen Anteil an der lokalen Wirtschaft. Und Gastwirtschaft. Hier kann ich also meiner Liebe zu Tandoori Chicken frönen, in Lokalen die sich auf den davor befindlichen Gehsteigen breit gemacht haven, mit offenen Küchen und Tischen, der permanenten Hitze entsprechend.

Da war es in Daressalaam am Häuserbloch ums Eck 100 % indisch, sogar vegetarisch – der neue übergroße protzige Tempel ist ja auch hier – oder ein den Originalen entsprechende Melange aus arabischer, chinesischer und indischer Küche. In nur einem Restaurant. Geschickte junge Männer rütteln dann in ihren mit Gas befeuerte großen Woks unter Zuhilfenahme diverser Saucen aus Plastikflaschen und Händen voller Gewürze wie frischem Koriander an Reisgerichten oder grillen Fleischspiesschen. Bestellt bei und serviert meist von jungen Damen mit durch Tücher bedecktem Haar – anscheinend sitze ich in einem islamischen Betrieb.

Tandoori ist eigentlich ein Tonofen, an dessen Wänden von oben rohe Fladen wagemutig angeklatscht, gebacken und mit Stäben herausgeholt werden – und im Original auch Hühnchenbrust oder -schenkel, nach erfolgter Marinade. Hier macht den Job der Holzkohlegrill, Rauchschwaden ziehen durch die Strassen. Das Bier – “Serengeti, Kilimanjaro or Safari, Sir?“ – im indischen Social-Club schmeckt hervorragend als Abschluss des Abends, zur Hindi-Livemusik.

Knecht Ruprecht

In den Geschäften werden Waren in handlichen Papierumschlägen übergeben, Früchte, Textilien, allgemein Lebensmittel.

Keine Plastiksackerl, ausser für Fisch und Fleisch. Das ist der erste Blick, auf den zweiten stehen an den Märkten viele Junge Männer welche die Arme voll haben mit grösseren Papiertaschen, oft innen plastifiziert, alle mit chinesichen Schriftzeichen und Werbesujets bedruckt. Zu kaufen um 10c. 

Die Strassen sind sauber, mit Bananenschale in der Hand werde ich auf den nächsten Mistkübel hingewiesen. Nach dem Wahnsinn Ghanas eine Offenbarung. Dann wiederum werde ich in Zanzibar im coolen „Digital Nomad Hotel“ das sich mit Green Thinking und Nachhaltigkeit, mit lokalen Frühstücksprodukten schmückt für meine Mangoschalen hinten im Hof nur einen Container vorfinden, in dem sich Zeitungen, Plastik- und Glasflaschen mit Lebensmittelresten häufen.

Beim besten Willen Einzelner ist der Staat noch nicht bereit für dessen Umsetzung. Wenn an offentlichen Plätzen, in Dörfern, zwischen Marktständen mal Plastik- flaschen liegen bleiben, dann huschen spätnächtens Männer herum, große Netze schulternd. um diese einzusammeln.

Beim ersten Treffen in vollmondheller Nacht ein bisschen spooky, in weiterer Folge werde ich vielerorts Sammelstellen finden, an welche Knecht Ruprecht seine nächtliche Beute für ein paar TZS, tansanische Schilling verkauft kann.

Fischers Fritz

Also, das mit der Fischerei in den Orten in Tansania und Sansibar ist eine durchkomponierte Kette von Abläufen. Zumindest für mich als jemanden der einfach nur ein paar Tintenfische oder Sardinen kaufen möchte.

Viel mehr gibt es in diesen Tagen im Städtchen Bagamoyo nicht aus dem Meer, bedingt durch nächtliche starke Winde, so sagt man mir.

Die vom Fang zurückkehrenden großen Dhaus, komplett aus Holz, bleiben aufgrund des flachen Wassers hier ein paar 100 mweit draußen, laden ihren Fang in flache, 10m lange Boote. Diese nähern sich der Küste per Motor bis auf circa 100m – und ab hier wird es komplizierter.

Am Strand vor der Fischereihalle warten Burschen mit Plastikkübeln und stabil geflochtenen Plastik- Einkaufstaschen bis sich eines der Zubringerboote nähert. Und gehen bis auf Schultertiefe in das Meer hinaus, ein bis zwei Kübel oder Taschen werden da draußen befüllt und bei teilweise heftigem Wellengang zum Strand gebracht.

 

Ab hier übernehmen Frauen – die wohl kaum in dünnen Kleidern und Wickeltüchern klatschnass aus dem Meer steigen dürfen – die Fracht. Bringen sie in die Fischhalle, wo bereits die Auktionäre darauf warten sie auf den Betontischen auszubreiten, Kübel für Kübel, Tasche für Tasche. Jetzt werden die Angebote auf Zuruf entgegengenommen, die Ware an die eigentlichen Händler in der Halle vergeben. Momentan wortwörtliche kleine Fische, ein paar Schrimps, ein paar Tintenfische, einige die wie Makrelen aussehen, kleine Welse.

In der 30x20m großen Halle sind dann nur fünf der 15 Betontische halbwegs genutzt, nichts vom Fang scheint weiter als bis hierher zu gelangen, so wenig ist es. Und hier komme ich als Konsument ins Spiel, muss natürlich verhandeln, meine zwei Handvoll Tintenfische im Miniaturform werden einem jungen Mann übergeben der sie ausnimmt und sehr aufwändig mehrmals wäscht um Sand und Tinte loszuwerden. Am Weg zu seinem Arbeitsplatz sehe ich einige Männer und Frauen ebenfalls Fische für den Verkauf vorbereiten, einer reibt lange, schmale Fische sogar mit Sand sehr kräftig ab, vermutlich wegen der viel kleineren Schuppen.

Bagamoyo – die erste Moschee, das erste Postamt Ostafrikas –
und Fischer die tatsächlich vom Klimawandel betroffen sind…

Jetzt könnte ich nach Hause gehen, aber leider ist der Gasanschluss im AirBnB der zu ihrem tansanischen Mann ausgewanderten Holländerin momentan defekt, also mache ich was man hier tut und gehe in den Nebensaal in dem Metallschüsseln mit 1m Durchmesser mittels Gas etwas erhitzen das jetzt abends längst aus mehr Wasser von den zu bratenden Fischen als Öl besteht. Hier zahle ich nochmals und kann mit den Limetten vom Markt die Beute mit einer Avocado vom gestrigen Nachtmarkt und einer wunderbare reifen Mango am Abend auf den Tisch stellen…

Das Nationalmuseum von Daressalaam,
mit Präsidentenflugzeug und -autos, coolen Möbeln – und Parkverbot vor dem Tor.

