I GOT SEOUL &
DIE INSEL JAWOL
GERALD BENESCH
“ HAN” ist ein koreanisches Kulturprinzip. Es ist ein schwer zu greifender Begriff, der grob eine große universelle Traurigkeit meint, die nur Koreaner verstehen können. Sie hat damit zu tun, dass über die Jahrhunderte Chinesen, Mongolen – und vor allem die Japaner – immer wieder versucht haben, Korea auszulöschen. Das Volk jedoch hat sich behauptet, mit einer Mischung aus Verstecken und Rebellion. Doch das “ HAN” will nicht vergehen, die Hilflosigkeit und das Gefühl, nie Genugtuung für erlittene Qualen zu bekommen. Hinzu kommt die Teilung Koreas, der koreanische Blues der Familien die zwischen Nord und Süd unwiederbringlich zerrissen sind.
Taipei/taiwan 1.10.2022
Taiwan Taoyuan International Airport 台灣桃園國際機場 …lost in Transit/24 Stunden Pause: Taiwan hatte bald nach meinem Kauf des Flugtickets mit freudig erwartetem 1-Tag-Stopover eine 7-Tage-Quarantäne bei Einreise eingeführt. Lesen, den Gucci&Adidas-Crossover in den Flughafenshops studieren, zwangsflanieren…
„Changing Rrroom“ und „passporrrt“ sind die einzigen beiden Worte, die ich im Sprachgemisch der beiden Damen erkenne. Sie sitzen auf den freien Massagesesseln hinter mir, die aussehen, als wären sie Teile der Ausstattung eines kommenden Matrix-Filmes. Ich versinke darin wie in einer gigantischen Vulva – oder einem Alien das mich langsam zu verdauen beginnt. Was sich aber als sehr angenehm herausstellt, von unter Kunstleder verborgenen Metallrollen an Schultern und Wirbelsäule erstaunlich kräftig geknetet zu werden.
Das spanisch rollende „R“ deutet darauf hin, dass sie auf dem Weiterflug auf die Philippinen sind, wo, kurz nachgelesen, längst nicht mehr das koloniale Spanisch – mit rrrollendem “R” die Hauptsprache ist. Von Magellan auf der fast gelungenen Weltumrundung 1521 entdeckt und nach dem spanischen Infanten Philipp II. “Las Islas Philippinas” getauft kamen die 7641 Inseln, von denen 3144 mit einem Namen benannt und etwa 880 bewohnt sind, erst Ende des 19. Jahrhunderts in Form der Biak-na-Bato genannten Republik zur kurzlebigen Selbständigkeit.
Diese erkannten die Amerikaner nicht an und besetzten die Philippinen bis zur brutalen japanischen Okkupation am Ende des 2. Weltkrieges. Danach erst war der Weg frei für eine eigenständige Republik. Man hinterließ Spanisch und Englisch als offizielle Staatssprachen und deponierte den Auftrag, Telagog/Filipino als dritte weiterzuentwickeln, die größte der 150 bereits vor Kolonialbeginn vorhandenen Landessprachen.
2022 kam Ferdinand Emmanuel „Bongbong“ Romualdez Marcos Jr. an die Macht, der außer der unrühmlichen Verwandtschaft zum Diktator der 70er und 80er Jahre nur zwei abgebrochene Wirtschaftsstudien in England und den USA sowie hochbezahlte aber unbenutzte Vorstandssessel vorweisen kann. „Ang lahat ng tao’y isinilang na malaya at pantay-pantay sa karangalan at mga karapatan.“ Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, Artikel 1: Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren.
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“ Apple Motel” / Incheon 2.10.2022
Im warmen Regen am Flughafen leicht den Bus findend, der mich zu dem kleinen, vorab gebuchten Hotel für diese Nacht bringen soll – ist schon mal die Route von Google Maps eine falsche. Ein Mädchen hilft mir mit dem koreanischen Pendant “Naver” nach mehreren falschen Kilometern den Bus in die richtige Richtung zu finden. Und das im inzwischen strömenden Regen. In einem Teil der gigantischen Seoul-Vorstadt Incheon, der wie eben erst gestern aus dem Boden gestampft, perfekt und futuristisch aussieht.
Naver kurz installiert im Wi-Fi eines Starbucks bin ich wieder am Weg und lande nach einer Stunde im städtischen Kontrapunkt: Abgerockte flache Gebäude mit Feuchtigkeitsflecken, Sperrmüll und schummriges Licht auf den Straßen begleiten mich zu einem winzigen Hotel in unmittelbarer Nähe der morgigen Fähre – das sich ganz stolz „Apple Motel“ nennt. Inklusive einem noch nicht angebissenen Apfel als Logo. Schmuddelig und im wahrsten Sinne filmreif, weil auf den schmalen Gängen amerikanische 60er-Jahre Filmplakate als Tapete geklebt sind. Audrey Hepburn vor meinem Zimmer.
Dieses ist winzig, fensterlos und inkludiert zwei trashige Bademäntel und Herzchenpolster als Hinweis dafür, dass es sich hier wohl eher um ein Stundenhotel für kurze Abenteuer handelt. Meine Neugier ist dann doch größer als meine Müdigkeit, und ich gehe eine kleine Runde zur Fähre und retour, entlang von Geschäften mit Anglerbedarf und vorbei an großen Aquarien mit finster dreinblickenden schollenartigen Fischen vor bereits geschlossenen schmuddeligen Restaurants. Die Webseite der International Ferry ist konsequent auf koreanisch, auch im Netz finde ich nichts Schlüssiges für eine Überfahrt nach Jawol. Ich komme intuitiv gerade rechtzeitig für die Fähre um 8:30 und habe bald das offene Meer vor mir – und diese verwirrende Stadt hinter mir.
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schiff/JAWOL 3.10.2022
Das katamaranartige Schiff voll mit Pensionisten, die zum Wandern auf die Insel übersetzen, teilweise mit Profiausrüstung – wobei sich nachher herausstellen wird, dass die Inselwege sogar bis zu den laut Google Maps versteckt geglaubten Stränden komplett gepflastert sind. Weiterhin stürmisch und nass die Überfahrt, fast problematisch das Anlegen an der Mole. Und dann reißt es klärend auf, blauer Himmel über der Insel, ich versuche, die im Netz von zufriedenen Gästen – durchwegs Koreanern – mit Sternchen empfohlenen kleinen Gasthäuser zu finden. Und lande um die nächste Kurve bei Eiern aus Plastik. Koreaner sind ist ja bekannt für tolles Design, oft mit Verniedlichungsfaktor. So auch hier: in rot oder anthrazit sind runde Räume umrandet, mit einer Glasscheibe nach vorne zur Bucht, zum Strand.
Die Managerin, die sofort auftaucht, spricht exakt kein Wort Englisch, ein gerade abreisender Gast hilft zu übersetzen. Sie deutet auf das rote Ei, in dem eine simple Küchenzeile und auf dem Boden eine Matratze den sehr rudimentären Luxus darstellen. Der Preis wiederum ist deftig. Im Dorf über dem Hügel soll es ganz einfache Unterkünfte geben, und ich finde dort auch gleich ein lang gestrecktesGebäude, das erkennbar aus Apartments im ersten Stock besteht. Ein Bett, ein Badezimmer, eine Gaskocher, alles aus dem letzten Jahrtausend, so basic wie ich es mir wünsche, ebenso mit Blick auf die Föhren und das Meer dahinter.
Ich lege mir Decken und Polster vor die große Schiebetür und atme tief aus. Und dann wieder ein. Das schlaftechnische Chaos der letzten Tage fällt jetzt über mich her und bis Mitternacht bleibe ich in Slumberland…
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Comfort women/trost frauen
Kleine japanisch-koreanische Gutenachtgeschichte gefällig? Japan war ab 1905 Kolonialherrscher in Korea, wollte mit Hitler als Partner Russland stürmen. 1945 war’s vorbei. Comfort-Women/„Trostfrauen“ (japanisch 慰安婦ianfu) ist ein euphemistischer Begriff für Mädchen und Frauen, die für die japanischen Kriegsbordelle des Zweiten Weltkriegs zur Prostitution gezwungen wurden. Die meisten Opfer – etwa 40 % der Trostfrauen – stammten aus Japan, ferner aus Korea selbst und aus Taiwan, sowie aus den besetzten Gebieten wie Indonesien, Malaysia, Philippinen und China. Die südkoreanische Regierung hat offiziell 240 Opfer registriert, aber eine genaue Zahl ist weiterhin umstritten mit Angaben zwischen 20.000 bis 200.000. Laut Schätzungen überlebten nur 30 Prozent dieser Frauen den Krieg. Todesursachen waren meist Krankheiten und Hunger, aber auch Folter und Gewaltdelikte.
Da das Außenministerium keine Reisevisa für japanische Prostituierte mehr ausstellte, begann das Militär mehr und mehr „Trostfrauen“ außerhalb Japans zu suchen, speziell in Korea und dem ebenfalls besetzten Teil Chinas. Viele Frauen wurden auch durch Betrug zu Prostituierten gemacht: Ein Bericht der US-Armee, in dem Interviews mit 20 solcher Frauen wiedergegeben wurden, informiert über Frauen aus Burma, denen von japanischen Offizieren hohe Geldsummen für „Auslandsdienste“ versprochen wurden, mit denen sie Familienschulden und Ähnliches hätten bezahlen können. Die Lebensrealitäten der Frauen waren von Ort zu Ort sehr unterschiedlich. Ein Soldat der Einheit 731, Yasuji Kaneko, sagte aus: „Die Frauen schrien, aber uns war egal, ob die Frauen lebten oder tot waren. Wir waren des Kaisers Soldaten. Ob in Militärbordellen oder in den Dörfern – wir vergewaltigten, ohne zu zögern.“
Der Erinnerungsprozess an die „Trostfrauen“ kam erst Ende der 1980er-Jahre in Gang – und immer noch wird die Thematik in Japan weiterhin gerne ignoriert…
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“jawol 4.10.2022
Jawol, warum eigentlich Jawol? Weil die Welt überall interessant ist! Weil der Name so verführerisch klang, der Wunsch nach einem langsamen Einstieg in die koreanische Realität nach einer Insel vor der Küste rief. Den Finger kurz auf der digitalen Landkarte spazieren geführt, und beschlossen war’s. Der Ort Urgut in Usbekistan hatte sich ja auch als wunderbar herausgestellt – aber das ist eine ganz andere, wodkagetränkte Geschichte. Um 6:30 Uhr, mit dem Sonnenaufgang, gehe ich runter zum Strand, hinüber zu der kleinen, bewaldeten Halbinsel und dem grünen Hügel darauf.