Weil die steigenden Wassertemperaturen große Fische weiter hinaus aufs Meer treiben und Hochseefischer dort warten, so richten sie in den küstennahen Fischereizonen, in denen die große Mehrheit der ostafrikanischen Fischer ihr Handwerk ausübt, noch größeren Schaden an. Mit dem Anstieg der Wassertemperaturen haben die Korallenriffe, die den Fischen als Lebensraum dienen, zu bleichen begonnen.

Eine im Jahr 2022 in der Fachzeitschrift Nature Sustainability veröffentlichte Studie prognostiziert, dass alle Korallenriffe im westlichen Indischen Ozean, vom Norden Kenias bis hinunter nach Mosambik, in den nächsten 50 Jahren vom Zusammenbruch bedroht sind und die lokalen Fischpopulationen dezimieren werden.

Die Fischer in Bagamoyo bringen an diesen Tagen vor allem Taschen mit winzigen Jungfischen an Land – zerstören damit aus Mangel und Nachfrage die eigene Zukunft. Auch ohne den Druck des Klimawandels sind die Küstengewässer des westlichen Indischen Ozeans stark verschmutzt, da die Flüsse entlang der Küste die abgeschwemmten Pestizide aus den landwirtschaftlichen Abwässern der Farmen im Landesinneren, die Schwermetalle aus der industriellen Verschmutzung und die Abwässer der nicht eingemeindeten Slums an ihren Ufern mit sich führen. Mangelnde Aufsicht und fehlende Kläranlagen in Ländern wie Tansania haben die Gesundheit der angeschlagenen Küstengewässer stark beeinträchtigt und müssen beseitigt werden, wenn die Fischpopulationen eine Chance auf Erholung haben sollen.

Der Begriff „Überfischung“ lässt an die großen Flotten chinesischer Trawler denken, die die tieferen Wasser plündern, aber auch die handwerkliche Fischerei durch Einheimische kann einen hohen Tribut für die Fischbestände fordern. In kleineren Orten nicht mehr überlebensfähige Fischer ziehen nach Daressalaam, die Hauptstadt. Dort und in anderen Städten an der Küste fahren täglich Dutzende von motorisierten Booten mit jeweils 20 bis 30 Fischern in den küstennahen Gewässern, Teil einer intensiven, kommerzialisierten Industrie, die den lokalen Markt beliefert.

Diese Landflucht führt dazu, dass das offiziell vier Millionen, in der Realität aber sieben Bewohner beherbergende Daressalaam rasant wächst, bis 2050 eine Megacity sein, eher 20 Millionen Menschen beherbergen wird. Ohne dafür verkehrstechnisch, hygienisch oder mit Schulen und Arbeitsplätzen gerüstet zu sein. Dazu noch das natürliche Wachstum: 1964, im Jahr der Unabhängigkeit, hatte Tansania 10 Millionen Einwohner, heute 60 Jahre später sind es bereits über 60 Millionen.

Maji-Maji

Der Maji- Maji- Aufstand 1905-1907:

Maji Maji ist kein Stammesname, sondern der einer Bewegung. Aus dem Matumbi-Stamm ging ein Mann namens Kinjikitile Ngwale hervor, der behauptete, Ptophet zu sein und das Geheimnis einer magischen Flüssigkeit zu kennen, die Gesundheit wiederherstellen, das Getreide wachsen lassen und Gewehrkugeln abwehren könne. Wenn man mit dieser Flüssigkeit übergossen würde, würden sich die Kugeln in Wasser verwandeln. Er nannte diese magische Flüssigkeit „Maji Maji.“

Wie Großbritannien vorher, wollte Deutschland mit Siedlern ein Imperium errichten. Der Pastorensohn Carl Peters hatte ab 1894 eigenmächtig Verträge mit lokalen Herrschern geschlossen. Darin wurde ihnen Schutz vor Feinden zugesagt, umgekehrt wurden die Rechte der Kolonisationsgesellschaft so beschrieben, dass sie die alleinigen und uneingeschränkten Rechte hätten, Zölle und Steuern zu erheben, eine Justiz und Verwaltung einzurichten, bewaffnete Truppen ins Land zu bringen – und Siedlern die „Berge, Flüsse, Seen und Forsten“ zur beliebigen Nutzung zu überlassen.

Das Nationalmuseum von Daressalaam,
mit Präsidentenflugzeug und -autos, coolen Möbeln – und Parkverbot vor dem Tor.

Eine Prüfung, ob die afrikanischen Vertragspartner verstanden, was sie vorgelegt bekamen, oder ob sie überhaupt die Vollmacht hatten, über die angesprochenen Befugnisse zu verfügen, wurde nicht vorgenommen. Entsprechend äußerte sich Reichskanzler Bismarck abschätzig über das, was Peters nach seiner Rückkehr der Reichsregierung vorlegte: „Ein Stück Papier mit Neger-Kreuzen drunter“. Peters drohte diese Rechte an den belgischen König abzutreten, somit führten die Deutschen ruckzuck Kopfsteuer, Bestattungssteuer und Erbschaftssteuer ein. Peters war ein rassistisches Scheusal, das sich selbst als noch brutaler stilisierte als es die Relität schon war.

Kein Wunder dass ihn die Nazus 40 Jahre später als Vorreiter sahen. So hatte er sich afrikanische Mädchen als Geliebte gehalten. Als er entdeckte, dass seine Konkubine Jagodia ein Verhältnis mit seinem Diener hatte, ließ er beide öffentlich aufhängen und ihre Heimatdörfer niederbrennen. 1892 musste er unehrenhaft den Tropenhelm abnehmen, wurde zurück in Deutschland Beamter und Investor in den Goldminen Südafrikas.