Oben, in eigentlich exklusiver Lage, steht ein Haus aus Metallrahmen und Glas, das auf New Yorks Long Island der 60er Jahre sicher Furore gemacht hätte neben dem Klassiker von Philip Johnson. Ein Grundriss von circa 10×7 m, unterteilt in einen Wohnbereich im ersten Stock inklusive von außen fast einsichtbarem WC mit Blick auf das offene Meer. Weiters eine Küche und ein Essraum mit abgetakelten Metallstühlen die irgendwann mal cool waren. Der einzige Raum mit dunklem Glas dürfte wohl das Schlafzimmer sein. Im Erdgeschoss ist keine Raumunterteilung, es hat helles Parkett, darin stehen ein westliches Rockschlagzeug, eine hölzerne 70ies-Hammondorgel wie sie wohl Deep Purple benutzt haben, und große Lautsprecher.
Erst dann wird mir klar, was das rote Neon-Kreuz auf dem Weg herauf bedeutet, und dass der ältliche Mann mit den schwarz gefärbten Haaren, mit einer Schaufel auf dem Gemüsebeet daneben herumstochernd, der Pfarrer ist. Konfuzianisch gebildete Laien entdeckten im späten 18. Jahrhundert in China Schriften des Jesuiten Matteo Ricci, brachten dessen Ideen nach Korea, tauften einander, tauften Landsleute und begründeten die koreanischkatholische Kirche – ohne jeden Priester. Korea ist damit das einzige Land auf der Welt, in dem „die Herde dem Hirten vorausgegangen ist“. Die Herde wurde dann hundert Jahre lang verfolgt und dezimiert. Märtyrer und Selige entstammen dem radikalen Abtöten westlicher Gedankenformen welche konfuzianische Regenten als bedrohlich für ihren Staat empfanden.
Um 1880 kam es zu einem Zugeständnis an internationale Standards der Religionsfreiheit, Klöster und Kirchen wurden gebaut. Der Pfarrer mit Spaten vor mir ist augenscheinlich evangelisch, Frau und Tochter sind gerade mit dem Aufhängen der Wäsche beschäftigt. Immer wieder ist es für mich irritierend, wenn sich Religionen wie politische Mächte benehmen, glauben, Kolonialismus ausüben zu dürfen. Ich erinnere mich an erfolglose Mormonen, die als sichtbares Erbe Basketballkörbe an Pfählen im ewigen Grün der Mongolei hinterlassen haben. Und wieder falle ich nachmittags ins Bett und wache um Mitternacht auf, lese in den Beschreibungen zweier Welten eines Sohnes koreanischer Deutschlandauswanderer, und eines Deutschen, der hier am Goethe-Institut tätig war. Das Bild wird runder, 50 km von der Grenze zu Nordkorea entfernt.
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von jawol nach Seoul 5.10.2022
Der frühe Morgen holt mich raus auf die Straße an das westliche Inselende,eine Stunde zu Fuß, vorbei an zwei weiteren Buchten mit Sandstrand, in denen es nur noch Wohnhäuser, aber keine Shops oder Hotels mehr gibt, auf einen Hügel am westlichen Ende, den Friedhof.
Diese Orte sagen oft viel über die Alltagskultur, über das Menschsein eines Landes aus. Seien es die namenlosen Steinhaufen, die ich oft im arabischen Raum sah, oder aber diese sehr ästhetischen Lösungen hier: perfekt runde Hügel mit einem Durchmesser von zwei Metern, die dem gepflegten Gras rundherum entwachsen. Daneben Marmorstelen in schwarz, halbmeterhoch mit Namen und Jahreszahl.
Erhaben, mit großzügigem Abstand zueinander, mit Blick auf das Meer. Ich merke, dass dieses intuitive und langsame Einsickern in ein noch immer so fremdes Land an diesem ruhigen Ort wirkt. Und ich beschliesse, am nächsten Tag – vormittags noch ein wenig mit dem Fahrrad des Hotels herumgondelnd – nach Seoul weiterzuziehen. Ein warmer, sonniger Tag und eine wunderschöne Überfahrt mit dem Schiff, im unbesesselten Fahrgastraum liegen die
Mitfahrenden schlafend auf dem Boden oder spielen laut lachend Karten, füttern im Außenbereich Möwen, die geschickt im Flug Chips fangen.
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Incheon, der mit Seoul verwachsene gigantische Vorort, hat bei Sonnenschein mehr Charme. Die jetzt offenen Anglershops und einen bunten Kinder-Amusementpark im Bus passierend mache ich kurz Zwischenstopp beim lokalen Fischmarkt und esse wunderbare frittierte Schrimps an einem der Stände an der Aussenseite, die gerade von Menschen aus den Büros rundherum frequentiert werden. Rein in die U-Bahn, und in einer Stunde bin ich im Zentrum von Seoul, beim Capsule Hotel.