Askari-Soldaten

Einer der vielen Gründe für den Maji-Maji-Aufstand ab 1905 war die Art und Weise, wie tansanische Stämme gezwungen wurden, Baumwolle für den Export der Deutschen anzubauen, sie war für die Europäer zu einer wichtigen Einnahmequelle geworden. Jedes Dorf erhielt eine Quote an Baumwolle zu produzieren, deutsche Kontrolleure ernannten den Dorfvorsteher, der die Produktion beaufsichtigte. Es herrschte große Verbitterung unter den Einheimischen, weil sie für ihre Arbeit nicht entsprechend oder überhaupt nicht entlohnt und durch Auspeitschen gefoltert wurden. Die Arbeit wurde durch Zwangsarbeit auf den Plantagen der Siedler verrichtet, war weiterhin grausam und unmenschlich im Stile von Peters.

Die Verbitterung der einheimischen Stämme gegen die deutschen Siedler erreichte 1905 ihren Siedepunkt. Immer mehr wuchs der brennende Wunsch, die Deutschen zu vertreiben. Die einheimische Bevölkerung glaubte, es sei besser zu sterben, als solchen schrecklichen Bedingungen ausgesetzt zu sein. Im Juli 1905 weigerten sich Angehörige des Kibata-Stammes, die Baumwolle zu ernten und erhoben sich gegen ihre Herren. Der Aufstand breitete sich schnell im südlichen Teil der Kolonie aus, wo viele Stämme lebten, die Muslime und Animisten waren.

Stammesangehörige zerstörten die Baumwollernte sowie Handelsposten. Zahlreiche Stämme beteiligten sich an der Revolte. Die deutschen Streitkräfte, die im Süden 588 schwarze Askaris und 458 Polizisten ebenfalls lokaler Herkunft hatten, waren machtlos den Aufstand einzudämmen; ein Fünftel der Kolonie befand sich bald in den Händen der Rebellen.

Doch dann drehte sich das Blatt durch den Einsatz von Maschinengewehren und einer perfiden Taktik: Die Mehrheit der Opfer des Aufstandes starb nicht durch Gewehrkugeln, sondern an Hunger, weil die deutsche Schutztruppe 1907 höchst erfolgreich damit begonnen hatte, Dörfer, Felder und Busch niederzubrennen. Am Ende lagen ganze Gebiete brach und ausgestorben.

Man schätzt die Zahl der Toten auf zwischen 75.000 und 300.000, davon bloß 15 Europäer, 73 schwarze Askaris und 316 Angehörige der Hilfstruppen auf deutscher Seite. Niederschlagung und die Hungersnot rafften etwa ein Drittel der Bevölkerung dahin.

Der Maji-Maji-Krieg wird von Afrika-Historikern als einer der großen Kolonialkriege in der Eroberung Afrika eingeordnet. Er war lange als „Befriedung“ bezeichnet worden…

DEUTSCH-OSTAFRIKA, KAMERUN, TOGO, SÜDWESTAFRIKA, SAMOA, NEUGUINEA

Mit dem Ende des 1. Weltkrieges, der Neuaufteilung der Welt, waren diese Fahnen-Entwürfe für die deutschen Kolonialgebiete obsolet…

Religion

Seit Jahrhunderten leben die Völker der ostafrikanischen Küstenregion in Harmonie, ungeachtet ihrer religiösen Überzeugungen. Es gab unter diesen Bewohnern keine Kämpfe oder Kriege, die geführt wurden, um eine Religion der anderen aufzuzwingen, es sei denn, es gab politische oder böswillige Motive.

Es ist daher nicht verwunderlich, dass die muslimischen Herrscher der ostafrikanischen Küstenregion gegenüber anderen Glaubensrichtungen tolerant waren und sich von ihrer Existenz nicht einschüchtern ließen. Die frühen Muslime, die in verschiedene Teile des Indischen Ozeans segelten, waren ganz normale Händler und keine Missionare. Der Islam verbreitete sich weder in Ostafrika noch in anderen Teilen des Indischen Ozeans wie das Christentum. Es war das moralische Verhalten dieser Händler, die Muslime waren, das andere dazu bewegte, zu konvertieren oder ihrem Lebensstil zu folgen.

Dies gilt für das gesamte Indische Ozeanbecken über Indonesien bis nach China im Osten. Die meisten von ihnen heirateten in die einheimische Bevölkerung ein und ließen sich unter ihnen nieder. Die Küsten Ostafrikas sind seit Jahrhunderten der Inbegriff religiöser Toleranz, die zur Entwicklung und Kultur der Menschen Ostafrikas beigetragen hat. Sie alle lebten in Harmonie und hatten uneingeschränkte Rechte, ihre Religion auszuüben. Diese harmonische Toleranz hielt bis 1497 an, als die Portugiesen in das Becken des Indischen Ozeans eindrangen.

In ihrem fanatischen Eifer begannen sie, jeden, der kein Christ war, sich weigerte, zum Christentum zu konvertieren, brutal zu töten. Unter ihnen gab es zum Beispiel in Südindien ebenfalls Sklaverei – ganz zu Schweigen von den Abertausenden die von Afrikas Küsten nach Brasilien und in die Karibik verbracht wurden.
Die Herrschaft dauerte 200 Jahre. Holland und England übernahmen die Kolonial- macht. Leider war der Schaden bereits angerichtet, das Konzept wurde fortgesetzt.

Die weltweiten portugiesischen Kolonialgabiete ab dem 16. Jahrhundert

Die Gassen von Stonetown – ein Mix aus Bazaars und Märkten, Indien, Arabien und Afrika – so wie die Urojo-Suppe die all das in sich vereint: Gewürze und Gemüse, Spießchenfleisch, gebackenen Fisch, Kokosmilch, Mangosaft und Chili.

Im alten europäischen Friedhof neben den bröselnden Steingräbern ein anderes, frisches Grab.
Im Hotel/AirBnB viel leistbare Klasse, die großartige Nationalsängerin Bi Kitude wacht vor meinem Zimmer 😉

Missionare 2.0

Ich respektiere jeden der/die Glaube und Religion als Begleiter im Leben hat, beneide sie zwischendurch für diese Stütze im Leben. Als ich in Paris am Flughafen umsteige, sitze ich am Gate hinter einem amerikanischen Pfarrer mit seiner Frau, beide einer älteren Dame, ebenfalls aus den USA, von ihrer Arbeit erzählend. Diese folgt andächtig und lobend den Beschreibungen des grossen Kirchenbaus den die amerikanische Gemeinschaft im fernen Kenia ermöglichte. Der vor Ort ansässige Pfarrer wird von den beiden als „very smart“ beschrieben, eine Aktion zu Verteilung von gespendeten Lebensmitteln erwähnt. „Der Ansturm war so groß, dass wir das Tor zum Grundstück zusperren mußten“. Der Kirchenbau und das Tor waren finanzierbar, genügend Lebensmittel an alle Bedürftigen nicht.