Das Konzept, Menschen in Wandöffnungen schlafen zu lassen die maximal zu knien erlauben – vom Gefühl her eine Mischung aus vorgezogener Sargerfahrung und Höhle – kommt aus Japan. Bad und WC werden geteilt, so bringt man dann hier in einem kleinen Haus locker fünfzig Besucher unter. Das sind meist junge Koreaner und experimentierfreudige Amerikaner. Die USA macht in Korea den größten ausserasiatischen Besucheranteil aus! Genauso spannend ist die Umgebung, der Bezirk – größenmässig wie der 7. in Wien – ist alleinig Druckereien zugeordnet.
Kleine alte Gebäude und vielstöckige Neubauten haben alle im Parterre eine Druckerei, das Rattern von teilweise historischen Geräten wie den dicken Heidelbergs ist überall zu hören, unterbrochen wird die Abfolge von kleinen Esslokalen, deren Gerüche sich mit den Lösungsmitteln aus den Druckereien mischen.
Seoul 6.10.2022
Wenn auf Netflix oder bei Anthony Bourdain koreanisches Essen, vor allem das Streetfood, trendet, dann hat es den Vorteil des Fernsehens: es sieht toll aus – aber man riecht nicht und schmeckt nicht, was da auf dem Teller landet. Unmengen an Fleisch, die hier essenzieller Teil des Essens sind, die radikalen Bearbeitungen von Schweineköpfen und -füßen sind großformatig in den Auslagen und auf Bestellfotos in den Lokalen sichtbar. Essen hat in dieser rasant sich selbst überholenden Stadt hohen Wert – aber es muss schnell gehen!
Dabei darf auch nicht vergessen werden, dass Korea über Jahrhunderte ein ausgebeutetes, ein ausgelaugtes Land war, in dem es keine Mußezeiten gab, in denen ein Escoffier und Carême etwas ähnlich Grandioses schaffen hätte können wie die Haute Cuisine an Frankreichs Höfen. Essen muss allzeit bereit sein, also köchelt in den fliegenden Schnellküchen am Straßenrand permanent etwas vor sich hin. Seien es kleine Teigtaschen, Meeresgetier oder wie eine Ziehharmonika auf Holzstäbchen geraffte Streifen Fishcakes, eine Mischung aus faschiertem Fisch, Gewürzen und Mehl.
Oder große Pfannen mit suppigen Eintöpfen, in denen alles schwimmt, was vorher grün oder blutig war. Korea hat sich in Rekordzeit von einem durch Besatzung und Krieg entkräfteten Land über den Umweg als Billigproduzent für westliche Märkte zu einem eigene Marken im großen Stil weltweit pushenden Land entwickelt. Autos, Handys, Elektronikprodukte aus Korea sind heute hochqualitative Marktführer, auch im asiatischen Raum. Wenn Hyundai bei uns meist bloß ein kleines Auto ist, dann reicht hier die Palette von der Nobellimousine bis hin zu den Tausenden von Bussen die das perfekt funktionierende Transportnetz von Seoul neben den U-Bahnen darstellen.
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Natürlich hat das seine Spuren im sozialen Gefüge hinterlassen, ganze Generation geprägt: die Härte mit der koreanische Eltern ihre Kinder zu Bestleistungen führen, ist mit Konditionierung viel zu nett umschrieben: Die Erwartungen sind die höchstmöglichen. Entsprechend gibt es eine Arbeitskultur, die bis ins Private hinüberreicht, wenn der Boss etwas trinken gehen will, dann ist das “Trinken mit einem großen T”, mit abschließendem Karaoke in den zahllosen Kellerlokalen. Bis der letzte Bus nach Hause fährt. Also sitzen abends überall Männer mit Anzug und Krawatte in den Bars oder schwanken später einander stützend durch die Straßen. Und hoffen, im Suff niemandem der in der Hierarchie über ihnen steht einen „Gesichtsverlust“ zugefügt zu haben. Ganz wichtig und typisch nämlich ist die absolute Hörigkeit jeglicher Person gegenüber, die älter oder im Job wichtiger ist als man selbst.
Ein fast amüsantes Beispiel dafür ist, dass die koreanische Fußballmannschaft erst in den Neunzigern weltweit mitspielen konnte, weil ihr neuer europäischer Trainer den Spielern verbot, den Ball nur hierarchisch, an den Älteren weiterzugeben. Nein, an den Spieler mit der größeren Torchance! So wie Männer im beginnenden offensiven Wirtschaftswachstum ihre eigenen Rituale und neu definierte hierarchische Traditionen kultivierten, war mit Kriegsende und beginnendem Wiederaufbau der Anteil der Frauen daran so wichtig, dass dieser heute noch sichtbar ist in Form der Ajummas. Es sind heute um die 70-jährige, verheiratete Damen, meist mit Dauerwelle und einem Auftreten und einem Selbstverständnis, das an Ruppigkeit grenzt. Gefürchtet als Straßenregeln ignorierende Autofahrerinnen, als Ellbogen nutzende Vordrängerinnen.
Die aktuelle Generation Frauen und Mädchen benutzt wiederum Aegyo als Durchsetzungstaktik: Babytalk mit erhöhter Stimme und langgezogenen Vokalen, begleitet von Augenaufschlag und Fäustchen auf den Wangen ballen. Auch unser in sozialen Medien populär gewordenes Herz, aus zwei Händen geformt, kommt aus Aegyo-Verhalten. Das gibt es sogar in klein und groß: Daumen und Zeigefinger leicht über Kreuz ist das kleine Herz, das große sind die Arme über dem Kopf in Herzform.