Ich mußte mich bei all der religiösen Selbstgefälligkeit sehr zurückhalten. Und kaum am Zwischenstopp in Nairobi: der nächste Missionar. Patrick sitzt im Warteraum neben mir, ein eleganter junger Mann der beruflich reist weil er mit und für Firmen Autobesitzern das Pimpen ihrer eh schon feinen Fahrzeuge verkauft. Also Speziallacke, Ledersitze – und auf Wunsch auch Leuchten unters Auto. Er war gerade in Südafrika bei einer Fortbildung als Laienpastor. Spielerisch entspinnt sich ein Gespräch über Glauben vs. Wissen, über die Bibel und ihre Wichtigkeit im täglichen Leben.

Diese Fähigkeit der Bibel bezweifle ich, meine, dass darin zwar das Steinigen untreuer Frauen empfohlen wird – jedoch nicht das von Männern beim gleichen Vergehen. Erwähne den schrägen von Übersetzungsfehler Kamel und Nadelöhr. In der kommenden Woche wird er mich mit verschiedensten Bibelzitaten inklusive Quellenangabe per WhatsApp beschicken – und der Auforderung Jesus doch endlich als meinen Retter anzunehmen!

Der Dugong weint …nicht!

Im Nationalmuseum von Tansania in Daressalaam ist das Skelett und die lebensechte Interpretation des lokalen Dugong aus Plastik ausgestellt. Daneben ein kurzer Text der besagt, dass das Tier unter emotionalem Stress „weint“. Der Dugong ist zwar ein ins Wasser zurückgekehrtes Säugetier – das in Netze verstrickt ertrinkt – hat aber definitiv keine Tränen, sondern eher rudimentäre Tränensäcke. In Singapur ist der Aberglaube lebendig, dass Dugongtränen eine Aphrodisiacum sind. Entsprechend werden Tiere in dieser Gegend getötet und ihre Tränensäcke hochpreisig verkauft. Einzig der Mensch produziert Tränen in Verbindung mit Emotionen, alle anderen „Tiere“ benutzen die Flüssigkeit allein zum Befeuchten der Augen, stellen Trauer oder Stress anders, physisch dar.

Der Dugong (Dugong dugon), seltener auch Gabelschwanzseekuh oder Seeschwein genannt, ist der einzige heute noch lebende Vertreter der Spezies, die zusammen mit den Rundschwanzseekühen oder Manatis die Ordnung der Seekühe bilden – Sirenia auf Lateinisch. Man ahnt wo die feuchten Träume der Matrosen von Meerjungfrauen herkommen. Manatiarten suchen gelegentlich das Süßwasser auf – es gibt Bestände in Fluß- und Sumpfgebieten im Tschad, in den Seen Léré und Tréné, also Zentralafrika. Die Tiere fanden vom Meer ausgehend in längst vertrockneten Flüssen den Weg dorthin. Ein ausgestorbener Manati ist Stellars Seekuh, die ähnlich gutmütig wie der flugunfähige Dodo Maurizius‘ von Seefahrern ganz einfach erschlagen werden konnte und als Proviant diente. Der Dugong lebt fast ausschließlich im Salzwasser.

Das derzeitige Verbreitungsgebiet des Dugong umfasst die Küsten von bis 48 Ländern, die sich von Ostafrika bis Vanuatu erstrecken. Nach Norden und Süden ist ihr Verbreitungsgebiet vom 26. nördlichen und vom 27. südlichen Breitengrad, also äquatornahe begrenzt. Nur in australischen Küstengewässern gibt es größere zusammenhängende Bestände.

Jochen

Jochen kommt aus Sachsen-Anhalt, also der Kerngegend einer gewissen aktuellen deutschen Partei. Er war Maurer, ist 61 Jahre alt, raucht wie ein Schlot, liebt sein Bier und spricht kein Wort Englisch. Soweit sind also die möglichen Schubladen schon mal offen. Und dann stellt er sich anders dar: er hat seine Frau bis zur letzten Minute betreut als man bei ihr plötzlich Lungenkrebs im Letztstadium feststellte.

Er hat sich seither noch mehr dem Reisen zugewandt, verbringt den Winter gerne in der Wärme. Fährt aber zwischendurch schon mal nach Deutschland „weil ein Kumpel plötzlich an einem Herzinfarkt verstorben ist.“

Und hasst die AFD. Er wohnt mit mir unter dem selben Kokoswedel-Dach, im Apartment nebenan. Sansibar, das klingt verheißungsvoll, besonders für Norddeutsche.

In den 1920er-Jahren benannten Sylter Naturisten ihren Lieblingsstrand bei Rantum nach der Insel im Indischen Ozean, was zum Gründungsmythos der „SansiBar“ wurde.

Oder man denkt, die Geopgraphie umdrehend, an die sansibarische Prinzessin Sayyida Salme bint Said alias Emily Ruete, wie sie ab 1867 hieß, nach ihrer Hochzeit mit einem Uhlenhorster Kaufmann. 2019 taufte Hamburg einen Platz nach Emily Ruete.

Inzwischen allerdings wurde die Entscheidung revidiert, die sansibarische Schriftstellerin habe sich in ihren Memoiren nicht von der Sklaverei distanziert, so der Grund für die späte Entscheidung.

Die Prinzessin und die DDR

Auf Sansibar selbst, wo die Mehrheit der Bevölkerung von einst versklavten Kontinental-Afrikanern abstammt, ist der Umgang mit der Geschichte gelassener. So gibt es ein „Princess Salme Museum“, und auch das architektonische Erbe der mit dem Menschenhandel reich gewordenen, früheren Oberschicht aus Arabern, Persern und Indern wird gepflegt – vom Sultanspalast bis hin zu den heute oft bröckelnden, mit massiven Baustämmen zu stützenden Stadtvillen in Stonetown.

Der letzte Sultan aus einer omanischen Dynastie, die 1698 die Herrschaft auf Sansibar übernommen hatte, wurde zwar 1964 von linksgerichteten Aufständischen vertrieben.

 

Frau Ruete im Haremshabit – und als deutsche Bürgersfrau.