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alltag im TV
Im koreanischen Fernsehen erkenne ich nach ein paar mal Durchzappen im Hotel fünf Hauptthemen: billig produzierte Kommentare von Verkehrsfachleuten zu banalen Auffahrunfällen im Stadtverkehr, in ewigen slow-Motion-Wiederholungen. Ganz stark auch die Verkaufsshows im Fernsehen, meist werden die mir aus Taipei bekannten Massagefeauteuils angepriesen.
Auf mehreren Kanälen und in den Varianten “Familienkonflikt” oder “Pärchenstress” gibt es Shows, in denen schräge bis kompetente Fachmenschen von multiplen Kameras eingefangene Verhaltensweisen anderer beurteilen.
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Essen ist ja ein immanent wichtiger Teil der koreanischen Alltagskultur, auch flächendeckend, auf mehreren Kanälen, sitzen bereits sehr rundliche Menschen in ganz üblichen Lokalen um einen Tisch und ergötzen sich laut an Pancakes mit sieben klebrigen Toppings.
Und viel Schlagobers aus der Sprühdose obendrauf. Oder sie machen Wettkämpfe darin wer wieviel Chilisauce – hier wird tatsächlich gerne scharf gekocht – in den Speisen aushält. Als fünftes Genre gibt es trashige amerikanische Actionfilme.
2 x Corona 8.10.2022
Dive Records befindet sich an einer Straßenkreuzung im Elektronik-Viertel. In dieser Gegend werden Kabel, Schalter und dazu passendes Werkzeug über mehrere Straßenzüge in Dutzenden kleinen Geschäften verkauft. Das Dive hat eigentlich Lautsprecherbau und High-Tech-Plattenspieler mit optisch sehr irritierendem hüfthohem Industrie-Roboterarm als Businessmodell.
Dieser hebt Vinyl aus Wandhalterungen auf den Plattenteller, wie eine große Jukebox. Ich merke an, dass damit der Genuss des eigenhändigen Aussuchens, des aus-dem-Cover-Ziehens, des Auflegens des Tonarmes entfällt. Das lässt man gelten, hat aber bereits eine Nobelbar und schwerreiche Privatpersonen damit beliefert. Weil’s dafür cooles Vinyl braucht, gibt es hier auch aktuelle Neuauflagen von 70ies-Soul-Raritäten, im Ambiente eines richtigen Old School-Plattengeschäfts, inklusive Plattenwaschmaschine für lokale DJs.
Der Tipp für Sonntag Abend ist ein Club auf einer Dachterrasse names Corona, in dem ein lokales Plattenlabel Jubiläum feiert, HipHop und House, meint man, wird gespielt. Ein Ausgehviertel voller Bars, den üblichen Schweinebauch- Lokalen und sogar Kebapständen. Zwei Wochen später werden dort ums Eck 150 Menschen an Halloween sterben. Der überdachte Raum ist voll mit trendigen Besuchern, in der Mitte frei für Dance-Battles.
Da gibt es Jungs die zu viert hochprofessionell synchrone Choreographien zu Hiphop-Tracks des Labels tanzen, später eine All-Girl- Truppe in orangem Spandex, alle von K-Pop-Bands inspiriert in den perfekten Bewegungen. Zwischendurch geh ich mal Luft schnappen, auf der Straße mit Maske wie hier üblich, oben dann wieder oben ohne.
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Und hier die Corona-Facts von Südkorea: hier gab es nie einen Lockdown, die Bereitschaft, Masken zu tragen allerdings immer schon, weil Seoul ein skurriles Feinstaubproblem hat: mikrofeine Sande aus der Wüste Gobi tauchen hier im Sommer auf und sind eine tatsächliche Gesundheitsgefährdung aufgrund der mittransportierten Pestizide und sogar Schwermetalle. Das alles neben dem massiven, allzu oft stillstehenden Autoverkehr.
Hier also die Zahlen, und da vertraue ich der lokalen Korrektheit und Akribie, der Konfuzianismus als jahrhundertelange Staatsreligion steckt noch im Blut: Südkorea ist neunmal so bevölkerungsstark wie Österreich, hat eine Booster- Impfungs-Dichte von fast 80% anstelle unserer unter 60%. Und vermutlich dieser Komponenten wegen trotz der Größe die geringfügig höhere Anzahl an Todesfällen wie Österreich! Konfuzianismus in a nutshell: Das Wohl der Gruppe ist individuellen Zielen vorzuziehen/Harte Arbeit ist über die persönliche Freizeitgestaltung zu stellen/ Alter und Berufsstatus sind die Vorgabe, wie viel Respekt einer Person zusteht.
Der Betreiber des Dive gab mir auch Tipps für zwei der hier üblichen Hipster-Bars die daraus entstanden sind, dass man in den armen Nachkriegs-70ern Plattengeschäfte mit Bars kombinierte, auf amerikanisch, und damit es perfekt wirkt, spielte man Raubpressungen von Soul und R&B-Platten. „Hill&Europa“ ist eine Bar, die genauso in Wien oder in London existieren könnte, man spielt dezent die gleichen undergroundigen Songs wie zum Beispiel die lange nicht mehr gehörten Montefioris – und dazu gibt es internationale und eigene Cocktails.
Aber eigentlich bin ich ja wegen Korea hier, also bin ich einen Negroni später schon wieder unterwegs in dieser Gegend, die tatsächlich ein kleines Europa sein möchte – inklusive Baguette-Shop und hoher Expats-Dichte in den Bars und kleinen Supermärkten ums Eck.
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Dongdaemun Design Plaza 9.10.2022
Der Dongdaemun Design Plaza sieht aus wie ein Ufo von freundlichen Aliens, die netterweise in Seoul gelandet sind. 2014 war dieses sehr charmante riesige
Blechteil fertig, entwickelt von den Londoner Zaha Hadid Architects. Ziel des Baus ist es, den hohen innovativen Anteil von koreanischem Design am Weltmarkt zu verstärken, ihm ein Zuhause und Präsentations-Ebenen zu geben. Entprechend finden sich hier Shops mit Design-Kleinkram, von Einkaufstaschen aus gestanztem Papier über Kleinmöbel bis zu K-Pop-Schnickschnack. Ernsthafter ist das angehängte Gebäude, das koreanische Mode vom Entwurf bis zur Umsetzung und Präsentation beheimatet, in diesen Tagen für die Modewoche 2022 auch einen Teil des DDPlaza nutzend.
Auf gut Glück vorbeikommend erhalte ich auf Anfrage einen Sitzplatz in der nächsten Modenschau. Diese ist wuchtig, hochenergetisch und letztendlich auf den gleichen Kriterien wie im Rest der Welt basierend: zu dünne Models, der eher kurzbeinigen und breiter gebauten weiblichen Realität hier absolut nicht entspreched. Sie tragen kurze Kleider aus sehr interessanten aktuellen Stoffentwicklungen. Aber letztendlich sind der Koreanerin neue Kleider im Schnitt an eher braven europäischen Vorbildern orientiert.
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Zaha Hadid’s DDP-UFO / Aegyo in Anwendung /
das “kleine Herz” / ultramoderne Kunst und Mode
Die chiquen lokalen Society- und Meinungsbildnerdamen werden noch kurz vor der Sponsorenwand fotografiert und bekommen bunte Taschen mit koreanischen high-end-Pflegeprodukten überreicht. Den lokalen Yamamoto werde ich zwei Tage später entdecken, als in einem modernen Präsentationsgebäude, in dem eine Ausstellung über die bunte Kooperation von Epson-Textilfarbdruckern und einem lokalen Designer mich anzieht, laute Musik mich in den zweiten Keller hinunterlockt. Die coole Crowd, die anscheinend vorhin noch oben zwischen den bunten Stoffbahnen einen Empfangscocktail zu sich genommen hatte ist hier eng an eng stehend zu recht begeistert von der mutigen Umsetzung in Kleidbares durch Lie Sangbong. Beschrieben als der koreanische Alexander McQueen, mit Bondage-Referenzen und Punk versus Glamour.
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Die beliebte Selfie-Blumenwiese / mein Lieblings-App / Peniswurm vs. Algen /
my Fake Gucci Hat / Fernsehen voller Soundeffekte und graphischem “Wumms”
Die Party nachher am Dach ist der einzige Moment, an dem ich Queerness in Seoul wahrnehme: Ein junger Mann, der schon in der Modenschau dramatisch eine halbnackte Tanzeinlage lieferte, lipsynct in High Heels und Samt-Catsuit mit überschminktem Gesicht einen anscheinend lustigen älteren Schlager auf einer kleinen Bühne. Ansonsten ist im Alltag und in den Medien während meines Aufenthalts nichts spürbar an LGBT-Welten.
Es wäre auch verwunderlich: Sogar Hetero-Paare, die unverheiratet zusammenziehen, werden enterbt, ultrakonservative Werte verhindern ein Coming-out außerhalb der aktuellen jungen Generation. Diese hinterfragt geschminkte Boy-Bands inzwischen nicht mehr, sieht sie im Stillen vermutlich sogar als Vorbild mangels anderer queerer Rollenbilder. Schwul-lesbische Beratungszentren gibt es erst seit knapp zehn Jahren, gleichgeschlechtliche Ehen noch immer nicht.
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HANNAM/SEOUL 10.10.2022
„U.N. Village“ ist die noble Adresse in Seoul mit erhöhter RollsRoyce- und Maserati-Dichte. Ganz oben am Hügel eine Klinik für Stammzellen-Therapie, die passend zu den poshen überreifen Nachbarn Hilfe bei Haarausfall und Sehproblemen verspricht.
Dazwischen der österreichische Nobelgalerist Thaddäus Ropac mit großformatigem Anselm Kiefer und Texten von Rilke. Koreanisches Feng-Shui findet hier im Hannam-Bezirk Bestätigung, benannt nach dem Berg Nam und dem Fluss Han, die perfekte Wohngegend: Ein Berg hinter einem, ein Fluss davor.
Und hier wohnen die Chaebol, der Begriff für die mächtigsten Familien, die koreanische Konglomerate wie Samsung und Hyundai leiten. Andere Prominente, die U.N. Village ihr Zuhause nennen, sind unter anderem lokal wohlklingende Namen wie Shin Min-A, Han Hyo-Joo, Han Chae-Young, Ha Ji-Won, Park Ye Jin, Soo Ae und Lee Hyori – Schauspieler und K-Pop-Stars.