An der Stellung des Islam als dominierende Religion auf Sansibar änderte das nichts. Auch politisch ist der aus den Inseln Unguja, Pemba und Latham bestehende Archipel eigenständig; beim Zusammenschluss mit Tansania Mitte 1964 hatte Sansibar auf einem föderalen System mit eigener Regierung bestanden. Und so prangen die Worte Njumba za Wajerumani, „Häuser der Deutschen“, auf einer Gedenktafel im Viertel Kikwajuni in Stonetown. Diese erinnert daran, dass die DDR 1966 ein Dutzend Wohnblocks „für das Volk in Sansibar“ errichtete. Und zwar als Dank dafür, dass Sansibar 1964, während der erst kurzen Zeit seiner Unabhängigkeit, als erstes afrikanisches Land die DDR anerkannt hatte.

Wenig später folgte der Bau des größeren Michenzani. Beide Viertel wurden mit ostdeutschem Baumaterial und ingenieurtechnischer Hilfe übrigens kostenlos hochgezogen. Die desolaten Plattenbauten sind aber nach wie vor begehrt als Wohnort, auch wenn der lokale Wasserdruck oft nicht bis in das oberste Stockwerk reicht…

Queen / Freddie

Freddie Mercurys prophetische Worte „I’m going to be a legend“ – stehen an der Fassade einer ihm gewidmeten Ausstellung in Stone Town. Der Leadsänger von „Queen“ wurde 1946 als Farrokh Bulsara in eine indischstämmige Beamtenfamilie auf Sansibar geboren, wo er mit Unterbrechungen bis 1964 lebte.

Auch er vertrieben von der Revolution. Schätzungsweise 10.000 Menschen flohen von der Insel, viele davon eben nach Großbritannien. Rund ein Viertel der Araber Sansibars wurden bei den Massakern getötet. Freddie war Zaoaster: Zoroastrismus bzw. Zarathustrismus ist eine Religion, die vom Priester (und Magier!) Zarathustra schon Jahrhunderte vor Christi Geburt in Persien gestiftet wurde.

Seine Lehre: Bis zum Tag des Gerichts haben die Menschen die freie Wahl, sich für den rechten Weg zu entscheiden. Der rechte Weg ist der Weg der Wahrhaftigkeit.

Die Lehre Zarathustras hat drei wichtige Grundsätze:

Gutes Denken
Gutes Sprechen
Gutes Tun

Da ist dann der Hinduismus, der Buddhismus gleich ums Eck: Zarathustra wandte sich zwar nicht gegen Tieropfer, aber er verurteilte die grausame Behandlung von Tieren, die geopfert wurden. Für ihn war die Kuh ein heiliges Tier, Goethe, Nietzsche und Herder waren Fans. Es gibt genaue Anweisungen und Vorschriften, wie mit Leichen umzugehen sei. Diese Anweisungen gelten auch für Hunde, die dem Menschen nach Auffassung der Religion am nächsten stehen. Für Bestattungen werden einige Methoden im Umgang mit Leichen zurückgewiesen: Man darf sie weder kochen, schmoren noch verzehren. Das Kremieren, das Versenken von Leichen in Wasser und das Beerdigen von Leichen ist verboten. 150.000 Gläubige befolgen das heute noch. Die Orte, an denen man Leichen vergräbt, gelten als zweitschrecklichste Orte der Welt.

Die omanisch-arabischen Machthaber waren aber auch modern: das Haus der Wunder Beit al-Ajaib beinhaltete bereits in den 1880er-Jahren elektrische Luster aus Österreich – und einen ebenfalls elektrischen Aufzug …2021 ist es wegen Vernachlässigung eingestürzt… koloniale Repräsentationsbauten… anscheinend gabs eine frühe Autowaschanlage 😉

Die Exhumierung wird als größte Wohltat für die Erde bewertet. Man legte fest, dass die Leiche in nacktem Zustand auf einen hohen Berg oder Hügel gelegt werden soll, so dass die aasfressenden Hunde und Vögel Zugang haben. Früher war es bei den Zoroastriern üblich, Leichname zur Luft- oder Himmelsbestattung in Türme der Stille, des Schweigens zu legen. In diesen runden, oben offenen Türmen können Fleisch und Weichteile der Verstorbenen von Vögeln, nicht aber von Landtieren gefressen werden. Seit 1970 ist diese Art der Bestattung in Iran aus Gründen der Hygiene verboten. In Indien werden die traditionellen Bestattungen noch praktiziert, so zum Beispiel in Mumbai. Dort werden die Leichen auf sieben hohe Türme gelegt und dienen den Raubvögeln als Nahrung.

Umgebend sind die hängenden Gärten auf dem Malabar-Hill, mitten in der Stadt. So kommt es immer wieder zu Beschwerden und Diskussionen, da Teile der Leichen von Raubvögeln fallen gelassen werden… Freddie wurde nur verbrannt, unter Anleitung zaroastischer Priester, seine Asche – vermutlich – unter dem Kirschbaum im Garten seiner Londoner Villa vergraben.

Highlight des 2019 eröffneten „Freddie Mercury Museums“ – es befindet sich im Elternhaus – sind handgeschriebene Song-Entwürfe, Mercury hatte schon auf Sansibar am Klavier komponiert. Das Museum beinhaltet Fotos von Stown Town aus den 50er- und 60er-Jhren, die „Freddie Mercury Apartments“ im oberen Stock des Museums sind zu mieten.

Cocos Beach, der nette Stadtstrand von Daressalaam: Simple Restaurantkabanen mit gegrilltem Fisch, Kokosnuss als Getränk – 100m weiter coole Bars mit Live-DJ, Cocktails und Expat-Managern inkl. der lokalen Geliebten. Oder einfach Kevin der einen tollen Job im Erdölvertrieb hat und hier die Wochenenden mit Bier verbringt. Er erzählt mir auf das Stichwort Korruption hin (Tansania ist Nummer 125 in der Welt, Dänemark ist am bravsten, Somalia am berüchtigsten), dass bei jedem Schritt der Lieferkette aus den Emiraten zu ihm 5% Erdöl – eingeplant – verschwinden… Blick vom AirBnB auf das Bankenviertel.