Und dem Namen der Gegend entsprechend hochdotierte UNO-Beamte oder internationale CEOs von Konzernfilialen.
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MUSEEN in SEOUL
Der Eintritt in Museen ist meist gratis, die Bandbreite umfasst sogar drei, die zu Recht den Titel “…of Modern Art” führen. Es gibt aber auch die toll präsentierten Möglichkeiten in Geschichte und Tradition einzutauchen: das Seoul Folk Music Museum ist in einem der gut erhaltenen Hanoks, den ebenerdigen Holz- und Steinbauten mit chinesisch inspirierter Giebelkeramik untergebracht. Videos und Kopfhörer lassen einen in einer breit gestreuten Musikaliensammlung – vom Wiegenlied bis zum Arbeitslied oder in den Gesängen der Abalonemuschel-Taucherinnen – versinken.
Mein App, der die lokalen Hangeul-Schriftzeichen mittels der Kamerafunktion übersetzt (eine buchstaben-orienierte Schreibweise aus dem 15. Jahrhundert mit 14 Konsonanten und 12 Vokalen), liest mir quasi das interessante Plakat des Bukchon Traditional Center 북촌전통공예체험관 vor: An zwei Tagen finden hier kleine, feine Konzerte traditioneller Kompositionen und Gesänge statt, ergänzt um moderne Adaptionen und Durchmischungen. Pansori ist Koreas immer noch blühende Tradition des Geschichtenvortrages. Dabei erzählt ein Sänger, der stilisierte Sprache, ausdrucksstarke Deklamation und herzzerreißenden Gesang einsetzt, lokale epische Geschichten. Einziges Utensil ist ein Fächer und eine beidseitig zu spielende große Trommel.
Der sitzende Trommler ist der kommentierende “erste Zuhörer”. Von höchster Bedeutung bei der Pansori-Aufführung, die zum großen Teil improvisiert ist, ist die Kommunikation zwischen den beiden. Ursprünglich sangen Männer Pansori, aber heutzutage sind Frauen häufiger auf Bühnen anzutreffen. Abends als Abschluss gibt es in einem nahen Theater die aktualisierte Version von Instrumentierungen: ein Flötist tritt gemeinsam mit einem Moog- Synthesizer-Spieler zu technoiden Sounds auf, eine Spielerin des Gayageum – einem dem japanischen Koto ähnlichen Saiteninstrument – wird von einem Flamencogitaristen begleitet. Eine Yanggeum-Solistin legt ein rasantes Solo mit diesem hackbrettartigen Instrument hin, das eigentlich dem indischen Santoor entspringt.
Und dann hinaus in die Nacht, die in diesem Viertel nicht saufenden Büropartnern sondern schicken jungen Menschen gehört, die in straßenseitigen Fotostudios die angebotenen Verkleidungen nutzen, von glitzernd bis traditionell, um sich dann in Selfieboxen zu fotografieren.
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Gelebte Tradition im Alltag: Tracht in den Parks und Museen / Jugend zwischen lieblichen Speisekarten und eventuell queeren K-Pop-Stars als Werbeträger / Pansori
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mÄrkte in SEOUL
“Zuerst kommt das Fressen, dann kommt die Moral” – Brecht. Und ja, bei 20 Millionen Menschen im Großraum Seoul mit einem unbändigen Hunger nach Fleisch und Meeresgetier kann ich nur die zwischenzeitlich hier am Ruder befindlichen buddhistischen Werte in Frage stellen.
In jedem Häuserblock Lokale, die von der Decke auf Tische hängende Abluftrohre haben, um damit am Minigrill Gebratenes zu entlüften. Die immensen Mengen die hier in Mittagspausen, bei abendlichen Bürobesäufnissen verschlungen werden, müssen auch produziert werden. Und Vegetarier sind hier nonexistent, so wie es aussieht. Nachdem ich immer Märkte besuche auf meinen Reisen, bin ich gleich bei meinem Capsule/Schlafkojen-in-der-Wand- Hotel fündig geworden, bei einem Trockenprodukte-Markt.
Das einzige Nicht-Animalische sind Pakete von diversen getrockneten Algen, die in Suppen, als Deko auf Speisen und für die grob gerollten, omnipräsenten Gemüse-Sushis Kimbap benutzt werden. Ansonsten nur flachgepresste Octopoden im Dutzend, Fische, die traditionell in der Herbstluft im Freien getrocknet werden, mit Bastschnüren aufgereiht, Milliarden von Shrimps in diversen Größen und Farben.
Das war ja noch verdaubar, aber 4 U-Bahn-Stopps südlich ist der Noryangjin Fisheries Wholesale Market, der auf zwei Etagen, jeweils zwei Fußballfelder groß, Lebendiges anbietet. Allein die Abteilung mit langbeinigen Meeresspinnen, die in Horrorfilmen auftreten könnten, und handtellergroßen flachen Krabben ist unübersehbar. Gleich danach Unmengen von Rochen, die auf dem Rücken liegend präsentiert werden, mit geöffnetem Gedärm. Permanent werden lebende Tiere auf Wagen gehoben, gemessen und von Schlächtern mit spitzen Haken gleich daneben getötet. Den ganzen Tag, die ganze Nacht, sieben Tage die Woche. Eine Verkaufsgasse weiter die Sashimi-Metzger, die aus dem frischen Fisch kleinteilig die Filets extrahieren – Hoe genannt – für schön arrangierte Plastikteller voll mit rohem Gelbflossen-Thunfisch, Aal, Flunder, Oktopus und Seegurke, bereit für die Restaurants im Zentrum.