Frauen und Algen und Seifen und Lotions

Der Anbau von Meeresalgen erfolgt in Tansania in kleinem Maßstab und für noble Beautyprodukte in den Gezeitenzonen, hauptsächlich in Meeresschutzgebieten, in der Nähe von Mangroven und Korallenriffen. Achtundachtzig Prozent der Algenbauern sind Frauen, so dass dies „eine wichtige Tätigkeit ist, um ihren wirtschaftlichen Status und ihre Rolle in der Gemeinschaft aufzuwerten“.

Das schreiben die Besitzer von „Mwani Mamas“, ein lokaler Manager und seine holländisch-stämmige Frau auf der Webseite. Diese ist voll ist mit gestylten Werbefotos von Frauen die im Wasser stehen. Sie haben das Projekt einer erfolglosen NGO 2014 übernommen, international auf den Markt gebracht. Der Algenanbau für diverse Zwecke ist ein interna-tionales Business, die großen Player bauen in China und Thailand an, vermarkten/produzieren selten selbst die große Margen bringenden Beautyprodukte. Die meisten der 23.000 Algenbauern in der Region – fast alle von ihnen sind Frauen – verdienen nur 35 Dollar pro Monat, was deutlich unterm (offiziellen, meist unterbotenen) Mindestlohn von 150 US-Dollar pro Monat liegt.

Aus diesem Grund sind viele Algenbäuerinnen doch auf ihre Ehemänner angewiesen. Inzwischen häufige Scheidungen und lokalkulturelle Tendenzen lassen viele Frauen alleinstehend ihre Kinder aufziehen. 250-300 Euro zahlt Mwani Mamas seinen neun fixen, vor allem in der Produktion tätigen Mitarbeiterinnen, dazu einige Benefits wie bezahlte Schwangerschafts- und Krankheitsfreistellung. Die nachlesbaren 180(!) externen Zulieferinnen haben vermutlich andere Deals…

In Vogue-Interviews und durchgestylten Videos hebt man die potentiell gesundheitsfördernden Qualitäten der Algen hervor die in Labors aktuell erforscht werden. …auch antitoxische Qualitäten für einen lokalen Problemkreis, so liest man:

Heroin

Nach Angaben der staatlichen Drogenkontrolleinheit gibt es in Sansibar zwischen 7.000 und 12.000 heroinabhängige Menschen. Sansibars Insellage macht es anfällig für den Heroinhandel aus Afghanistan und Pakistan, die auf der anderen Seite des Indischen Ozeans liegen. Mehr als 90 Prozent des Heroins, das global im Umlauf ist, stammt aus einigen wenigen Provinzen Afghanistans – das Land ist der größte Opiumproduzent der Welt. Anhaltende Konflikte und strenge Kontrollen machten die kürzere Transportroute über den Balkan in den vergangenen Jahrzehnten immer unattraktiver. Deswegen nimmt ein Teil des Heroins einen Umweg über die sogenannte Southern Route, die über Ostafrika nach Westeuropa führt. Immer mehr Heroin bleibt hier hängen weil der Weltmarkt auf das künstliche Opiat Fentanyl steht.

Es hat sich auch auf Sansibar ein stabiles Drogenkartell etabliert, in dem Geschäftsleute und Hotelbesitzer mit ihrem Geld Politiker und Polizisten auf ihre Seite ziehen. Das geht aus aktuellen Berichten von “ENACT” hervor, eines in Zusammenarbeit mit Interpol durchgeführten Programms zur Bekämpfung transnationaler Kriminalität in Afrika. Der Regierung zufolge sind etwa ein Prozent der Inselbewohner opioidabhängig – bereits damit läge Sansibar über dem weltweiten Durchschnitt von 0,6 Prozent. Aktuelle zuverlässige Zahlen gibt es nicht, die letzte unabhängige Umfrage zu dem Thema ergab aber bereits vor 17 Jahren deutlich drastischere Zahlen.

In einer von der WHO durchgeführten Studie gaben 2003 in Stonetown mehr als sieben Prozent der Befragten an, in den vergangenen 30 Tagen Heroin konsumiert zu haben. Durch die Lage auf der Handelsroute ist das Heroin auf Sansibar besonders günstig. Für ein Gramm nahezu reinen Heroins bezahlt man in Stonetown umgerechnet nur sieben Euro – in den USA würde Heroin derselben Qualität laut UNO mit etwa 80 Euro mehr als das Zehnfache kosten. Auf eine Zigarette geträufelt geraucht, als Pulver geschnupft oder aufgekocht und gespritzt: Ein Rausch kostet so auf der Insel weniger als einen Euro und damit weniger als eine Flasche Bier.

Vor allem junge Menschen haben auf Sansibar kaum Perspektiven: Waren 2008 noch 8,7 Prozent der 15- bis 24-Jährigen arbeitslos, waren es 2014 schon 27 Prozent. Da es lange Zeit keine staatliche Unterstützung für einen Entzug gab, halfen sich die Drogensüchtigen der Insel irgendwann selbst. 2008 wurde das erste „Sober House“ auf Sansibar gegründet, von einem Sansibari, der in Kenia eine vergleichbare Einrichtung besucht hatte. Mehr als 9000 Menschen haben seitdem in einem der Häuser auf Sansibar einen Entzug gemacht. Die Bevölkerung Sansibars ist zu 99 Prozent muslimischen Glaubens, schon der Konsum von Alkohol ist ihnen offiziell verboten.

Drogensüchtige haben in der Gesellschaft einen besonders schlechten Stand, werden als Ausgestoßene behandelt. Das erschwerte es auch zunächst, Sober Houses in Wohnvierteln zu eröffnen. “Die Menschen erwarten, dass solche Einrichtungen außerhalb der Stadt stehen sollten”, sagt der Leiter des Tent Sober Houses. Durch Kampagnen, Gespräche und ehrenamtliche Aktionen mit der Nachbarschaft konnten er und seine Klienten jedoch viel an dieser Haltung ändern. “Die Menschen verstehen jetzt, dass Drogensüchtige krank sind und Hilfe brauchen. Sie halten sie nicht länger für gefährlich und kriminell”. Was er auch erreicht hat: Seit etwa drei Jahren kann auf Sansibar ein Entzug eine Alternative für eine Gefängnisstrafe sein.