Auf besonderen Wunsch gerne auch mit Halocynthia roretzi, einer passend Meeresananas genannten Meeresscheide. Ein Lebewesen, das nur in einem halluzinatorischen Ökosystem erfunden worden sein kann. Beliebt für ihren Geschmack, der als “etwas wie Jod” oder als “in Ammoniak getauchter Kautschuk” beschrieben wird.
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Der Gwangjang Markt, ein Paradies für süße Blutwürste,
Meeresgetier, Fischroggen – und auch trinkfreudiger Locals
buddhismus und schamanismus
Vom 3. bis zum 8. Jahrhundert war der Buddhismus in Gesellschaft und Herrscherschaft sehr präsent, er wurde sogar von hier aus nach Japan exportiert. Als sich der Daoismus ausbreitete, begannen die Herrscher, den Buddhismus zu unterdrücken.
Wiewohl der Daoismus in einigen Gedanken, zum Beispiel der Gelassenheit im Zusehen, wie sich die Welt bewegt, dem Buddhismus ähnelt. Auch er von einem mystischen Denker, Laotse, initiiert – der vermutlich nie existierte – und in der Sammlung Daodejin festgehalten. In dieser Trinität folgte in Korea der Konfuzianismus, eine ähnlich auf Tugenden basierende Lebens- und Denkensweise, entwickelt von Konfuzius, der eher Politikberater war, ähnlich wie Buddha und eventuell Laotse im 6. vorchristlichen Jahrhundert lebte.
Schamanen, die in Korea mit großer Mehrheit Frauen sind, in solche mit Geistkontakt (mudang, mansin) und Erbschamanen unterteilt, die ihre territoriale Gemeinde von ihren Eltern vererbt bekommen. Einige besondere Eigenarten, die koreanische Schamanen von anderen unterscheiden, ist das Fehlen tierischer Hilfsgeister denn Geister haben in Korea meist menschliche Gestalt. Ementsprechend sind die Schamanentrachten oft Kostüme oder Uniformen bestimmter Personen oder historischer Epochen.
Im Unterschied zu sibirischen Schamanen erleben die Gangsinmu während ihrer Berufung auch keine Todes- und Wiedergeburtsvision. Schamanen gehörten früher zur niedrigsten Klasse der Gesellschaft und wurden mit Sklaven, Schlächtern, Schauspielern und Prostituierten auf eine Stufe gestellt. Teilnehmer einer Zeremonie, eines “Gùt” vergessen während der Zeremonie zugunsten dionysischer Ideale die konfuzianisch geprägten Anstandsregeln, die normalerweise das öffentliche Leben dominieren: Sie trinken, tanzen und singen lautstark und ohne Hemmungen. Der empfundene Kontakt mit den Geistern ist oft von emotionalen Ausbrüchen begleitet. Bei Unzufriedenheit mit einer Situation oder einem Zustand wird mit den Geistern gestritten und diskutiert, Wünsche werden in wortreichen Diskussionen ausgehandelt und Verstorbene tränenreich und klagend verabschiedet.
Rund um Seoul leben ca. 300 Schamanen, viele sind über Blogs und Websites konsultierbar. Oft kontaktieren Hochgebildete oder Politiker einen Schamanen für Segen, für Hilfe bei einem Problem wie Krankheit oder Eheschwierigkeiten.
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Das Nonnenkloster im Vorort / das geniale Crafts-Museum / Freude an der vielfältigen Historie / Adieu 12-Jahre-Koffer / auf dem Weg zum Aeroport, Taiwan, Bangkok, Wien…
kompendium koreanischer emoticons
ㅋㅋㅋ = Korean LOL, pronounced “keu-keu-keu”
ㅎㅎㅎ = Korean hahaha, written as HHH
ㅜㅜ = tears streaming down.
ㅠㅠ = tears streaming down times two.
T.T = tears. Intl. keyboard, type T consonant.
Y.Y = tears. Intl. keyboard, type Y consonant.
OTL = person crying on the ground. Intl. keyboard.
요TL = person vomiting on the ground. Intl. and Korean keyboard.
ㄱㅅ = abbreviation of 감사합니다 (gam-sa-hap-ni-da), which is “thank you”.
ㄷㄷ / ㄸ = abbreviate of 덜덜 (duhl-duhl), which indicates shivering. Nordkorea wird während meines Aufenthaltes Raketen über Japan hinweg ins Meer abschiessen:
ㅗ = FU! Sticking up the middle finger.
ㅗㅗ = FUx2!! Sticking up two middle fingers.
ㄷㅊ = abbreviation of 닥쳐 (dak-chyeo), which means “shut up”.
~ = can be used after writing anything. It can have a cutesy, Aegyo vibe.
-_-;; = sweating/embarrassed
;;;;;; = sweat marks. The more, the more embarrassed you are!
@.@ = confused
^^ ^_^ ^.^ ^o^ = smileys 😉