Die meisten Klienten zahlen nicht für das Programm – das Sober House finanziert sich größtenteils aus Spenden. Wer es sich leisten kann, zahlt laut Abdullah 150.000 Schilling, etwa 60 Euro pro Monat. Die Sober Houses auf Sansibar sind nur für Männer, das einzige für Frauen musste schon vor Jahren schließen. “Drogensüchtige Frauen will in unserer Gesellschaft niemand unterstützen”, sagt Abdullah. Weder die Familie noch Freunde oder Nachbarn würden Frauen beim Entzug helfen…

Mukke!

Taarab, auch Tarabu, Twarab, (von arabisch برط tarab, „Heiterkeit“) ist ein Musik stil, der sich unter der Swahili-Gesellschaft auf der Insel Sansibar entwickelt hat und Elemente der arabischen, indischen und afrikanischen Musik kombiniert. Taarab hat sich von dort entlang der ostafrikanischen Küste von Tansania bis Kenia und Burundi verbreitet. Zentren des Taarab sind Sansibar, Mombasa, Daressalam und Tanga. Taarab kommt außerdem auf den Komoren nahe Madagaskar vor.

Bi Kitude, die „Königin des Taarab“, hier mit 97 Jahren auf Tournee durch EUropa und Amerika.

Die Wurzel „trb“ bedeutet Gefühlserregung, Emotion oder feinsinniges Vergnügen, hervorgerufen durch die Musik. Etwa ab 1870 wurde am Hof der Sultane in Sansibar Musik gespielt, die der Taarab-Musik zuzurechnen ist. Sie entstand aus einer Vermischung arabischer und afrikanischer Elemente; erst ab 1880 lassen sich auch indische Stilelemente nachweisen.

Damals soll der Sultan Musiker nach Kairo geschickt haben, damit sie dort das Spielen der Kanun-Zither erlernen. Ab 1900 förderte Sultan Hammud ibn Muhammad ibn Said die Gründung der ersten Taarab-Clubs nach dem Vorbild anderer Musik-Clubs im Mittleren Osten. Taarab stellt also exemplarisch das Aufeinandertreffen afrikanischer und arabisch-islamischer Musizierpraktiken dar. In der Herrschaftszeit Ali bin Hamads (1902–1919) holte man sich Musiklehrer direkt an den Hof.

Osmanische Herrscher, mit Gefolge. Ein britischer Staatsvertreter um die Jahrhunderwende gemeinsam mit islamischen Sklavenhändlern in Sansibar. Ganz rechts Tippu Tip, der größte Menschenhändler der afrikanischen Ostküste.

Sie kamen aus Ägypten und brachten Schallplatten mit, die den Suahelimusikern als Vorlage gedient haben sollen, eigene Lieder zu schaffen. Professionelle Musiker konnten sich jetzt auch ausländische Instrumente leisten wie Oud, das hackbrettartige Kanun und Violine. In der Tat entwickelten sich größere Ensembles, die bis heute ein Kennzeichen des spezifisch sansibarischen Taarabs sind wie der „Culture Music Club“. Dieser probt angeblich täglich in seinem Clubhaus. Das wiederum ist umzäunt, wird restauriert – vermutlich wegen Einsturzgefahr, wie viele Bauten in Stonetown.

Also frage ich den Herren der davor in der Abendbriese in seinem roten Platiksessel sitzt. Er weiss von nichts, der 79jährige Glatzkopf – mit Brocken von Deutsch durch seine Jahre als Tourenführer als Kilimandscharo – der nebenan beim Kaffesstand sitzt, meint die Musiker nutzen jetzt eien Musikschule am Jaws Corner, ums Eck.

Beim Friseur gegenüber der verschlossenen Schule erfahre ich, dass am nächsten Vormittag um 11h eine Probe angesgt wäre, ich möge einen der jungen Mäner auf den Stufen vorm Friseur – der mir so wie viele sofort etwas „zum Rauchen’ verkaufen möchte – per Whatsapp vormittags kontaktieren. Das tue ich, er gibt mir eine andere WhatsApp-Nummer eines der Musiker – ja, sie würden heute eventuell wo anders in der Stadt proben.

Letztendlich finde ich heraus, dass die Gruppe in diesen Tagen Hotels an der Ostküste Sansibars bespielt, erst in zwei Wochen wieder in Stonetown wäre. Soll wohl nicht sein, dass ich Streicher, Kanun, Perkussion, Akkordeon und frivole Texte in ihrer Originalversion hören werde. Mich tröstet ein Frau auf youtube die mit 97 Jahren die USA und sogar Österreich mit ihrem Taarab-Ensemble erfreute: Bi Kitude, die Königin des Taarab-Stils.

Sharks Corner

Der morgendliche Kaffee, diesmal auch nachmittags beim stimmungsvollen Taarab-Ensmble am Platz

Gerne sitze ich hier schon um 8:00 Uhr morgens an diesem Eck, das eigentlich ein Platz ist, 15x15m umgeben von gemauerten Rändern die als Sitzgelegenheiten gedacht sind. In der Mitte eine Palme, daneben simple Metalltische und Sitzbänke für die abendlichen Dominospieler.

Hier ist immer etwas los, in der Früh vor allem der Treffpunkt für Bewohner und Händler der Umgebung, die sich hier in kleinen Porzellantassen starken Kaffee oder auf der anderen Seite im Pappbecher Tee ausschenken lassen. Mein Rücken lehnt am noch geschlossenen indischen Shop, aus den Ritzen seiner Tür sickert mich in Reiseerinnerungen hüllender Räucherstäbchen-Geruch.

Die Bandbreite der zwanzig am Platz verstreut sitzenden Männer – es sind nur Männer – vom Hausbesitzer über den Kiffer bis zum demnächst aufsperrenden Geschäftsmann oder Angestellten. Später werden den Platz noch die Hustller kreuzen die in umgebenden Gassen Stangen von Zigaretten aber auch „andere Rauchwaren“ verkaufen, es wird der alte Mann seinen kleinen Gemüse- und Obststand aufbauen von dem ich gerne die perfekt reifen Ananas kaufe.

Der stete Fluss an Menschen, die den Platz kreuzen, wird später geführte Touristengruppen beinhalten, am Abend kommt jemand der die Metallbox in der Ecke des Platzes öffnet und den darin befindlichen gross Bildschirm einschaltet. Jeden Abend füllen sich die Bänke davor mit Fußballfans, während sich davon nicht irritierbare Paarungen von Dominospielern die Tische nutzen, anscheinend Teams darstellen die auf einer schwarzen Tafel mit Kreide ihr Ergebnisse festhalten.

An einem Nachmittag darf ich ein lokales, traditionelles Taarab-Ensemble mit Geigern und zwei sehr verschiedenen Sängerinnen hier erleben. Unvergessslich…

Sharks Corner

…wurde nie wirklich als Gefängnis genutzt und ist derzeit eine Attraktion für die Touristen von Stonetown, da es als Paradies für die Nachfahren von Riesenschildkröten von den Seychellen bekannt ist, die ein britischer Konsul vor hundert Jahren dem Sultan schenkte.

Die Insel ist auch als Changuu bekannt, der Suaheli-Name für einen Fisch, der in den umliegenden Gewässern reichlich vorhanden ist. Ihre Gesamtlänge beträgt 800m, sie ist fünfzehn Bootsminuten von Stowntown entfernt. Hinter der unberührten Schönheit von Prison Island steckt einiges an Geschichte: Die „Gefängnisinsel“ war bis in die 1860er Jahre unbewohnt, als der erste Sultan von Sansibar, Majid bin Said, sie zwei arabischen Sklavenhaltern schenkte, welche die Insel als Strafort für rebellische Sklaven nutzten.

Im Jahr 1893 erwarb der britische Premierminister Lloyd Matthews die Insel und baute – aufgrund des desolaten Zustandes des Gefängnisses von Stown Town, ein besuchender Diplomat hatte sich beim Besuch fast übergeben – ein neues Gefängnis an diesem Außenposten. Obwohl die Bauarbeiten 1894 abgeschlossen waren, beherbergte das Gefängnis nie Insassen weil inzwischen Kolonialbeamte und lokale Reiche die Insel zu sehr als ungestörten Ausflugsort schätzten.

In den 1920er Jahren wurde Prison Island in eine Quarantäneinsel für Gelbfieber umgewandelt, die Gefängnisgebäude wurden in ein Krankenhaus umgewandelt und die Patienten wurden ein bis zwei Wochen lang überwacht, bevor sie die Insel verlassen durften. Heute werden Scharen von Touristen durchgeschleust, exclusive Luxushotel finden sich auf umgebenden winzigen Inseln.

So ein 600$/Nacht-Gefängnis habe ich andernorts auf Sansibar betreten: langweilig, austauschbar – könnte auch an der Coze d’Azur stehen…

Toll bs heftig die Märkte: viel Thunfisch, Ziege – mmmh, Herz! – & Fischeier

Der Schwanz

Was man in Europa getrocknet, aus Sizilien kommend, in den letzten Jahren vermehrt kredenzt in schicken Restaurants sind getrocknete Fischeier, Botarga. Wenn man hier auf den Fischmarkt geht, liegen am Rand neben den Filetstücken von Thunfisch oder Kingfish längliche Objekte, von einer dünnen Haut eingehüllt, teilweise versorgende Adern noch darauf sichtbar. Das sind also Fischeier in der Form wie sie beim Zerlegen der weiblichen Tiere oft dabei sind, die vor allem in Asien – und das ist irgendwie auch Sansibar – gerne gegessen werden.

Kurz Rezepte im Internet lesend, kaufe ich die im Tier paarweise vorkommenden Eiersäcke und koche sie mit wenig Wasser sehr vorsichtig um den Sack nicht zu zerreißen. Als nächsten Schritt werden sie langsam in Öl gebraten, gesalzen und die lokale Chilischärfe hinzugefügt. Es wird am Teller einem faschierten Braten – mit Fischgeschmack – in Form und Biss ähneln. Eine der beiden Hälften zwischenlagere ich in gekochtem Zustand im AirBnB im Kühlschrank auf einem Teller.

Am nächsten Tag fragt mich die Zimmerdame in sparsamem Englisch, eher mit eindeutigen Gesten etwas Längliches zwischen ihren Beinen darstellend was das sei. Meine Google-Translate-Übersetzung auf Swaheli am Handy erleichtert sie!

Der Numerologe

Am Sharks Corner kommt morgends einer der lokalen Geschäftsleute an, mit zwei Mobiltelefonen in der Hand, seine asiatischen Vespa am Rand parkend. Er begrüßt drei Herren und murmelt im vorbeigehen „eleven eleven eleven eleven four Issa“. Als ich ihn erstaunt ansehe ist er sofort bereit sein Geheimnis zu lüften: er ist Numerologe, hat sein aktuelles Buch gerade abgeschlossen und kann mir die Welt mit Zahlen erklären. Nicht gerade eine Wissenschaft die ich ernst nehme, aber ein tolles Thema. Also frage ich ihn ob mein Geburtsdatum etwas über mich aussagt. Er ruft: „natürlich!“

Sofort tippt er meine Zahlen in sein Handy, in die Funktionen seines Numerologie-Apps. Er ist sofort mit dem Ergebnis parat, dass er in all den Jahren niemanden mit so besonderen Ergebnissen wie mich vor sich hatte, denn die Zahl die er herausfindet ist 114. Und das ja bekanntlich die Anzahl der Suren im Koran. Natürlich ein Hinweis darauf dass mich der Kosmos mit der Absicht nach Sansibar geschickt hat, zu ihm, um den Koran zu erkunden.

Ich zeige mich interessiert, lenke aber ab: ich zeige auf das Kennzeichen eines parkenden Mofas und frage ob der Besitzer dieses Motorrad damit Glück hat. Er addiert die vorkommenden Zahlen 996 was als Quersumme mit anderen essenziellen Zahlen seines Apps 38 ergibt – zum Glück eine Glückszahl!. Zum Abschied frage ich noch was mit seinem „4 × 11 Issa“ gemeint war. Er erklärt mir, dass in der Numerologie Issa für die Zahlen elf steht, Issa ja bekanntlich einer der Propheten im Islam ist, nämlich Jesus. So heißt er und die drei Herren die er vorhin begrüßt hatte. Ab jetzt nennt er mich beim Morgenkaffee immer „Mr. 114“.

1000e Katzen bewohnen die Stadt – diese ist die Schoßkatze der Dame die am Sharks Corner ein modernes Taschengeschäft eröffnen wird. Der Strom der Touristen ist hier sicherlich geschäftsfürdernd – der Charme von Jaws Corner demnächt Vergangenheit… …Erinnerung an den (echten!) Birkenstock-Shop in der Medina von Tanger, Marokko.